Peter Thiel
©IMAGO / Newscom WorldNvidia im Spannungsfeld zwischen Boom, Skepsis und Lieferproblemen: Mehrere Großinvestoren ziehen sich aus Nvidia zurück. Parallel meldet der Chipkonzern ein starkes Quartal, kämpft aber mit Lieferengpässen, Margendruck und Unsicherheiten in China.
Drei Jahre nach dem Start von ChatGPT wächst unter Investoren die Sorge, dass sich der KI-Boom von den wirtschaftlichen Grundlagen löst. Hinweise auf zirkuläre Geschäftsmodelle und hohe Bewertungsniveaus nähren Befürchtungen einer Überhitzung. Neue Verkäufe prominenter Anteilseigner verstärken diesen Trend.
Rückzug namhafter Investoren
Der Hedgefonds des Tech-Investors Peter Thiel trennte sich im dritten Quartal vollständig von seinen Nvidia-Aktien. Auch SoftBank-Chef Masayoshi Son stieg aus – und leitete die Mittel in eine große Position auf OpenAI um. Die Nvidia-Aktie verlor im November bisher 7,9 Prozent an Wert, nachdem sie in den vergangenen drei Jahren um 1.200 Prozent gestiegen war. Der Gesamtmarkt gab im selben Zeitraum 2,5 Prozent nach.
Brian Stutland, Chief Investment Officer von Equity Armor Investments, betont die Bedeutung der künftigen Geschäftszahlen: „Mit jedem Quartal, das verstreicht, werden die Gewinne von Nvidia wichtiger, um zu verdeutlichen, wohin sich die KI entwickelt und wie viel dafür ausgegeben wird.“
Hohe Nachfrage – aber strukturelle Engpässe
Trotz der Debatte über eine mögliche Blase bleibt die Nachfrage nach Nvidia-Chips hoch. Cloud-Anbieter wie Microsoft investieren Milliarden in KI-Infrastruktur. Nvidia-Chef Jensen Huang erklärte zuletzt, das Unternehmen verfüge bis 2026 über Aufträge im Wert von 500 Milliarden US-Dollar.
Gleichzeitig erhöht Nvidia die Komplexität seiner Systeme. Neue Plattformen kombinieren Grafik- und Zentralprozessoren mit Netzwerktechnologie und erweiterten Kühloptionen. Der Auftragsfertiger TSMC erweitert seine Kapazitäten im Bereich Advanced Packaging, um Engpässe zu beheben. Dennoch belasten die laufende Einführung der Blackwell-Chips und die Entwicklung der Rubin-Prozessoren die Margen. Für das dritte Quartal wird ein Rückgang der bereinigten Bruttomarge auf 73,6 Prozent erwartet. Der Nettogewinn dürfte gleichzeitig um 53 Prozent auf 29,54 Milliarden US-Dollar steigen.
Auch Michael Burry, bekannt durch seine Wette gegen den US-Hypothekenmarkt, setzt gegen Nvidia. Er argumentiert, Cloud-Konzerne würden ihre Ergebnisse durch längere Abschreibungszeiträume für KI-Hardware künstlich verbessern.
Strategie, Bilanzrisiken und geopolitische Unsicherheiten
Weitere Aufmerksamkeit gilt den großen Engagements des Unternehmens: Nvidia investiert 100 Milliarden US-Dollar in OpenAI und hält eine Beteiligung von 5 Milliarden US-Dollar an Intel. Zum 27. Juli verfügte der Konzern über liquide Mittel von 11,64 Milliarden US-Dollar.
Unklar bleibt, wie sich die US-Exportbeschränkungen auf das China-Geschäft auswirken. Huang betonte, es gebe derzeit „keine aktiven Gespräche“ über den Verkauf von Blackwell-Prozessoren nach China. Spekulationen um abgespeckte Varianten hält das Unternehmen offen. In der jüngsten Prognose wurden Umsätze aus China bei fortschrittlichen Prozessoren nicht mehr berücksichtigt.
Überraschend starkes Quartal
Parallel zur Marktdebatte legte Nvidia Zahlen vor, die ein weiteres Wachstum belegen. Der Umsatz stieg im dritten Quartal um 62 Prozent auf 57 Milliarden Dollar, der Reingewinn erreichte 31,91 Milliarden Dollar. Laut Huang sind insbesondere die Blackwell-Chips „ausverkauft“, der Bedarf an Rechenleistung steige weiter.
Für das Schlussquartal 2025 erwartet Nvidia Erlöse von 65 Milliarden Dollar, plus/minus zwei Prozent. Die Aktie legte nachbörslich um zwei Prozent zu; auch die Titel eines großen Konkurrenten gewannen 1,6 Prozent.






