Hansainvest wirft dem maroden Immobilienkonzern vor, Kapitalanlagegelder vertragswidrig verwendet zu haben. Unterdessen bedauerte Signa-Investor und Fressnapf-Gründer Torsten Toeller, dass er rund um Benko und die Signa "naiv" gewesen sei.
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Eine Tochter des Versicherungskonzerns Signal-Iduna hat laut Süddeutscher Zeitung (SZ) Strafanzeige gegen ehemalige Verantwortliche der insolventen Signa-Gruppe des Tiroler Firmengründers René Benko gestellt. Die Tochterfirma Hansainvest wirft der Signa vor, Kapitalanlagegelder vertragswidrig verwendet zu haben. Unterdessen bedauerte Signa-Investor und Fressnapf-Gründer Torsten Toeller gegenüber der Bild, dass er rund um Benko und die Signa „naiv“ gewesen sei.
Ausfälle in Millionenhöhe
Hansainvest mit Sitz in Hamburg hatte laut SZ Genussscheine der Signa-Gruppe für fünf Bauprojekte in Deutschland und Österreich gezeichnet. Durch die Insolvenz der Signa erlitt Hansainvest allein durch die Investition in die Genussscheine einen Verlust in Höhe von 60 Millionen Euro. Der Mutterkonzern Signal-Iduna war demnach mit bis zu 900 Millionen Euro bei der Signa-Gruppe investiert. Die meisten Investitionen sind nach Unternehmensangaben größtenteils grundpfandrechtlich gesicherte Darlehen. Dafür musste der Konzern keine Abschreibungen vornehmen.
Insgesamt belaufen sich die Abschreibungen von Signal-Iduna auf eine Höhe von etwa 350 Millionen Euro. Zuvor war von 250 Millionen Euro die Rede gewesen. Weitere notwendige Wertberichtigungen seien nicht erkennbar, sagte ein Sprecher des Konzerns der SZ. Auf der anderen Seite habe die Versicherungsgruppe aus den Signa-Investitionen seit 2015 Renditen in Höhe von gut 200 Millionen Euro eingenommen.
Großunternehmer sehen sich geschädigt
Erst am Dienstag war bekanntgeworden dass sich Benko einem weiteren, millionenschweren Betrugsvorwurf zu stellen hat. Er soll angeblich den früheren Strabag-Chef und Signa-Großaktionär Hans Peter Haselsteiner im Ausmaß von 5 Mio. Euro geschädigt haben. Die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft leitete ein weiteres Ermittlungsverfahren wegen schweren Betrugs gegen Benko ein.
Und auch ein anderer milliardenschwerer Benko-Investor meldete sich am Mittwoch via NZZ zu Wort: „Rückblickend muss ich sagen: Ich war naiv“, so Fressnapf-Gründer Torsten Toeller, der mit der Signa 150 Mio. Euro verlor. Ursprünglich habe er ein gutes Geschäftsmodell erkannt, sei von Benko beeindruckt gewesen. Später habe er die undurchsichtigen Strukturen erkannt, der Ausstieg sei nicht leicht gegangen.
Benko habe „es geschafft, uns mit Einzelgesprächen und unterschiedlichen Informationen auseinanderzuhalten“, so Toeller. Aus seiner Sicht gab es „Mitwisser und Mitspieler“. Aber Benko sei der „zentrale Dreh- und Angelpunkt dieses sich mal als unwahrscheinlich erweisenden Betrugs“ gewesen, so Toeller. Es gilt die Unschuldsvermutung für Benko, der in U-Haft sitzt. Toeller: „Er hat nach meiner Einschätzung nie Verantwortung übernommen. Er schiebt sie auf Dritte – die Banken, die Investoren, die Hauptkunden und jetzt die Behörden.“
Eine Anklage fertig
Der Ex-Unternehmer und als solcher insolvente Benko war im Jänner festgenommen worden. Seine Signa Holding hatte Ende 2023 Insolvenz angemeldet. Die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) ermittelt in diesem Zusammenhang „wegen schweren Betrugs, betrügerischer Krida, Untreue, Förderungsmissbrauchs und Gläubigerbegünstigung“ gegen mehr als ein Dutzend Beschuldigte und zwei Verbände.
Mitte Juli hatte die WKStA eine erste Anklage wegen Betrugs gegen Benko erhoben. Dem Gründer des Signa-Konzerns wird betrügerische Krida vorgeworfen. Der Prozess soll in Innsbruck stattfinden, Termin gibt es noch keinen, die Anklage kann auch noch beeinsprucht werden. Benko bestritt stets sämtliche Vorwürfe.
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