Nach den Recherchen der Vorwoche über Roland B., den langjährigen, aber fast niemandem bekannten engen Vertrauten von René Benko, gibt es nun neue brisante Details. Auch seine damalige Ehefrau, Romana B., stand jahrelang auf der Gehaltsliste der Signa Holding. Der Fund deutet auf ein Geflecht hin, in dem nicht nur enge Vertraute, sondern auch deren Familienangehörige vom System Signa profitierten
Das Phantom Roland B. – eine Schlüsselfigur in den frühen Jahren des Tiroler Finanzjongleurs – gehörte zum inner circle rund um den Tankstellen-Erben Karl Kovarik, in dessen Privatstiftung er im Vorstand saß, und René Benko. Ein Bild aus dem Jahr 2014 zeigt ihn mit seiner damaligen Ehefrau Romana an der Seite von René und Nathalie Benko bei der feierlichen Eröffnung des Luxushotels Park Hyatt in Wien – damals im Besitz der Signa.
Projektscout und Dolmetscherin
Aus News und Krone vorliegenden Dokumenten geht nun hervor: Nicht nur er selbst stand jahrelang als Außendienstmitarbeiter im Sold der Signa, sondern eben auch Romana J. B.
Laut einem Dienstzeugnis war sie vom 1. Jänner 2004 bis 31. März 2017 „als Projektscout und Dolmetscherin“ für die Signa Holding tätig. Über Jahre erhielt auch sie eine vom Management unterzeichnete Außendienstbestätigung. Darin heißt es, sie sei „als Projektscout im Geschäftsbereich Immobilien tätig“, zu mindestens 80 Prozent im Außendienst und in direktem Kundenkontakt – von der Geschäftsanbahnung bis zum Abschluss.
Sie sei zudem für die „Findung, Sondierung und insbesondere die Geschäftsanbahnung neuer Immobilien-Projekte“ zuständig gewesen und war Teil eines hochspezialisierten Teams. Doch ehemalige Signa-Mitarbeiter erinnern sich nicht, sie im beruflichen Kontext wahrgenommen zu haben. Nur im Rahmen einer jährlichen Weihnachtskarte.


Romana B. stand bis 2017 im Sold der Signa.
Unbekannte Gesellschafterin
Und nur wenigen Verantwortlichen rund um René Benko dürfte bis heute überhaupt bekannt gewesen sein, dass Romana B. in den Gründungsjahren selbst zu den Eigentümern der Signa Holding zählte. Ein vertraulicher Abtretungsvertrag aus dem Jahr 2007 hält dies nun eindeutig fest und gewährt Einblick in das enge Naheverhältnis zwischen ihr, Roland B. und Benko.
Darin heißt es: „Die Verkäuferin ist Gesellschafterin der Gesellschaft mit einer zur Gänze einbezahlten Stammeinlage von EUR 1.500.000,00.“ Weiters steht in dem Dokument: „Der Kaufpreis für den Geschäftsanteil beträgt EUR 1.500.000,00 (Euro eine Million fünfhunderttausend).“ Als Vertreter von Romana B. bei der Unterzeichnung fungierte ihr damaliger Ehemann Roland B., Käufer war damals die „René Benko Privatstiftung“.


Diskrete Verbindung: 2007 sollte Romana B. ihren Anteil an der Signa Holding verkaufen.
„Krieg“ wegen einer „lächerlich geringen Summe
Und noch Jahre später, im November 2023, machte Roland B. in einer Nachricht an René Benko deutlich, wie persönlich er die Vorgänge rund um den Niedergang der Signa Gruppe und seiner eigenen Kündigung durch das Signa-Management nahm. „Vorweg einmal gehe ich nach wie vor davon aus, dass die ganze Sache auf einem Irrtum beruht“, schrieb er, um gleich darauf anzufügen: „Trotzdem finde ich es eine Frechheit, wie du mit mir umgehst!“
Er erinnerte Benko an ihre bald 25-jährige Bekanntschaft und daran, dass er ihm stets loyal zur Seite gestanden und „immer sofort geliefert“ habe, „wenn du etwas gebraucht hast – und das war nicht wenig … und da ging’s damals für dich um alles, vergiss das nicht! Auch habe ich dir immer, bis heute, den Rücken freigehalten.“ Roland B. stellte die Frage, warum „2,5 Jahre vor Auslaufen unserer Vereinbarungen“ und bei einer „lächerlich geringen Summe“ nun ein „Krieg“ begonnen werden solle. Die Nachricht endete mit drohendem Ton: Er werde sich eine geplante Aktion „nicht gefallen lassen – koste es, was es wolle“.
Verschiebungen
Aus einer vorliegenden internen E-Mail vom 27. Dezember 2012, verfasst von Benkos langjährigem Innsbrucker Steuerberater Peter Pfleger, wird deutlich, dass die finanziellen Verbindungen zwischen der Familie B. und der Signa auch Jahre nach dem Gesellschafterausstieg von Romana B. anhielten. „Du wolltest wissen, warum trotz der Übernahme der Verrechnungskonten im Jahre 2007 durch die René Benko Privatstiftung heute noch ein Verrechnungskonto B. besteht“, beginnt Pfleger seine Erklärung an Benko.
Er führt aus: „Mit dem Abtretungsvertrag aus 2007 wurden die Verrechnungskonten in der damaligen Höhe von 205.047,81 (Romana) und 58.145,50 (Roland) von der René Benko Privatstiftung übernommen. Per 31.12.2007 waren die Verrechnungskonten auf Null.“ Dann beschreibt er die neue Entwicklung: „Am 8. 10. 2008 hat die Signa Holding GmbH der Romana J.-B. 375.000,00 € überwiesen, gebucht als Darlehen. Am 29. 9. 2009 wurden weitere 30.000,00 € bezahlt.“ Inklusive Zinsen, so P., habe sich dieses Verrechnungskonto „bis zum 31. 12. 2011 auf 453.395,59 € aufgebaut“.
Alte Forderungen
2021 musste die alte Forderung aus dem Signa-Bereich endgültig „verschoben“ werden – und zwar mit juristischem Feinschliff. Über die Jahre war der ursprüngliche Betrag samt Zinsen auf mehr als eine halbe Million Euro angewachsen.
Die Lösung: Die Familie Benko Privatstiftung, Miteigentümerin der Signa Holding, übernahm die offene Summe offiziell durch eine Forderungsabtretung. Damit verschwand die Verbindlichkeit aus den Büchern der Signa Holding – und landete im Einflussbereich der Benko-Stiftung. Und das Thema B. war zumindest in diesem Bereich bereinigt.
Dieser Beitrag ist ursprünglich in der News-Printausgabe Nr. 33+34/25 erschienen.