IT-Sicherheit wird zur Überlebensfrage – Experte Markus Roth warnt vor Ransomware, Phishing und Deepfakes und gibt konkrete Tipps für Unternehmen
In einer zunehmend digitalisierten Welt sind Cyberangriffe eine der größten Gefahren für Unternehmen. In Oberösterreich ist das Bewusstsein für die Risiken durch Cyberkriminalität zwar auf dem Vormarsch, doch viele Unternehmen unterschätzen die Gefahr und sind bereits Opfer von Angriffen geworden. Markus Roth, Obmann der Fachgruppe für Unternehmensberatung, Buchhaltung und Informationstechnologie (UBIT) bei der WKO, erklärt die aktuellen Bedrohungen und gibt wertvolle Tipps, wie man sich davor schützen kann.
Wie steht es um das Bewusstsein für IT-Sicherheit in Oberösterreichs Unternehmen?
Es wird immer mehr bewusst, wie gravierend Cyberangriffe sein können. Viele Unternehmen in Oberösterreich hatten bereits Cybersecurity-Vorfälle. Eine erschreckende Zahl: Jedes zweite Unternehmen war schon einmal betroffen. Doch vielen ist noch nicht klar, wie schnell und umfassend ein solcher Angriff das gesamte Unternehmen in den Ruin treiben kann.
Welche Arten von Cyberangriffen sind besonders gefährlich?
Ein häufiger Vorfall ist Ransomware, bei dem Daten durch Schadsoftware verschlüsselt werden. Die Angreifer fordern Lösegeld, um die Daten wieder freizugeben, oder drohen, sensible Informationen zu veröffentlichen. Diese Angriffe können verheerende Auswirkungen auf Unternehmen haben.
Wie können Unternehmen solche Angriffe vermeiden?
Es gibt einfache, aber effektive Schutzmaßnahmen. Besonders wichtig ist eine funktionierende und regelmäßig aktualisierte Firewall. Auch Geräte wie Drucker oder Scanner, die oft als unkritisch gelten, stellen ein Risiko dar, wenn sie nicht richtig abgesichert sind. Alle Geräte im Netzwerk müssen geschützt und regelmäßig mit Updates versorgt werden.
Welche Rolle spielt der Mensch bei der IT-Sicherheit?
Der Mensch bleibt oft die größte Schwachstelle. Phishing-Mails sind ein häufiges Einfallstor, da sie zunehmend täuschend echt wirken. Eine regelmäßige Sensibilisierung und Schulung der Mitarbeiter ist daher unerlässlich, um solche Angriffe zu erkennen und zu vermeiden.
Wer haftet im Falle eines Cyberangriffs?
Grundsätzlich haftet das Unternehmen, insbesondere der Geschäftsführer. Fehler, die zu einem Angriff führen, sind oft vermeidbar, und die Unternehmensleitung trägt die Verantwortung für die IT-Sicherheit. Es gibt zwar Dienstleister und Cyberversicherungen, die unterstützen können, doch die Prävention bleibt entscheidend.
Welche Rolle spielen Cloud-Lösungen bei der IT-Sicherheit?
Cloud-Lösungen bieten Vorteile, da Anbieter hohe Sicherheitsstandards gewährleisten. Allerdings birgt eine unsachgemäße Nutzung auch hier Risiken. Eine durchdachte Kombination aus Cloud- und lokalen Lösungen ist die sicherste Option, um Daten vor Angriffen zu schützen.
Warum sind Unternehmen in Oberösterreich ein Ziel für Cyberkriminelle?
Cyberkriminalität ist längst ein organisiertes Verbrechen. Hackergruppen spezialisieren sich darauf, Schwachstellen in Unternehmen auszunutzen, und bieten im Darknet Zugangsdaten zum Kauf an. Solche Angriffe sind heute so einfach wie der Einkauf im Onlineshop, was das Risiko für Unternehmen erhöht.
Wie unterstützt die Fachgruppe UBIT?
Die UBIT stellt ein Netzwerk aus IT-Sicherheitsexperten zur Verfügung, die Unternehmen helfen, ihre Systeme abzusichern. Über die Webseite huddlex.at können sich Unternehmen mit Fachleuten vernetzen. Zudem gibt es eine IT-Security-Experts-Group, die Experten aus verschiedenen Bereichen der IT-Sicherheit umfasst.
Wie erkennt man Deepfake-Angriffe?
Deepfake-Technologie kann zur Manipulation von Sprach- und Videoaufnahmen genutzt werden, um Personen zu imitieren. Es wird zunehmend schwieriger, diese Fälschungen zu erkennen. Bei Videoanrufen sind oft kleine Fehler in der Darstellung zu finden; bei Anrufen kann gezielte Nachfragen helfen, um die Identität zu überprüfen, bevor man vertrauliche Informationen preisgibt.
Cyberbedrohungen sind allgegenwärtig und es wird zunehmend schwieriger, sich davor zu schützen. Doch mit regelmäßigen Schulungen, aktuellen Sicherheitsupdates und der richtigen Expertise können Unternehmen in Oberösterreich ihre IT- Systeme effektiv absichern und sich vor den immer ausgeklügelteren Angriffen schützen. Seien Sie skeptisch und holen Sie sich Hilfe, bevor es zu spät ist!
Tipps
Verwenden Sie lange und unterschiedliche Passwörter – vermeiden Sie es, überall das gleiche Passwort zu nutzen. Passwort-Safes helfen.
Halten Sie alle Systeme aktuell – achten Sie darauf, regelmäßig Updates durchzuführen. Und trennen Sie, was nicht verbunden sein muss.
Seien Sie skeptisch – hinterfragen Sie verdächtige E-Mails und Links.
Holen Sie sich Expertenrat – versuchen Sie nicht, alles selbst zu lösen, sondern konsultieren Sie Fachleute.
Schulen Sie Ihre Mitarbeiter – investieren Sie in Cybersecurity-Schulungen, um Ihr Team vorzubereiten