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Trumps Ballroom: Aufregung im Weißen Haus

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Donald Trump mit einem Rendering des geplanten Ballrooms.

©IMAGO/Abacapress

Donald Trump lässt im Weißen Haus einen neuen Ballroom errichten – größer als das Hauptgebäude selbst. Ein Rückblick auf die Geschichte des East Wings zeigt, wie sehr er einst Symbol für kulturelles Engagement und gesellschaftlichen Fortschritt war – und wie Trumps Baupläne dieses Erbe infrage stellen.

1985 schmuggelte mich Paul, ein Menschenrechtsanwalt, als seinen Assistenten zu einem ‚Religious Freedom Hearing‘ ins Weiße Haus – wäre übrigens heute undenkbar. Seine Freundin Susan, ein Model für Unterwäsche, hatte mir für mehrere Monate ihre Wohnung in New York überlassen, während sie in der Karibik für ein Foto-Shooting war und den Winter über gleich dort blieb.

Susans Wohnung lag im ‚Meatpacking District‘ in Manhattan, um die 14. Straße, wo damals Fleisch für Restaurants und Supermärkte verarbeitet wurde. Die Wohnung hatte zwei Fenster auf den Parkplatz, wo während der Nacht Lkws mit dröhnenden Generatoren standen, um das Fleisch zu kühlen, bevor es frühmorgens ausgeliefert wurde.

Museum des schlechten Geschmacks

Wir erreichten den East Wing über das Besucherzentrum. Ein stillos kitschiger Bau aus den 40er-Jahren, mit dunklen Gängen und Porträts an den mit Holz verkleideten Wänden, einem unterirdischen Bunker und den Büros von Nancy Reagan. Mit dem Hauptgebäude war er über die Kolonnade, einem Säulengang, verbunden. Harry Truman nannte das Weiße Haus das ‚nobelste Gefängnis der Welt‘. Theodore Roosevelt, der den East Wing 1902 erbauen ließ, beschrieb es als ‚Museum des schlechten Geschmacks‘.

Franklin D. Roosevelt ließ den East Wing 1942 erweitern und aufstocken. Kritiker reagierten empört. Der neue East Wing passe nicht zum neoklassizistischen Stil des Weißen Hauses, er sei unharmonisch und nichtssagend, der finanzielle Aufwand eine Zumutung in Zeiten der Not und des Kriegs. Der East Wing war vielleicht kein architektonisches Juwel, hatte jedoch eine symbolische Bedeutung, die Trump nun zertrümmerte. Von hier gingen wichtige kulturelle und humanitäre Initiativen der ‚First Ladies‘ aus.

Betty Ford setzte sich für Gleichberechtigung der Frauen ein (Equal Rights Amendment). Nancy Reagan mit ‚Just say No‘ engagierte sich gegen Rauschgift. Rosalyn Carter setzte sich für Menschen mit psychischen Erkrankungen ein, leitete die ‚Commission on Mental Health‘. Laura Bush gründete das ‚National Book Festival‘, lud Autoren für Lesungen ein. Michelle Obama organisierte die ‚Let’s Move!‘-Kampagne gegen Übergewicht bei Kindern.

Der West Wing ist der Kopf des Landes, der East Wing das Herz

Betty Ford

Schlechte Kopie eines irischen Herrenhauses

Der gigantische Ballroom, der den East Wing als Spielplatz der Upper Class ersetzen soll – mit 8.360 Quadratmeter größer als das Hauptgebäude mit 5.100 Quadratmeter – erinnert an die Worte der berühmten Architekturkritikerin Ada Huxtable: „Das Weiße Haus sagt mehr über die Unsicherheit der Amerikaner als über ihre Selbstsicherheit.“ Jacqueline Kennedy beschrieb die Architektur als ‚schlechte Kopie eines irischen Herrenhauses‘, die Inneneinrichtung ‚aus dem Ausverkauf eines Möbelhauses‘.

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Ein Modell des pompösen Ballrooms im Ostflügel des Weißen Hauses.

 © IMAGO/Abacapress

Falls jemand dennoch Interesse hat, in einem Weißen Haus zu wohnen, ohne mühsamen Präsidenten-Wahlkampf: Der Bauunternehmer Frank Khaleghi baute eine exakte Kopie in Virginia mit allen Details des Oval Office und des Wohnbereichs des Präsidenten. Es wird um etwa drei Millionen USD angeboten.

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Dieser Beitrag ist ursprünglich in der News-Printausgabe Nr. 45/2025 erschienen.

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