New York wählt – und ein Sozialist sorgt für Aufsehen: Der linke Kandidat Zohran Mamdani liegt deutlich vor Ex-Gouverneur Andrew Cuomo und verspricht eine radikale Wende für die Millionenmetropole. Doch viele seiner Pläne wären für den Bürgermeister gar nicht umsetzbar.
Am 11. November entscheiden fünf Millionen Wahlberechtigte in New York über den Bürgermeister und das City Council (51 Sitze des Stadtparlaments).
Für die Wahl des Bürgermeisters kandidieren:
Zohran Mamdani für die Demokraten
Andrew Cuomo als unabhängiger Kandidat
Curtis Sliwa für die Republikaner
Cuomo, Ex-Gouverneur des Bundesstaats New York, dem sexuelle Belästigung und Fälschung der Covid-Todeszahlen vorgeworfen wurden, unterlag dem 33-jährigen Mamdani überraschend bei den Vorwahlen der Demokraten. Sliwa – Gründer der ‚Guardian Angels‘, einer Bürgerinitiative zur Bekämpfung der Kriminalität – wurde ohne Vorentscheidung nominiert.
Effektvoller Wahlkampf via Social Media
Ex-Präsident Obama und Kamala Harris unterstützen Mamdani – der sich als ‚demokratischer Sozialist‘ definiert –, während andere Demokraten in Senat und Kongress eher zurückhaltend reagieren. Mamdani führt einen effektvollen Wahlkampf mittels Social Media, öffentlicher Auftritte und Besuche der Wähler und Wählerinnen durch Wahlhelfer.
Seine Wahlversprechen: „Einfrieren der Mieten, kontrollierte Lebensmittelpreise, freie öffentliche Verkehrsmittel, freie Kindergärten, neue Steuern für Unternehmen und hohe Einkommen und – sein erfolgreichstes Konzept – Beendigung jeder Art von Zusammenarbeit mit Israel.“
Cuomos Wahlprogramm unterscheidet sich wenig von der Strategie Mamdanis – in der Haltung zu Israel nehmen sie gegensätzliche Positionen ein.
Mamdani wurde in Kampala, Uganda, als Sohn indisch-muslimischer Eltern geboren. Im Alter von fünf Jahren übersiedelte die Familie nach Südafrika, 1999 nach New York. Seit Vater unterrichtet Politikwissenschaften und seine Mutter ist eine bekannte Filmregisseurin. Vor seiner politischen Karriere versuchte sich Mamdani erfolglos als Hip-Hop- und Rap-Musiker.
Strategie mit zwei Botschaften
Seine Strategie stützt sich auf zwei Botschaften: Reduzierung der hohen Lebenshaltungskosten in New York und eine aggressive israelkritische Pro-Palästina-Position bei gleichzeitiger Verharmlosung des palästinensischen Terrors und der Hamas.
Er erreicht damit eine Million Muslime in New York und die junge Generation der Wahlberechtigten, unter ihnen ein Teil der jüdischen Bevölkerung, die in Opposition zur israelischen Regierung steht.
Kurz nach dem 7. Oktober 2023 sprach er von einem Genozid in Gaza, bevor Israel noch mit dem militärischen Angriff begonnen hatte. Bei Wahlveranstaltungen brüllt er rhythmisch ‚Free Palestine‘ ins Mikrofon und die Menge wiederholt es tobend wie bei einem Pop-Konzert.
Elliot Cosgrove, Rabbiner der Park Avenue Synagoge, warnt: „Mamdani bedeutet eine Gefahr für die jüdische Bevölkerung.“
„Ewig grinsend, glattgebügelt und sprachgewandt verbreitet er Lügen über Israel, lehnt eine Entwaffnung der Hamas ab und motiviert zu Hass gegenüber der jüdische Bevölkerung“, kritisiert ihn Elisha Wiesel, der Sohn des Nobelpreisträgers Elie Wiesel.
Doch es gibt auch andere Stimmen. Der jüdische Kongressabgeordnete Jerrold Nadler unterstützt Mamdani und kündigte an, gemeinsam mit ihm gegen Hass und Vorurteile zu kämpfen.
Imame und Repräsentanten muslimischer Organisationen stehen nahezu geschlossen hinter ihm. MPAC (MuslimPublic Affairs Council): „Eine wichtige Entscheidung für Muslime in Amerika.“ Liberale Vertreter wie Zuhdi Jasser (American Islamic Forum for Democracy) kritisierten seine Kontakte zum radikalen Islam.
Präsident Trump nannte ihn einen ‚verrückten Kommunisten‘ und drohte, die finanzielle Unterstützungen für die Stadt zu blockieren.
Durchsetzung der Vorschläge nicht möglich
Mamdanis Problem bei berechtigter Kritik an den hohen Kosten in New York: Er hat weder die finanziellen Mittel als Bürgermeister noch das Recht bzw. die Möglichkeiten, seine Vorschläge durchzusetzen.
Mietstopp: Die Stadt kontrolliert etwa 900.000 der vier Millionen Apartments; auf den freien Markt hat sie keinen Einfluss
Freie Busse: Der Bürgermeister kontrolliert die Straßen, nicht die Busse, die MTA (Metropolitan Transportation Authority) untersteht dem Gouverneur
200.000 neue billige Wohnungen: Kosten werden auf etwa 100 Milliarden USD geschätzt, übersteigen damit weit die Möglichkeiten der bereits verschuldeten Stadt
Freie Kinderbetreuung: Kosten fünf Milliarden USD, dafür existiert keine Finanzierung
Steuererhöhung: Die Stadt kann nur die Grundsteuer erhöhen, andere Steuern entscheidet der Bundesstaat, Gouverneurin Kathy Hochul lehnte bereits jede Steuererhöhung ab
Geringe Wahlbeteiligung
Trotz des medialen Spektakels haben New Yorker wenig Interesse an der Bürgermeisterwahl. 2021 lag die Wahlbeteiligung bei 23 Prozent, bei den Stadtwahlen 2023 sogar nur bei 13 Prozent. Auch ein paar Tausend ‚Free-Palestine‘ Demonstranten geben ein verzerrtes Bild im Vergleich zu 3,5 Millionen Teilnehmern an der jährlichen Macy’s Thanksgiving Parade.
Die wirtschaftlich und kulturell explosive Stadt hatte immer schon ein von der Politik unabhängiges Eigenleben. New York ist ein Magnet für Ideen und Kreativität. Jede Woche öffnen Dutzende neue Unternehmen, Restaurants, Boutiquen und Bäckereien. Sie liegt nach Silicon Valley auf dem zweitem Platz weltweit bezüglich neuer Start-ups. 45 Prozent aller Film- und TV-Produktionen werden in New York produziert. Die Stadt würde den 8. Platz nach nominalem GDP im Vergleich zu anderen Staaten einnehmen.
Wie der pubertäre Sohn von Trump
Mamdani führt in den Umfragen mit 20 Prozentpunkten vor Cuomo. Vertreter aus Politik und Wirtschaft versuchen, Sliwa zu überreden, seine Kandidatur aufzugeben. Damit würde die beiden Kandidaten Cuomo und Mamdani nur noch vier Prozent trennen.
Ob die Wahl eines Sozialisten New York verändern werde, fragte ich Peter Serling, einen erfolgreichen Fotografen, den ich seit den 80er-Jahren kenne, als ich in New York lebte: „Er benimmt sich wie der pubertäre Sohn von Trump, der gegen den Vater revoltiert, die Frage ist eher, ob das innovative New York sein marxistisches Spektakel nervlich durchsteht, vielleicht sollte er zu all den Versprechungen auch noch Xanax (Beruhigungsmittel) kostenfrei verteilen.“
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Dieser Beitrag ist ursprünglich in der News-Printausgabe Nr. 44/2025 erschienen.







