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New Yorks First Lady Rama Duwaji: Prinzessin Diana der Gen Z

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7 min
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Rama Duwaji

©IMAGO / ZUMA Press Wire

Der Hype um Rama Duwaji als erste Gen-Z-First-Lady New Yorks ist groß. Die Gattin des neuen Bürgermeisters thematisiert in ihrer Kunst Diaspora, weibliche Gemeinschaft und ihre Pro-Palästina-Haltung. Wird sie zur umstrittensten Frau im Big Apple?

In einer kleinen Einzimmerwohnung im New Yorker Stadtteil Queens verleiht Rama Duwaji für die Washington Post der Geschichte einer jungen Palästinenserin ein Gesicht. In wenige, kantige Linien packt sie die intensive Verzweiflung und Wut einer Frau, die nach einem Luftangriff zwölf Stunden unter Trümmern überlebt hat. Es ist die Art von Bild, die man eher in einem Museum für politische Gegenwartskunst erwarten würde als im Alltag einer künftigen First Lady von New York.

Der stille Mittelpunkt eines lauten Amtes

Mit der Künstlerin Duwaji steht wenige Wochen später eine der überraschendsten Figuren der amerikanischen Gegenwart vor dem Umzug in den ­denkmalgeschützten Herrenhaus-Sitz des Bürgermeisters, Gracie Mansion, in Manhattans Upper Eastside. Ab 2026 übernimmt ihr Mann als erster Muslim das Bürgermeisteramt in New York City. Rama Duwaji feierte im Vorjahr in Dubai mit ihm muslimische Hochzeit, sagte im Februar am New Yorker Standesamt Ja und zelebrierte ihre Liebe im Sommer bei einer Zeremonie in Mamdanis Geburtsland Uganda.

Das unprätentiöse, aber vielsagende Hochzeitsfoto aus der New Yorker U-Bahn am Weg zum Standesamt ist das einzige Bild der First Lady im Instagram-Account des designierten Bürgermeisters. Sie verdiene es, als Künstlerin gesehen zu werden, kommentiert Mamdani dazu.

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Rama Duwaji beim Wahlkampfsieg ihres Mannes Zohran Mamdani

 © APA-Images / REUTERS / Jeenah Moon

Houston, Dubai, Doha und New York

Die Biografie der 28-Jährigen wirkt wie eine Landkarte des 21. Jahrhunderts: geboren in Houston, aufgewachsen in Dubai, ausgebildet zwischen Doha und Richmond, angekommen in New York. Beim Umzug mit neun Jahren nach Dubai habe sie sich als All-American-Girl gefühlt, erzählte sie Podcasterin Yosra Emamizadeh.

Nach ihrem Universitätsabschluss 2019 habe sie begonnen, sich mit dem „Leben in einer Diaspora“ auseinanderzusetzen. „Ich begann, Arbeiten über Identität zu machen und darüber, was es bedeutet, als Syrerin im Ausland zu leben“, so Duwaji im Podcast.

Die syrischen Wurzeln ihrer Familie – ihr Vater ist Computeringenieur, ihre Mutter Ärztin –, die arabische Kultur ihrer Schuljahre und die amerikanische Gegenwart sind Inspiration für Duwajis künstlerische Perspektive. Zeichnen und Gestalten ist für sie seit Langem ein Ort, an dem Herkunft keine Rechtfertigung verlangt. Ihre Arbeiten tragen die Spuren einer globalen Biografie.

Die Macht der Stimme

„Als Spiegel dessen, was um mich herum geschieht“, bezeichnete sie im Gespräch mit dem Magazin Yung ihre Arbeit. Auf die Frage nach der Lage im Nahen Osten, Donald Trumps Präsidentschaft und Abschiebungsrazzien sagte sie im April, ihre Stimme als US-Bürgerin sei aktuell fast wichtiger als ihre künstlerische Rolle, denn: „Da so viele Menschen verdrängt werden und aus Angst verstummen, bleibt mir nur, meine Stimme zu nutzen und so viel wie möglich darüber zu sprechen, was in den USA, in Palästina und in Syrien geschieht.“

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Für die Washington Post illustrierte die Künstlerin die Geschichte einer Palästinenserin.

 © Rama Duwaji via Instagram

Kunst als politische Sprache

Duwajis digitale bildende Kunst und ihre Keramiken entfalten politische Kraft intensiv, aber ohne Pathos. Wenn sie das Porträt der jungen Palästinenserin Reem Ahmed zeichnet, die nach zwölf Stunden unter Trümmern überlebte, entsteht kein Schockbild, sondern eine intime, menschliche Annäherung. In anderen Serien zeigt sie arabische Frauen bei gemeinschaftlichen Ritualen: Lesen, Kochen, Andachthalten.

Weibliche Gemeinschaft und soziale Gerechtigkeit sind wiederkehrende Themen. Das Politische wird über das Alltägliche erzählt. Ihre Master Thesis befasste sich mit der Zubereitung und dem Teilen von Speisen als gemeinschaftliches Ritual. Zuletzt arbeitete sie mit und für die New York Times, Washington Post, Apple, Spotify und die Tate Modern.

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Vor einem Jahr entstand dieses Bild mit dem Kommentar: „Me and my home girls trying to keep it together while our countries are on fire.“

 © Rama Duwaji via Instagram

Die Künstlerin als Streitfigur

Schon 2020 gab die Künstlerin auf ihrem Instagram-Kanal ihrer Pro-Palästina-Haltung Ausdruck. Für das Magazin Shado illustrierte sie einen Artikel über Israels Kriegsführung gegenüber palästinensischen Bauern und teilte ihn mit dem Kommentar: „Präsidenten kommen und gehen, aber der amerikanische Imperialismus bleibt. Ich denke an die Palästinenser und Palästinenserinnen, die leiden, egal, wer im Amt ist.“ Dem Rollenangebot der politischen Aktivistin verweigert sie sich dennoch, wie jenem der repräsentativen Bürgermeistergattin.

Kunst ist von Natur aus politisch, durch die Art, wie sie entsteht, finanziert wird und in Umlauf kommt

Raman Duwaji

Zwischen Kunst und Projektionsfläche

Ihre Fans stilisieren sie zur „Prinzessin Diana der Gen Z“. Ihre Kritiker erkennen in ihrer Kunst eine bewusste Dämonisierung Israels. Der Künstlerin selbst ist das Kräftespiel bewusst, wie sie im Gespräch mit dem Magazin Yung erkennen lässt: „Kunst ist von Natur aus politisch, durch die Art, wie sie entsteht, finanziert wird und in Umlauf kommt.“ Am Wahltag trug sie ein Top des 27-jährigen palästinensisch-jordanischen Designers Zeid Hijazi aus London und einen Rock des New Yorker Labels Ulla Johnson.

Die Macht der Gesten ist ihr wohl bewusst und ihre Bühne ist ab 2026 groß. Rama Duwaji mag die Selbstinszenierung als Politikergattin ablehnen und muss sich dennoch daran gewöhnen, fortan jemand zu sein, an dessen künstlerischem Ausdruck sich politische Hoffnungen und Ängste entzünden. Sie ist mehr als eine Begleiterscheinung dieser Amtszeit, sie wird den öffentlichen Raum mit den Mitteln der Kunst und der Reichweite einer First Lady mitgestalten.

Dieser Beitrag ist ursprünglich in der News-Printausgabe Nr. 48/2025 erschienen.

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