Seit fast 100 Jahren machen die Moslembrüder mit dem Slogan „Der Islam ist die Lösung“ Furore. Sogar somalische Flüchtlinge in Finnland glauben daran. Wahr ist freilich das Gegenteil. Religion und Politik sind die großen Unglücksproduzenten der Menschheitsgeschichte, vor allem im Duett.
Wahrscheinlich sind Religion und Politik die größten Unglücksproduzenten, die der Mensch im Laufe seiner Entwicklungsgeschichte hervorgebracht hat, besonders dann, wenn sie sich vermischen, und das tun sie in erster Linie im Kontext der monotheistischen Religionen. Denn der eine Gott, egal, welcher von den dreien, ist ein eifersüchtiger Gott, er will alle und alles. Das bedeutet erstens, dass die Strenggläubigen sich mitunter veranlasst fühlen, die Nichtgläubigen zu bekehren oder im Falle der Nichtbekehrung auch auszulöschen.
Und es bedeutet zweitens, dass es nichts gibt, was dieser eifersüchtige Gott im Leben derer, die an ihn glauben, nicht regeln will. Der eine Gott ist der totale Gott, und so ist die monotheistische Religion, egal, welche von den dreien, eine totale oder auch totalitäre Religion, zumindest für die, die wirklich an den Einen glauben. Bei den Christen sind das nicht mehr viele, das Säkularisierungswerk ist dort weitgehend abgeschlossen. Sowohl Katholiken als auch Protestanten haben inzwischen einen Stand auf der Esoterikmesse in der Wiener Stadthalle, die bekehren keinen mehr.
Unter den Juden gibt es noch etliche Strenggläubige, von denen unglücklicherweise die derzeitige israelische Regierung abhängt. Sie zeichnen sich durch ein gewisses Maß an Tötungsbereitschaft aus. Am stärksten sind die Strenggläubigen, die an den totalen Gott glauben, unter den Muslimen vertreten. Ihre Losung – es ist seit bald 100 Jahren das offizielle Motto der Moslembruderschaft – lautet: „Der Islam ist die Lösung.“
Islam ist das Problem
Ich als Interessierter, aber ganz und gar nicht Strenggläubiger, frage dann gelegentlich, wofür genau denn der Islam die Lösung sei. Die Antwort lautet üblicherweise: für alles. Und deshalb weiß ich auch, dass der Islam nicht die Lösung ist, sondern das Problem, denn jeder, der glaubt, dass er die Lösung für alles ist, ist eigentlich das Problem.
Vor Kurzem hat ein islamischer Theologe auf einer Konferenz liberaler Muslime von einer Finnland-Reise erzählt, im Zuge derer er mit einem somalischen Flüchtling ins Gespräch gekommen sei, der sich über die unerträglichen Zustände in Finnland und darüber beklagt hätte, dass es mit dem dekadenten Europa abwärts ginge, und zwar ziemlich rapide. Auf die Frage, wie man dieser Entwicklung, wenn man sie denn in dieser Schärfe konstatieren wolle, entgegenwirken könne, sagte der von Finnland aufgenommene somalische Flüchtling: Der Islam wäre die Lösung. Wenn es gelänge, Finnland zu einem islamischen Land zu machen, könne man es vielleicht retten.
Europa muss verstehen: Der Islam ist ein Problem, aber Doskozil ist auch nicht die Lösung
Der Einwand des Theologen, dass der gute Mann doch gerade aus dem islamischen Land Somalia ins nichtislamische Land Finnland geflohen sei, weil wohl offensichtlich der Islam als politische Lösung für alles in Somalia dem heutigen Flüchtling nicht umfassend befriedigend erschienen sei, erreichte den Mann aus Somalia nicht. Dass er aus einem Land, das der Islam als Religion und die Religion als Politik mit seiner Lösung für alles kaputtgemacht hat, in den europäischen Norden geflohen war, der ihm Schutz und ein leidliches Auskommen ohne nennenswerte Gegenleistung gewährte, schien ihn in seiner Annahme eher zu bestätigen als zu erschüttern.
Zu einem kleinen Teil kann man das auch nachvollziehen: Wenn die europäischen Staaten dauerhaft und ohne zu murren – man möchte seine koloniale Schuld ja nicht durch zeitgenössischen Rassismus verstärken – in großer Zahl Menschen aufnehmen, die sich wünschen, dass der Islam, der ihre Heimaten zugrunde gerichtet hat, nun auch Europa heimsuchen möge, ist ihm vielleicht ja wirklich nicht mehr zu helfen. Und wenn es weiterhin jene alimentiert, die Europa nicht zuletzt deshalb verachten, weil es sich angesichts seiner angeblichen oder tatsächlichen historischen Verbrechen klein macht und alles mit sich machen lässt, dann ist der Irrsinn, der sich in der aktuellen Fassung der US-Sicherheitsstrategie zum Thema Europa findet, vielleicht gar nicht so irrsinnig.
Herrscherbosse
Aber halt, die amerikanische Sicherheitsstrategie wurde im Auftrag von Donald Trump erarbeitet und publiziert. Und die Vereinigten Staaten unter Trump, heißt es, sind möglicherweise jetzt schon keine Demokratie mehr, sondern eher ein vierteldemokratisches Königreich mit einem Herrscherboss, der das ganze Land und seine Institutionen als Privateigentum betrachtet. Das könnte zum Beispiel im Burgenland nicht passieren. Das Burgenland ist immer noch eine Demokratie, sogar eine fast lupenreine Sozialdemokratie.
Ein paar bürgerliche Kleingeister haben sich jetzt allerdings darüber echauffiert, dass der Landeshauptmann seinem persönlichen HNO-Arzt, der in Leipzig wirkt, das Komturkreuz verliehen hat, die höchste Auszeichnung, die die burgenländische Demokratie zu vergeben hat. Nun muss man sagen, dass Ordensverleihungen ohnehin problematische Veranstaltungen sind. Aber die Idee, dass einem Mann, der sich um die medizinische Behandlung des gewählten Landeshauptmanns verdient gemacht hat – und Gottseidank hat er das, es ist dem Landeshauptmann zu wünschen, dass er bald gesund wird –, der höchste Orden des Landes verliehen werden sollte, und zwar durch den Landeshauptmann, ist möglicherweise trumpistischer, als der gemeine Sozialdemokrat meinen möchte.
Ich fürchte also, Europa muss verstehen: Der Islam ist ein Problem, aber Doskozil ist auch nicht die Lösung.
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Dieser Beitrag ist ursprünglich in der News-Printausgabe Nr. 50/2025 erschienen.







