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Von der Medienkolonie zum Family Business

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Peter Plaikner

©Bild: Matt Observe

Die Rolle von Eva Dichand und „Heute“ neben Christoph Dichand und der „Krone“ wird spannender denn je. Der Kauf der letzten großen deutschen Medienbeteiligungen in Österreich (abgesehen von Privat-TV) birgt Chancen für einen nationalen Schulterschluss

Das medienwirtschaftliche wie -politische Interesse konzentriert sich auf die Dichands. Sie haben „in eigener Sache“ informiert, dass „die Familie“ jene Gesellschafteranteile der „Krone“, die ihr noch nie gehört haben, kaufen wird. Von dieser Hälfte, die seit 1987 die deutsche Funke Mediengruppe (früher WAZ) besitzt, hatte 2018 René Benkos Signa 49 Prozent erworben. Die Bagatelle im Vergleich zur Gesamtdimension seiner Pleite ist Teil des Deals, den Christoph Dichand nun vollendet – ein Sohn von „Krone“-Wiedergründer Hans (†2010). Bruder Michael hatte er an Bord, für Schwester Johanna dauerte die Lösung länger. Christoph Dichand ist auch Herausgeber der weitaus reichweitenstärksten Zeitung, seine Frau Eva Dichand Herausgeberin des Gratistitels „Heute“ – laut Media-Analyse Nr. 2 im Print-Tagesmarkt. Ob oder wie sie zur „Familie“ zählt, die nun die deutschen Anteile erwirbt, ist unklar.

Raiffeisen will den ganzen „Kurier“

Besondere Würze erhielt dieses Branchen-Thema beim European Publishing Congress am Dienstag in Wien durch die Eröffnungsrede von Funke-Chefin und -Miteigentümerin Julia Becker: „Unabhängige Medien und kritische Leser als Säulen unserer Demokratien.“ Ein zarter Hinweis auf die politische Position der „Krone“. Unterdessen bekam Eva Dichand, die über eine Stiftung Miteigentümerin von „Heute“ ist, einen wirtschaftlichen Wink mit dem Zaunpfahl. Dessen einstiges Schwesterblatt (infolge Ex-Gesellschafter TX Group), die größte Schweizer Gratiszeitung „20 Minuten“, stellt ihre Papierausgabe ein. „Print ist vorbei für mich“, hatte auch die Dichand schon 2024 dem „Kurier“ gesagt.

Letzteres hat exquisiten Charme: „Heute“ wirkt infolge Smartphones viel weniger als früher in den Öffis präsent, strotzt aber weiter von Inseraten. Der „Kurier“ hingegen, an dem Funke noch fast die Hälfte der Anteile hält, gilt als ökonomisches Sorgenkind in seiner Zwangspartnerschaft mit der „Krone“ – dem gemeinsamen Verlagshaus Mediaprint. Dennoch will Mehrheitseigentümer Raiffeisen auch den Rest erwerben, bestätigte Generaldirektor Michael Höllerer den „Salzburger Nachrichten“.

Weitere Zeitungsfamiliendynastien

Steigt Funke beim „Kurier“ aus, gibt es keine Auslandsbeteiligung mehr an Österreichs herkömmlichen Mediengrößen. Abgesehen von ORF, Raiffeisen und katholischem Presseverein (hinter Styria bzw. „Kleine Zeitung“, „Presse“) ist es Family Business: Die Medienhäuser der Familien Bronner („Standard“), Fellner (oe24), Cuturi („OÖNachrichten“), Dasch („Salzburger Nachrichten“), Moser („Tiroler Tageszeitung“) und Russ („Vorarlberger Nachrichten“) beherrschen das Tagesgeschäft. Horst Pirker gehören 75 Prozent der Magazingruppe VGN (der Rest den Fellners). Nur im Privatfernsehen gibt es bei ServusTV aufgrund thailändischer Mehrheitseigner (Yoovidhya) des Mateschitz-Imperiums Red Bull und bei Puls/ATV infolge deutschen Mutterkonzerns mit italienischem (Berlusconi) und tschechischem (Kellnerová) Hauptaktionär indirekte Auslands(familien)einflüsse. Die Ära der Medienkolonie Österreich geht mit „Krone“-Deal plus „Kurier“-Fortsetzung zu Ende. Das birgt die Chance eines nationalen Schulterschlusses gegen globale digitale Eroberer. Wer glaubt, dies funktioniere ohne Einbeziehung der „Krone“, ist ein ideologisch verblendeter Illusionist.

Was meinen Sie? Schreiben Sie mir: pp@plaikner.at

Dieser Beitrag ist ursprünglich in der News-Printausgabe Nr. 26/2025 erschienen.

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