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Salzburger Festspiele 2026: Das Programm steht

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Festspielpräsidentin Kristina Hammer und Intendant Markus Hinterhäuser

©SF / Peter Rigaud

Opern von Mozart, Bizet, Strauss und Messiaen, dazu Uraufführungen von Jelinek und Handke: Die Salzburger Festspiele 2026 setzen auf große Stoffe, prominente Besetzungen und 171 Aufführungen bei einem Budget von 77,27 Mio. Euro.

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Der Festspielintendant Markus Hinterhäuser und der Leiter des Konzertbereichs Axel Hiller stellten am Donnerstag in der Mozartstadt das Programm der Salzburger Festspiele 2026 vor.

In ihm finden sich Opern von Mozart ("Così fan tutte"), Georges Bizet ("Carmen"), Richard Strauss ("Ariadne auf Naxos") und Olivier Messiaen ("Saint François d'Assise"), aber auch Uraufführungen von Elfriede Jelinek ("Unter Tieren") und Peter Handke ("Schnee von gestern, Schnee von morgen").

Weltlage immer noch finster, bedrohlich und instabil

Die Weltlage habe sich seit dem vergangenen Jahr "nicht dramatisch verändert, sie ist noch immer sehr finster, bedrohlich und instabil", sagte Hinterhäuser bei der Präsentation, bei der Festspielpräsidentin Kristina Hammer und der kaufmännische Direktor Lukas Crepaz in der ersten Reihe Platz genommen hatten, aber nicht das Wort ergriffen.

Heuer habe er sich beim Programmieren u.a. von Roland Barthes' "Fragmente einer Sprache der Liebe" leiten lassen. Herausgekommen sei ein "Nachdenken über die Verletzlichkeit des Menschen", bei dem es aber auch "einiges an Unterhaltung geben wird im kommenden Sommer, immer unter der Prämisse, dass in dem Wort auch 'Haltung' steckt." Das Gesamtprogramm möge als "ein Spiegel der Europäischen Kultur- und Geistesgeschichte" verstanden werden.

Die Ouverture spirituelle trägt das Anfangswort des Bußpsalms – "Miserere" – im Titel. Im Opernprogramm gibt es neben der Übernahme von Rossinis "Il Viaggio a Reims" in der Regie von Barrie Kosky von den Pfingstfestspielen (ab 5. August im Haus für Mozart) vier Neuproduktionen.

Asmik Grigorian als Carmen

Die Regisseurin und Choreografin Gabriela Carrizo, Teil des Kollektivs Peeping Tom, inszeniert Georges Bizets "Carmen", für den Intendanten "sicher das dunkelste, gefährlichste und grausamste Werk des kommenden Sommers". Premiere ist am 26. Juli im Großen Festspielhaus, Asmik Grigorian gibt ihr Rollendebüt in der Titelrolle.

Teodor Currentzis steht am Pult des Utopia Orchesters und Chors. Zum Thema Currentzis habe er "wirklich alles gesagt, vom Bezirksblatt bis zur New York Times", meinte Hinterhäuser auf Nachfrage. Auch die neueste Diskussion über dessen geplante Aufnahme in die Kunstkurie "fügt nichts Neues hinzu". Vielleicht solle sich besser eine Diskussion über die Kurie entspinnen, die man bisher kaum gekannt hat.

"Così fan tutte" ist eine erweiterte Neueinstudierung von Christof Loys straffer Inszenierung aus dem Corona-Jahr 2020, aber mit den damals gestrichenen Arien. Das Ensemble steht wieder zur Verfügung, ebenso Dirigentin Joanna Mallwitz, die die Wiener Philharmoniker leitet. Premiere ist am 6. August im Großen Festspielhaus. Ersan Mondtag inszeniert "Ariadne auf Naxos" von Richard Strauss, Manfred Honeck dirigiert die Wiener Philharmoniker, Premiere ist am 2. August im Haus für Mozart. Elina Garanca singt die Titelpartie.

Castelucci inszeniert Messiaen

Olivier Messiaens "Saint François d'Assise" wird von Romeo Castellucci am Ort der legendären Peter-Sellars-Inszenierung von 1992 (Hinterhäuser: "Diese Aufführung hat mein Leben verändert.") in der Felsenreitschule neu inszeniert, Maxime Pascal dirigiert die Wiener Philharmoniker. Premiere ist am 4. August. "Es ist der Moment gekommen, wo man sich dieses Werks noch einmal annehmen kann, ja muss", sagte der Intendant, der in seinem zehnten Programm erstmals auch das Schauspiel komplett verantwortet hat.

"Wir waren in keiner leichten Situation. Ich habe das nicht aus Hybris oder Selbstüberschätzung übernommen, wirklich nicht, sondern aus Zeitnot. Es war der Not geschuldet", so Hinterhäuser, der sagte, die zunächst entlassene Schauspielchefin Marina Davydova, von der man sich später einvernehmlich getrennt hat, habe keinerlei Vorarbeiten für 2026 hinterlassen. Er habe sich immer wieder mit Ex-Burgtheaterdirektorin Beraterin Karin Bergmann, aber auch mit Regisseur Jossi Wieler getroffen und sich beraten, was in Salzburg möglich sei. "Sie haben in gewisser Weise ihren Beitrag geleistet."

"Zwei Uraufführungen der österreichischen Nobelpreisträger"

In dem dichten Schauspielprogramm, dass diesmal umständehalber "möglicherweise stärker vernetzt" mit dem Opernprogramm sei, gibt es zwei Gastspiel und vier Neuproduktionen, unter denen "zwei Uraufführungen der österreichischen Nobelpreisträger Handke und Jelinek" hervorstechen. Wieler inszeniert Peter Handkes "Schnee von gestern, Schnee von morgen" mit Jens Harzer und Marina Galic. Uraufführung ist am 27. Juli im Landestheater, das Berliner Ensemble ist Koproduzent. Nicolas Stemann bringt Elfriede Jelineks jüngstes Drama "Unter Tieren" (u.a. mit Mavie Hörbiger, Caroline Peters und Sebastian Rudolph) am 16. August auf der Perner-Insel in einer Koproduktion mit dem Burgtheater zur Uraufführung.

Handke habe ihn vor zwei Jahren angerufen, gesagt, er habe da etwas Neues, und gefragt, "ob es mich interessiert und ob er mir es schicken darf. Dann hat er gesagt: Mach, was du willst damit." Das "zarte, kammermusikalische Stück" stelle "eine ganz wunderbar zarte Bewegung zwischen der Vergangenheit und der Zukunft" dar und sei "ein Stück für einen Schauspieler", so Hinterhäuser. "Es war mir vollkommen klar, für wen das geschrieben ist: Jens Harzer." Dieser kommt außerdem am 20. Juli mit einem Monolog, Oscar Wildes "De Profundis", als Gastspiel des Berliner Ensemble in das Landestheater.

Jelinek kehrt zurück

Bei Jelinek freue er sich besonders, dass die Nobelpreisträgerin, die Salzburg nach einem Abriss eines großen Porträts von ihr, das 1998 die "Dichter zu Gast"-Reihe bewarb, und anderen Anfeindungen Salzburg den Rücken kehrte, zurückkehrt. "Umso schöner ist es, sie wiederzugewinnen. Sie hat sich Nicolas Stemann als Regisseur gewünscht." Das neue Stück sei "ein schonungsloser Blick auf eine gierige, korrupte Gesellschaft, der mit sprechenden Tieren die ganze Abgründigkeit des menschlichen Handelns zeigt".

Dazu kommen zwei große Klassiker: Molières "Der Menschenfeind" ("Das Psychogramm eines Menschen, der zum Misanthropen wird.") wird mit dem Thalia Theater Hamburg koproduziert. Jette Steckel inszeniert, Premiere ist am 15. August im Landestheater. Ulrich Rasches vierte Salzburger Regiearbeit ist Goethes "Faust I" gewidmet. Die Koproduktion mit dem Residenztheater München hat am 25. Juli auf der Perner-Insel Premiere, Stephan Scharf spielt den Faust, Valery Tscheplanowa den Mephisto. Nach "Maria Stuarda" habe Rasche Faust machen wollen, er habe aber lange gezögert, so Hinterhäuser, "denn ich weiß, wie schwierig das werden würde – obwohl ich kein Theaterexperte bin, wie ja immer wieder geschrieben wird".

80 Konzerte

Wajdi Mouawads "Europa's Pledge" bringt das Salzburger Schauspielregiedebüt von Krzysztof Warlikowski (Hinterhäuser: "Eines der großen Genies des europäischen Theaters"). Ab 10. August steht dafür das Ensemble des von ihm geleiteten Warschauer Nowy Teatr auf der Bühne der Szene Salzburg. Und die Premiere des "Jedermann" in der teilweise neuen Besetzung ist am 18. Juli 2026.

Das von Konzertchef Axel Hiller vorgestellte Programm umfasst 80 Konzerte, darunter die Reihe "Visions de Messiaen" und neun Konzerte einer "Hommage à György Kurtág". Für die insgesamt 171 Aufführungen des von 17. Juli bis 30. August 2026 reichende Programms werden 217.851 Karten in der Preisspanne zwischen 10 und 485 Euro aufgelegt. Die Hälfte der Karten kostet zwischen 10 und 120 Euro. Das Jugendprogramm umfasst 37 Vorstellungen, dazu gibt es vier Projekte in der neuen Reihe "The Living Archive". Das Gesamtbudget der Festspiele beträgt 77,27 Mio. Euro.

Gegen "Sparen als Fetisch"

Geldsorgen plagen naturgemäß auch die Salzburger Festspiele: "Das Sparen als Fetisch ist etwas, dem wir jeden Tag begegnen. Die Kultur kommt auch nicht darum herum, soll sie auch nicht", sagte der Intendant. "Ich bin nicht der Meinung, dass sich die Kultur herausnehmen kann, ich bin nur überrascht über die Intensität des Sparens – als hätten wir nie Finanzminister gehabt." "Die Kleinen" bedürften viel mehr Schutz als "die Großen". "Man muss aufpassen, was man mit diesem Sparfetischismus möglicherweise verliert – denn das bekommt man nie wieder zurück."

Am 12. Dezember tagt das Festspielkuratorium. Die Gesprächsatmosphäre dort sei "gut". "In der Findung eines gemeinsamen Tons braucht es noch ein bisschen", meinte Hinterhäuser zur neuen Zusammensetzung des Gremiums, das u.a. eine schriftliche Stellungnahme zu von Marina Davydova neulich in einem Interview geäußerten Vorwürfen verlangt hat. Was genau bei dem Termin besprochen werde, wisse er nicht, aber "da werde ich schon eine Antwort darauf finden".

Am 14. Dezember endet die Ausschreibung für die Schauspielleitung, die vom Kuratorium verlangt worden war. Er habe bei der Erstellung des Schauspielprogramms "nicht Blut geleckt", würde sich aber wünschen, "dass das Schauspiel eine Leitung bekommt, die funktioniert, und der auch klar ist, dass sich die Parameter nach den Gegebenheiten des Umbaus richten - wie bei allen anderen. Denn das Gesicht der Festspiele wird sich ändern." Weiterhin dringend gesucht wird ein Ausweichquartier für das Große Festspielhaus.

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