„Mister Wunderbar“ nimmt Abschied
Österreich trauert um einen seiner großen Publikumslieblinge: Harald Serafin ist in der Nacht auf Montag im Alter von 93 Jahren verstorben. Mit ihm verliert das Land nicht nur einen vielseitigen Künstler, sondern auch einen leidenschaftlichen Botschafter der Operette – einen Mann, der sein Leben ganz der Bühne widmete und Generationen von Zuschauer:innen mit Charme, Witz und Musikalität begeisterte.
Der „singende Bonvivant“
Als Bariton ausgebildet, wurde Serafin in den 1960er- und 1970er-Jahren zu einer festen Größe der Operettenwelt. Unvergessen bleibt seine Darstellung des Danilo in Lehárs „Lustiger Witwe“, die er über 1.700 Mal auf den großen Bühnen der Welt verkörperte. Mit seiner unverwechselbaren Mischung aus Noblesse, Humor und einer Prise Selbstironie verkörperte er jenen „singenden Bonvivant“, den das Publikum liebte. Internationale Kritiker verglichen ihn mit Stars wie Walter Matthau oder Maurice Chevalier – stets aber blieb Serafin unverwechselbar österreichisch.
Intendant mit Vision
Seine zweite große Bühne fand er am Neusiedler See: Als Intendant der Seefestspiele Mörbisch schrieb er Festivalgeschichte. Zwischen 1992 und 2012 verwandelte er die bis dahin wenig beachtete Spielstätte in das „Mekka der Operette“. Serafin ließ Bühnen und Tribünen erneuern, lockte Weltstars ins Burgenland und schuf ein sommerliches Kulturhighlight, das Hunderttausende anzog. Mit unerschöpflicher Energie stand er selbst auf der Seebühne – und scheute nicht davor zurück, in seinen launigen Premierenansprachen auch die Politik mit Augenzwinkern aufs Korn zu nehmen.
Vom Opernhaus ins Wohnzimmer
Doch Serafin war mehr als ein Operettenstar und Festivalleiter. Er begeisterte auch auf der Theaterbühne, etwa in Arbeiten von Felix Dvorak oder an der Seite seines Freundes Otto Schenk. Und er eroberte das Fernsehen: Als Juror der ORF-Show „Dancing Stars“ wurde er ab 2006 einem neuen Publikum bekannt. Seine legendären „Wunderbar!“-Rufe brachten ihm den Beinamen ein, der ihn bis zuletzt begleitete: „Mister Wunderbar“.
Ein Leben für die Kunst
Geboren am 24. Dezember 1931 in Litauen, geprägt von Flucht und Neuanfang, entschied sich Serafin gegen den elterlichen Wunsch, Arzt zu werden, und für die Bühne. Mit diesem Schritt begann ein Künstlerleben, das Österreichs Kulturlandschaft über Jahrzehnte prägte. Für seine Leistungen wurde er vielfach geehrt – vom Österreichischen Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst bis zur Goldenen Ehrenmedaille der Stadt Wien.
Abschied von einem Publikumsliebling
Harald Serafin war ein Künstler, der die Leichtigkeit liebte, ohne je oberflächlich zu sein. „Operette ist die Stimme des Volkes, musikalisch genial untermalt“, sagte er einst. Diese Haltung prägte sein Schaffen – und machte ihn zum Publikumsliebling über alle Generationen hinweg.
Mit seinem Tod verliert Österreich einen großen Unterhalter, einen leidenschaftlichen Intendanten und einen charismatischen Menschenfreund. Sein „Wunderbar“ wird fehlen – doch seine Stimme und sein Lächeln werden unvergessen bleiben.