Lotte de Beer bringt Mozarts Meisterwerk als bildgewaltige, berührende Gedankenwelt eines jungen Menschen auf die Bühne – ein multimedialer Auftakt zur neuen Saison.
Mit einem intensiven Bilderbogen zwischen Traum und Realität eröffnete die Volksoper Wien am Sonntagabend die neue Saison: „Die Zauberflöte“, Mozarts berühmte Oper in der Regie von Volksoperndirektorin Lotte de Beer, feierte am 14. September 2025 Premiere – und zog das Publikum mit einer ebenso fantasievollen wie emotional verankerten Inszenierung in ihren Bann.
Seit 1906 wurde „Die Zauberflöte“ in zahlreichen Varianten auf die Bühne der Volksoper gebracht. In der nunmehr zehnten Inszenierung gelingt Lotte de Beer mit videobasierten Bühnenbildern, animierten Elementen und einer klaren erzählerischen Linie ein frischer Zugang, der das Werk gleichzeitig als zeitloses Märchen und als Reflexion innerer Entwicklungsreisen lesbar macht.
Zwischen Fantasie, Malerei und Menschlichkeit
Im Zentrum steht die Vision einer gezeichneten Welt: Aus der Perspektive eines jungen Menschen entfaltet sich die Oper wie ein lebendig gewordenes Bilderbuch – mit Kostümen, Figuren und Räumen, die wirken, als wären sie aus einem Gemälde getreten. Dafür sorgt das Bühnen- und Videokonzept von Christof Hetzer und Roman Hansi, das gezeichnete Figuren mit den Bewegungen der Darsteller:innen verknüpft und eine immersive Traumwelt schafft, in der sich Realität und Vorstellung vermischen.
Lotte de Beer verankert die Geschichte emotional und erzählt zugleich eine universelle Coming-of-Age-Story. Der klassische Kampf zwischen Licht und Dunkel wird durch persönliche Reifung, Zweifel und die Kraft von Beziehungen ersetzt. Ihre Deutung betont die Vielschichtigkeit der Figuren – besonders jene der Königin der Nacht oder des Vogelfängers Papageno – und schafft Raum für Ambivalenz und Empathie.
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Musik als innerer Kompass
Dirigent Tobias Wögerer bringt Mozarts Musik mit großer Klarheit und Energie zum Klingen – und folgt dabei der Idee, dass die Musik nicht nur Begleitung, sondern Treiber der Handlung ist. „Sie gibt Orientierung, Hoffnung und Kraft“, so Wögerer, der die Kontraste zwischen Oper, Singspiel und Liedform fein austariert und mit den Wiener Symphonikern für einen musikalisch vielschichtigen Premierenabend sorgt.
Das Ensemble stammt großteils aus dem eigenen Haus:
David Kerber überzeugt als jugendlich suchender Tamino
Rebecca Nelsen berührt als klare, selbstbewusste Pamina
Daniel Schmutzhard und Jaye Simmons begeistern als Papageno und Papagena mit Witz und Charme
Anna Simińska brilliert mit technischer Präzision und dramatischer Präsenz in der Arie der Königin der Nacht
Stefan Cerny verleiht dem Sarastro würdevolle Tiefe
Mit dieser „Zauberflöte“ gelingt der Volksoper ein kraftvoller, moderner Einstieg in die neue Spielzeit: eine Operninszenierung, die sowohl jungen als auch erfahrenen Opernfreund:innen neue Zugänge ermöglicht – durch eine visuelle Sprache, die berührt, und Musik, die im Zentrum des Geschehens steht.