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Chris Lohner über Sex und Affären [Interview]

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8 min

Tabus waren nie ihre Sache – schon eher deren Umgehung: Chris Lohner, 57, einst gefragtes Model und 22 Jahre lang Vorzeigefrau des ORF, erzählte in Bestsellern gern von Selbstbefriedigung und amourösen Abenteuern. In ihrem neuen Buch „Beziehungsweise“ geht sie ins intime Detail. In NEWS spricht sie über Sex, Liebe und ihre Männer.

Mit wie vielen Männern hatten Sie bisher Sex?

Das waren nicht so viele. Es werden um die 20 Männer gewesen sein. Männer führen ja manchmal Listen, ich nicht. Aber es gab noch weniger entscheidende Männer: Meine große Liebe in Amerika - er sitzt heute nach einem Autounfall, bei dem ihm die Wirbelsäule abgerissen wurde, im Rollstuhl. Dann mein Ehemann, und schließlich Lance Lumsden, mein Lebensmensch, den ich seit 23 Jahren kenne. Es gab auch einen Fernsehsprecher, mit dem ich vier Jahre zusammen war.

Sie schreiben am liebsten über Liebe und Erotik.

Die meisten Menschen sind Voyeure. Ich denke, jeder schaut gerne durchs Schlüsselloch. Erotik ist ja das, was vorher ist. Und das finde ich am schönsten. Wenn es so weit ist und man geht miteinander ins Bett, kann es zwar wunderschön sein, aber der Weg zum Kopfkissen ist spannender. Ich möchte niemandem zuschauen, wie er mit jemand anderem Liebe macht, das mach ich lieber selber. Pornos turnen mich nicht an. Das Geschwitze, das Gekeuche, das Wimmerl am Popo, das ist nicht schön.

Hatten Sie nie Sex ohne Liebe, One-Night-Stands?

Nie. Da bleibe ich lieber mit mir allein und vergnüge mich selbst. Männer denken da anders. Er gibt ab, die Frau empfängt. Er erledigt seine Sache und ist weg. Für mich geht's erst über den Kopf und dann in die unteren Regionen. Es ist genussvoll, sich auszumalen, wie es mit ihm sein wird, wie sich die Körper vereinen. Jemand, der genießen kann, der kann auch dich genießen. Ich könnte nicht irgendwo hingehen, ein fremder Mann stürzt sich auf mich, und ich mach mit ihm guten Sex. Das ist mir auch nie passiert. Ich glaube nicht, dass 395 verschiedene Stellungen entscheidend sind, um befriedigt zu werden. Wenn Gefühl im Spiel ist, sind Turnübungen egal. Da ist es wurscht, ob ich an der Decke hänge, da geht es um das Spüren. Da kann auch ein Quickie lustvoll sein, wenn du einen Mann hast, mit dem du vertraut bist.

Lieben Sie Sex abseits vom Bett?

Ja, schon, das passiert auch. Mal im Auto oder so.

Verlieben Sie sich schwer?

Sehr schwer. Es braucht die Entdeckungsreise. Mit dem Älterwerden hast du ein viel intensiveres Empfinden. Wenn du jemanden länger kennst, ist der Sex ungleich besser als bei einer kurzen Geschichte. Da kannst du loslassen und musst dich nicht fragen: "Wie schaut das Bein aus, wenn ich so ma-che ..." Man will ja sonst immer gut daliegen, aber wenn du deiner Person und deiner Gefühle sicher bist, kannst du dich fallen lassen.

Gibt es derzeit einen Mann in Ihrem Leben?

Nein. Ich bin momentan mit mir selbst beschäftigt, ein Mann fehlt mir nicht. Würde ich mich jetzt wieder verlieben: Hurra! Ich bin für alles offen. Aber ich suche nicht. Ich habe zwei junge schwule Freunde, mit denen ich auch reise, aber da gibt's keine erotische Ebene.

Haben Sie in Beziehungen auch Seitensprünge gemacht?

Nein. Ich konzentriere mich auf meinen Partner. Eine gedachte Affäre ist manchmal schöner, als einen Freund zu verlieren, mit dem du ins Bett gehst, und es ist der totale Wahnsinn. Dann findest du zur Freundschaft nicht mehr zurück.

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Ich selbst bevorzuge das andere Geschlecht. Als Fotomodell in Paris saß ich jedoch einmal im Schminkraum eines sehr bekannten Fotografen. Cindy, eine Kollegin aus New York, stellte sich hinter meinen Sessel, betrachtete mich, und plötzlich hatte ich ihre Hände auf meinen Brüsten. Ich verspürte aber keinerlei erotisches Flimmern. Cindy hat sich entschuldigt, damit war die Sache auch für mich erledigt. Ich kann jetzt nicht einmal sagen, dass ich nie und nimmer ein lesbisches Erlebnis zulassen werde. Denn ehrlich gesagt: Ich weiß es nicht.

Ich liebe Männer. Ich habe Sex ohne Ehe zugelassen und nicht aus Gründen dringender Fortpflanzung. Die Möglichkeiten, sexuelle Freude aneinander zu empfinden, sind unbegrenzt. Ich weiß, dass manche Menschen Pornos geradezu lieben, davon erregt werden. Für mich entbehrt derart Dargebotenes jeder Ästhetik, und es turnt mich auch nicht an. Ich kann mich weder für überdimensionale männliche noch weibliche Geschlechtsteile auf dem Fernsehschirm begeistern. Meine eigenen Bettgeschichten sind mir die liebsten.

Auch ich war die Freundin eines verheirateten Mannes. Am Beginn dieser "geheimen" Liebe bin ich mit meinem Freund nach Venedig gefahren. Im Schlafwagen. Ich habe mir ein Kopftuch und eine dunkle Brille aufgesetzt. Wir bestiegen den Zug getrennt. Der Schlafwagenschaffner begleitete mich zu meinem Abteil und bemerkte dabei grinsend: "Wegen mir müssen Sie sich nicht verkleiden, Frau Lohner. Ich habe Sie sofort an der Stimme erkannt." Wir fuhren also nach Venedig und verbrachten zwei wunderbare Tage. Wochen später traf ich meinen Chef, den Generalintendanten des ORF (Anm.: Teddy Podgorski), der mich strahlend begrüßte: "Als ich mit meiner Freundin neulich im Schlafwagen nach Venedig fuhr, hat mir der Schlafwagenschaffner schmunzelnd zugeflüstert: Die Lohner wartet schon auf Sie! Ich war verblüfft und hab geantwortet, dass ich das zwar nett fände, aber ich hätte meine eigene Freundin mit."

Interview: Georg Kindel

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