Unsuk Chins Oper wurde am 17. November 2025 erstmals in Österreich gezeigt – mit einer Inszenierung, die Alices Reise als surrealen Prozess der Selbstbefragung präsentiert.
Mit der Premiere von Alice in Wonderland am 17. November 2025 startete im MusikTheater an der Wien die österreichische Erstaufführung von Unsuk Chins Oper in acht Szenen. Die Aufführung findet im Rahmen von Wien Modern statt und wird bis zum 26. November 2025 gespielt. Das Werk basiert auf einem Libretto von David Henry Hwang und Unsuk Chin nach Alice in Wonderland und Through the Looking Glass von Lewis Carroll.
Eine Oper als Reise ins eigene Ich
Die Produktion beginnt mit Alices Fall in den Kaninchenbau – ein Sturz in eine psychologische Tiefendimension. Ihre zentrale Frage „Wer bin ich?“ begleitet alle Begegnungen der Figur: mit dem weißen Kaninchen, dem Tierpersonal im Tränenmeer, der Raupe, dem Hutmacher und zuletzt der Herzkönigin im Gerichtssaal.
Unsuk Chins Komposition, 2007 uraufgeführt und 2024 mit dem Ernst von Siemens Musikpreis ausgezeichnet, arbeitet mit changierenden Klangfarben, Brüchen und humorvollen Stilverweisen. Traum, Licht und Klang stehen im Zentrum eines Werkes, das sich bewusst gegen klare stilistische Zuordnungen stellt.
Szenische Umsetzung zwischen Traumlogik und Vielschichtigkeit
Regisseurin Elisabeth Stöppler, erstmals am MusikTheater an der Wien tätig, inszeniert die Oper als unaufhörliche Selbstbegegnung. Das Bühnenbild von Valentin Köhler – geprägt von beweglichen Elementen, abstrakten Landschaftsformen und wechselnden Ebenen – folgt der Logik eines Traums. Die Lichtgestaltung von Elana Siberski unterstützt diese Atmosphäre mit markanten Kontrasten und plötzlichen Stimmungswechseln. Su Sigmunds Kostüme setzen charakteristische Figuren wie das weiße Kaninchen oder den verrückten Hutmacher ästhetisch eigenständig um.
Ensemble und musikalische Leitung
Die Titelpartie übernimmt die isländische Sopranistin Álfheiður Erla Guðmundsdóttir, die sich international im zeitgenössischen Fach etabliert hat. Andrew Watts ist in mehreren Rollen zu erleben, darunter als Weißes Kaninchen und Märzhase. Marcel Beekman verkörpert unter anderem Maus, Pat und die Köchin, während Helena Rasker als Herzogin und Eule auftritt. Juliana Zara übernimmt die Grinsekatze, Mandy Fredrich die Herzkönigin, Ben McAteer den verrückten Hutmacher. Weitere zentrale Partien singen Henry Neill, Levente Páll und Damien Pass.
Musikalisch getragen wird die Premiere vom ORF Radio-Symphonieorchester Wien unter der Leitung von Stephan Zilias. Der Arnold Schoenberg Chor (Leitung: Erwin Ortner) und die Gumpoldskirchner Spatzen ergänzen das Ensemble und strukturieren wesentliche Szenen des Abends.







