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Phubbing: Eine Partnerschaft zu „viert“

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4 min
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Monika Wogrolly

©Bild: Matt Observe

Im Jahr 2012 wurde „Phubbing" im Rahmen einer Marketingkampagne erstmals verwendet. Der Begriff geht aus dem Mix von „phone" und „snubbing" hervor. Und steht für eine brüskierende Verwendung des Mobiltelefons. Dreier- oder Viererbeziehungen sind schon die Regel.

In meiner Praxis klagen immer mehr Menschen darüber, eine Partnerschaft zu viert zu haben, die Mobiltelefone beider Personen miteingerechnet. Selbst im Urlaub am Strand, bei Restaurantbesuchen und im Ehebett findet man überwiegend Phubberinnen und Phubber, die eines gewiss nicht tun: miteinander reden. Hier zwei Beispiele für Phubbing:

Ludwig beschreibt seine langjährige Partnerschaft mit Marion so, dass sie abends beide „stundenlang am Handy sind“. Bis sie, vom Scrollen ermüdet, sich ins Bett trollen. Gudrun scrollt beim Heurigen in einer Freundesrunde. Ihr Gatte Konrad deutet es als Indiz für Verächtlichkeit, dass sie seine altbekannten Anekdoten nicht interessieren. Er wirft Gudrun vor, in ihr Handy verliebt und schon süchtig danach zu sein.

Liebes-, Beziehungs- und Sexkiller

Manchmal müssen sich Menschen tatsächlich zwischen dem eifersüchtigen Partner und dem Stein des Anstoßes – ihrem Smartphone – entscheiden. Was denken Sie, wie diese Entscheidung immer öfter ausfällt? Vor diesem Hintergrund verstehen Sie gewiss, warum das Handy mithin ein Liebes-, Beziehungs-, aber auch Sexkiller ist. Die Angewohnheit, sich mit Handy oder Smartphone zu beschäftigen, während man Menschen ignoriert und vernachlässigt, mit denen man in Wirklichkeit verkehrt, wird häufig als ungehobelt, ja menschenverachtend empfunden.

Wobei hier die Toleranz steigt – wurde man bis vor einem Dezennium noch schief angeschaut oder gar zurechtgewiesen, wenn man am Handy war, wird das heute viel eher kommentarlos hingenommen, gilt ja das Handy längst nicht nur als Kommunikations-, sondern auch Arbeitstool, um sich etwa Notizen zu machen. Phubbing in Beziehungen hängt von der individuellen Einstellung ab. Vom Commitment.

  • Laut einer Studie aus dem Jahr 2021 hängt die Wirkung stark von der Einstellung ab. Positiv eingestellte Menschen erleben auch häufiger das Phänomen Phubbing in ihrer sozialen Umgebung. Ziehe ich mein Handy und vertiefe mich hinein, wird auch mein Gegenüber diesbezüglich – schon allein durch die Spiegelneuronen – motiviert oder enthemmt sein und eher „phubben“.

  • Es gibt Paare, die sich sogar in Präsenz übers Mobiltelefon mit Textnachrichten austauschen oder ständig etwas recherchieren, ChatGPT für Kommentare zum Essen oder der Urlaubsdestination als zumindest Dritten im Bunde miteinbinden. Und das als Freiheit und Bereicherung betrachten.

  • Vor diesem Hintergrund bleibt es eine Frage individueller Einstellung und Bewertung, ob Phubbing ausgrenzend und abwertend erlebt wird.

  • Manche deuten Phubbing als Suchtverhalten oder Zeichen digitaler Willensschwäche, wenn es sich schon verselbstständigt und einen Keil in eine Liebesbeziehung treibt.

Fazit: Bewusste Trennung

Mobiltelefonnutzung ist okay und zeitgemäß. Aber keine Liebe zu dritt oder viert mit einem oder mehreren dauerhaft eingeschalteten und überall mitmischenden Handys. Phubben wird gerade in der Liebe als Geringschätzung aufgefasst und überführt die phubbende Person des Desinteresses am Gegenüber. Daher legen Sie Ihr Handy flach, trennen sich bewusst jeden Tag für mehrere Stunden davon und vor allem: Schenken Sie in einer Partnerschaft einander die ungeteilte Aufmerksamkeit.

Dieser Beitrag ist ursprünglich in der News-Printausgabe Nr. 44/2025 erschienen.

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