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„Monkey Branching“: Von einer Beziehung in die nächste

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3 min
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Monika Wogrolly

©Bild: Matt Observe

„Branching“ für „Verzweigung“ wird in der Informatik gebraucht. In der Liebe gibt es nun auch eben das „Monkey Branching“: Wenn man sich wie ein Affe an einem Beziehungsast festklammert, bis man sicher zum nächsten schwingt.

In der Informatik stellt der Begriff „Branching“ auf die Entwicklung gesonderter Versionen ab, um die Parallelentwicklung mehrerer Projekte zu gewährleisten, ohne dabei die Hauptlinie zu beeinträchtigen. Auf die Liebe umgelegt, wird eine bewährte Beziehung fortgesetzt, obwohl schon – darum der Bezug zum Affen – nach einem nächsten Ast ausgespäht wird. Und erst wenn der Affe den nächsten Ast für tragfähig befunden hat, lässt er den alten los.

Die parallele Suche nach „etwas Besserem“ zeichnet auch die Beziehung von Andreas aus. Er hält eisern an Sophie fest. Sie hat den Aufschwung aber schon mit Günther in Sicht. Der neue Beziehungsast winkt im Urwald der Emotionen. In der Paartherapie eröffnet Sophie nach zehn mal 90 Minuten, in denen wir ihre Beziehung mit Andreas zu retten suchten: „Da ist noch was.“ Und outet dann ihren neuen Tarzan der Gefühle auf der Praxiscouch.

Heimlichkeit

Typisch „Monkey Branching“: Es geschieht in Heimlichkeit. Sie habe sich, hebt Sophie zu ihrer Verteidigung an, Andreas aber keinesfalls nur zum Selbstzweck warmgehalten. Sondern ihn nur aus Empathie verschonen wollen und bis zuletzt auf ein Wunder gewartet. Günther gibt es in ihrem Liebesleben schon länger. Aber der Ast schien noch nicht tragfähig.

Und ihr Lebensgefährte? Andreas fühlt sich entsorgt. Sophie schwingt sich in Günthers Arme. So viel zum Monkey-Branching. Ob Sie klammheimlich zum Affen gemacht werden, erkennen Sie am Zusammenkommen der folgenden führenden „Red Flags“:

Liebesgesten

Wenn bereits insgeheim eine neue Beziehung aufgebaut wird, erfühlen Sie das am Wegfallen kleiner Gesten der Aufmerksamkeit.

Gemeinsame Zeit

Ein weiterer Hinweis ist, dass es viel seltener zu gemeinsam verbrachter Zeit kommt.

Fragen

Er oder sie interessiert sich weniger oder kaum noch für Ihr Leben, Ihre Befindlichkeit und „Whereabouts“.

Pläne

Gemeinsame Perspektiven und Planungen rücken in den Hintergrund oder schmelzen ganz dahin.

Verrohung

Emotionaler Rückzug, sogar Verrohung Ihnen gegenüber können weitere Signale sein.

Die Hintergründe

Aber warum betreiben Menschen „Monkey Branching“ – und das auch noch mit Menschen, die sie liebten?

Oft ist es die Angst vor dem Alleinsein. Die Suche nach Neuem kann auch zur Absicherung geschehen, wenn die etablierte Beziehung bröckelt, um nicht nur einer Person die Macht zu geben. Ein instabiles Selbstwertgefühl treibt Menschen wie Sophie zum „Monkey Branching“: Andreas habe ihr zu wenig Liebe, Wärme und das Gefühl gegeben, ganz Frau zu sein, sagt sie.

Bindungsangst kann ebenso dahinterstecken, wenn man seine Liebe auf mehrere Personen verteilt. Und das nicht mit einer bewussten Entscheidung, sondern angstmotiviert. Für verlassene Personen wie Andreas kann das ein Trauma sein und das Beziehungsverhalten, vor allem die Fähigkeit, Vertrauen zu schenken, erschüttern.

Fazit: Gegenseitige Achtung statt Heimlichkeit

Daher lieber kein Affe sein, sondern gleich die Karten auf den Tisch legen. Auch das Ende einer Beziehung kann in gegenseitiger Achtung geschehen – und lieber nicht in Heimlichkeit.

Dieser Beitrag ist ursprünglich in der News-Printausgabe Nr. 49/2025 erschienen.

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