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Jürgen Klopp: Die Erfolgsgeschichte des Liverpool-Trainers [Porträt]

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14 min
Jürgen Klopp, Trainer des FC Liverpool

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Die Erfolgsgeschichte von Liverpool-Trainer Jürgen Klopp. Was macht den Deutschen so besonders?

Steckbrief Jürgen Klopp

  • Name: Jürgen Norbert Klopp, Spitzname "Kloppo"

  • Geboren: 16. Juni 1967 in Stuttgart

  • Größe: 193 cm

  • Beruf: Fußballtrainer (früher Spieler)

  • aktueller Verein: FC Liverpool (seit 2015)

  • frühere Vereine: Mainz 05 (2011 - 2008), Borussia Dortmund (2008 - 2015)

  • Familienstand: verheiratet in 2. Ehe mit Ulla Sandrock seit 2005

  • Kinder: Marc (*1988) aus erster Ehe, seine Frau brachte einen Sohn mit in die Ehe

Oft sind es die kleinen Gesten, die das große Ganze erklären. Als Liverpool nach dem Sieg in Villarreal als Finalteilnehmer der Champions League 2022 feststand, schickte Jürgen Klopp rasch Nachrichten an zwei Spieler, die daheim in England vor dem Fernseher mitgefiebert hatten. Rhys Williams und Nat Phillips waren im Jahr zuvor am Ende einer schwierigen Saison mit vielen Verletzten in die Startelf von Liverpool gerutscht und hatten es möglich gemacht, dass der Klub mit Ach und Krach noch auf Rang drei kam. Ohne sie, textete der Deutsche, wäre das nicht möglich gewesen, ohne sie hätte Liverpool das Finale nicht erreichen können.

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Für Jürgen Klopp ist jeder einzelne wichtig

 © IMAGO images/Shutterstock

Jürgen Klopps Erfolgsrezept: Kompetenz und Emotion

Diese Anekdote zeigt, wie Jürgen Klopp zu einem der erfolgreichsten Fußballtrainer aller Zeiten wurde: Jeder Einzelne ist wichtig, jeder ist ein Baustein für ein Ziel, das nur gemeinsam oder gar nicht erreicht werden kann. Fachliche Kompetenz in Kombination mit emotionaler Verbundenheit ist der Eckpfeiler seines Erfolgs. Sie macht ihn einzigartig, weil er das Gefühl gleichberechtigt neben dem Erfolgsstreben - sportlicher wie wirtschaftlicher Natur - stellt oder es den Spielern und Fans zumindest so vermittelt.

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Der Umgang mit Niederlagen

Die Trainerkarriere von Jürgen Klopp ist eine, die von Rückschlägen wie mehrfachen Finalniederlagen ebenso geprägt wurde wie von unerwarteten, lang ersehnten Triumphen. Nach zwei Cuptiteln für Liverpool schien im Jahr 2022 auch der Titel in der Premier League bis zum letzten Spieltag noch in greifbarer Nähe, doch Manchester City gab sich doch keine Blöße. Klopp zeigte sich danach gefasst und war schon auf die bevorstehende nächste Aufgabe konzentriert.

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Prinz William gratuliert Jürgen Klopp

 © IMAGO images/PA Images

Auch das Champions-League-Finale 2022 gegen Real Madrid ging verloren. Dadurch wurde Klopp nach Marcello Lippi zum zweiten Trainer, der drei Endspiele in der Königsklasse verloren hat. Doch Jürgen Klopp wäre nicht Jürgen Klopp, hätte er nicht auch diese Niederlage weggesteckt.

In der letzten Saison konnte der FC Liverpool nicht ganz an die Erfolge des Vorjahres anschließen. In der Premiere League belegte man den 5. Platz, womit sich die Mannschaft erstmals seit 2016 nicht für die Champions League qualifizierte. Stattdessen tritt man in der Europa League auf. Dort traf der FC Liverpool am 21. September auf den LASK und gewann - nach Pausenführung der Linzer - mit 3:1.

Jürgen Klopp in Liverpool

Seit 2015 werkt Klopp in Liverpool, anfangs kam er mühsam voran. Die Reds, wie die Kicker der Stadt im Nordwesten Englands genannt werden, kämpften sich damals durch das Mittelfeld der Premier League. Und obwohl schon in seiner ersten Saison das Finale der Europa League erreicht wurde, tauchten bald erste Zweifel an Klopp auf. Doch der ungebrochene Glauben an den Erfolg und lächelnder Optimismus auch in schwierigen Phasen sind ebenso typisch für Klopp wie seine Emotionsausbrüche am Spielfeldrand. Und nachdem Liverpool 2018 bereits das Finale der Champions League erreicht hatte, folgte 2019 der Sieg in diesem wichtigsten Klubbewerb der Fußballwelt.

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Jürgen Klopp feiert mit den "Reds"

 © IMAGO images/Focus Images

Durchbruch in Liverpool

Viel wichtiger für Fans, Klub und Stadt aber war 2020 dann der erste Gewinn der englische Meisterschaft nach 30 Jahren. Spätestens seit damals ist Klopp eine Art Heiligtum in einer Stadt, die immerhin die Beatles hervorgebracht hat und gegenüber Helden eher kritisch eingestellt ist. Dass der Meistertitel ausgerechnet im Coronajahr gelang und daher mit Einschränkungen verbunden war, konnte die Begeisterung nicht trüben. Inzwischen wird gar darüber nachgedacht, Klopp ein Denkmal aufzustellen - was sich dieser mit Hinweis auf seinen derzeit nicht geplanten Abschied aus Stadt oder Leben verbeten hat.

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Nach anfänglichen Zweifel wird in Liverpool inzwischen darüber nachgedacht, Jürgen Klopp ein Denkmal zu bauen

 © IMAGO images/Sportfoto Rudel

Jürgen Klopp privat

Privat hält sich Klopp bedeckt, mit seiner Frau Ulla lebt er in Formby, einem noblen Küstenort in der Nähe von Liverpool. Von Auftritten in Fernsehshows oder in den Sozialen Medien hält er wenig, obwohl er bei Interviews eloquent und entspannt wirkt. Auch Inszenierungen seiner Mannschaft für TV-und Netflix-Dokumentationen, wie das unter anderem Pep Guardiola mit Manchester City getan hat, lehnt er ab: Videos von peinlichem Motivationsgebrüll wie von Red Bull Salzburg unter Jesse Marsch wird es mit Klopp nicht geben.

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Jürgen Klopp mit seiner Ehefrau Ulla

 © imago/DeFodi

Jürgen Klopp, das Werbetestimonial

Doch wer Fußball im Fernsehen sieht, wird Klopp sehr oft zu sehen bekommen - und zwar nicht nur als Liverpool-Trainer. Denn der Deutsche ist heute eines der bekanntesten, wenn nicht sogar das bekannteste Testimonial Deutschlands. Für unzählige Produkte und Marken hat Klopp sein gewinnbringendes Lächeln bereits ausgespielt, von Weißbier über Autos bis zu Finanzprodukten. Eine Zeitlang soll sich angeblich jeder dritte Opel-Käufer nur wegen Klopp für die Marke entschieden haben, die dank ihm das angestaubte Image ein wenig abschütteln konnte.

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Jürgen Klopp ist auch das bekannteste Testimonial Deutschlands. Seine strahlenden Zähne werben für zahlreiche Firmen

 © IMAGO images/SNA

Kritik an Aufträgen

Wobei er sonst bei der Auswahl nicht immer wählerisch war: Kritik hat er sich etwa durch seine Verpflichtung als Aushängeschild der Deutschen Vermögensberatung AG zugezogen - der Finanzvertrieb ist wegen seiner Vermittlungspraktiken und des Provisionssystems umstritten. Eine Werbepartnerschaft mit einer deutschen Versicherung hatte er 2011 aber von sich aus beendet, als bekannt wurde, dass eine Tochterfirma des Unternehmens für ihre Vertreter Sexorgien in Budapest organisiert hatte.

So viel verdient Jürgen Klopp

Heute sehen wir Klopp im Pub, Klopp am Strand, Klopp in der Küche - jede Menge Einnahmen abseits des Trainergeschäfts sind die Folge. Sein Jahresgehalt von angeblich bis zu 18 Millionen Euro soll er Schätzungen zufolge mit rund sieben Millionen Euro aus Werbeverträgen aufpeppen.

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Jürgen Klopp: Sein Jahresgehalt wird auf 18 Millionen Euro geschätzt

 © IMAGO images/Shutterstock

Jürgen Klopp und Pep Guardiola

Das Lächeln aus dem Gesicht des Deutschen kann aber auch verschwinden: Zu den Spielern kann er streng und sogar schonungslos sein, heißt es. Klopp predigt ebenso wie Pep Guardiola, sein großer Rivale in der Liga, den schonungslosen Offensivfußball - im Gegensatz zu Carlo Ancelotti etwa. Doch das ist die einzige Gemeinsamkeit mit Guardiola, denn der wirkt ebenso wie Ex-Chelsea-Trainer Thomas Tuchel (inzwischen bei den Bayern) als unnahbarer, etwas mühsamer Fachmann, der Spieler wie Figuren auf komplexen Spielplänen umherschiebt. Klopp hingegen zeigt sein taktisches Geschick nicht so aufdringlich und rechthaberisch: Spieler sind Menschen, nicht Material.

Klasse statt Masse

Das zeigt sich am sorgfältigen Einkaufsprogramm: Während Guardiola für Manchester City dank der Millionen aus Abu Dhabi regelmäßig auf große Shoppingtour geht, pickt sich Klopp die Rosinen am Transfermarkt heraus. Ex-Bayern-Spieler Thiago oder der Kolumbianer Luis Díaz sind zwei Beispiele dafür. Erstaunlich rasch waren sie in den Klopp-Kosmos integriert. Im Vergleich zu anderen Klubs waren die Ausgaben nicht übertrieben; sogar Stadtrivale Everton soll in den letzten Jahren mehr ausgegeben haben - und die waren bis ganz vor Schluss der Saison vom Abstieg bedroht. Klopp und Sportdirektor Michael Edwards, der Liverpool am Ende der Saison 2021/22 verlassen hat, vertrauten eben auf Klasse statt Masse und achteten darauf, dass neue Spieler nicht nur sportlich, sondern auch mental zu Liverpool passen. Das wurde schon bei der Verpflichtung von Mohamed Salah 2017 sichtbar - mit Sadio Mané und Roberto Firmino bildete er das gefährlichste Sturmtrio in Europa.

Klopp, Bayern München und Fußball als Herzensangelegenheit

Besagter Mané wurde vor seinem Gang nach Saudi-Arabien angeblich auch von jenem Klub umworben, von dem Klopps Kumpel Campino einst sang, er würde niemals dorthin gehen. Auch für Klopp kam der FC Bayern München bisher nicht in Frage - dabei hat der deutsche Rekordmeister schon mehrmals versucht, den Trainer nach München zu locken. Klopp meinte dazu nüchtern, mit den Bayern hätte er wohl mehr Titel gewonnen. Dieses Gefühl, dass Fußball ja doch vor allem eine Herzensangelegenheit ist, vermittelt Klopp wie kein Zweiter - seinen Spielern, den Fans, der ganzen Fußballwelt.

Jürgen Klopps Anfänge und Aufstieg

Jürgen Klopp wurde 1967 in Stuttgart geboren, er absolvierte ein Sportstudium in Frankfurt und war als Fußballer unter anderem für FSV Mainz 05 in der zweiten deutschen Liga tätig. Bereits als aktiver Fußballer trainierte er nebenbei eine Jugendmannschaft. In Mainz arbeitete er ab 2001 hauptberuflich als Trainer und war ab 2005 auch als TV-Experte bei Fußballübertragungen des deutschen Fernsehens tätig, unter anderem bei den Weltmeisterschaften 2006 und 2010. Im Jahr 2008 wurde er Trainer von Borussia Dortmund, wo er die Grundlagen für den sportlichen und wirtschaftlichen Aufstieg legte. Er schaffte dort zwei Meister- und einen Pokaltitel.

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Jürgen Klopp als Spieler das FSV Mainz 05

 © imago/Alfred Harder

Im Herbst 2015 wurde Klopp Trainer des FC Liverpool, sein Vertrag wurde inzwischen zweimal verlängert und läuft bis 2026. Mit Liverpool gewann er bisher je einmal die Premier League, den englischen Pokal, den Ligapokal sowie die Champions League. Sogar Manchester-United-Ikone Alex Ferguson lobt den Deutschen in höchsten Tönen.

Dieser Beitrag ist ursprünglich in der News-Printausgabe Nr. 21/2022 erschienen und wurde leicht adaptiert.

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