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Italienischer Modepapst Giorgio Armani gestorben

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7 min
Im Alter von 91 Jahren

Giorgio Armani

©AFP, APA, JULIEN DE ROSA

Der Unternehmer wurde 91 Jahre alt.

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Der italienische Modepapst Giorgio Armani ist am Donnerstag im Alter von 91 Jahren in Mailand gestorben. Dies teilte seine Modegruppe in einer Presseaussendung mit. Der Sarg mit seinem Leichnam soll ab Samstag in Mailand aufgebahrt werden. Auf Armanis Wunsch wird die Trauerzeremonie in privater Form stattfinden.

„Mit unendlicher Trauer gibt die Armani-Gruppe den Tod ihres Gründers bekannt: Giorgio Armani ist friedlich im Kreise seiner Lieben verstorben. Unermüdlich arbeitete er bis zu seinen letzten Tagen und widmete sich dem Unternehmen, den Kollektionen und den verschiedenen, immer neuen Projekten, die bereits umgesetzt wurden oder noch in Planung waren“, hieß es in der Pressemitteilung des Unternehmens.

Großartiger Botschafter für italienische Mode in der Welt

Der italienische Außenminister Antonio Tajani würdigte Armani als „zeitloses Talent und großartigen Botschafter für italienische Mode in der Welt“. „Armani war ein Meister der Eleganz und Schönheit. Seine Erfolgsgeschichte ist außergewöhnlich. Heute stehen wir an der Seite seiner Familie – in Dankbarkeit für den außergewöhnlichen Stil, den er Italien und der Welt geschenkt hat“, so Tajani.

Im Juni war Armani ins Spital eingeliefert worden, daher konnte er erstmals in seiner Karriere nicht persönlich an den Defilees seines Modehauses teilnehmen. Traditionell trat der Designer am Ende jeder Show selbst vor das Publikum. Angaben zum Grund der Spitaleinlieferung wurden nicht gemacht.

Guter Geschmack als Grenze

„Elegant ist nicht, wer auffällt, sondern wer mit seinem Stil in Erinnerung bleibt“: Nach diesem Credo hat Armani Modegeschichte geschrieben. „Meine Grenze ist der gute Geschmack“, pflegte er zu sagen. Damit konnte er bis zu seinem Lebensende zu den Größten im Modeolymp zählen.

„80 Prozent von dem, was ich tue, ist Disziplin. Der Rest ist Kreativität. Um etwas Außergewöhnliches zu schaffen, muss man sich unermüdlich auf das kleinste Detail konzentrieren“, lautete Giorgio Armanis Devise. Damit hatte er sich im Laufe einer 70-jährigen Karriere einen festen Platz im Modefirmament an der Seite von epochalen Größen wie Coco Chanel, Christian Dior oder Yves Saint Laurent gesichert. Sein Wirtschaftsimperium generiert einen Jahresumsatz von sechs Milliarden Euro und beschäftigt 8.500 Personen.

Herkunft aus bescheidenen Verhältnissen

Dabei stammte Armani aus bescheidenen Verhältnissen. Er wurde am 11. Juli 1934 in Piacenza bei Mailand als das mittlere von drei Kindern eines Buchhalters und einer Hausfrau geboren. Obwohl nicht reich, kleidete sich seine Mutter Maria stets elegant. Immer wieder betonte Armani später, wie wichtig sie für die Ausprägung seines Stilempfindens war. Nur knapp entkam er in den Kriegsjahren einem Flugzeugangriff. Später, die Familie lebte inzwischen in Mailand, begann Armani ein Medizinstudium. Doch während seines Militärdienstes in einem Armeehospital erkannte er, dass der Beruf des Arztes nicht seinen Erwartungen entsprach.

In dieser Sinnkrise öffnete sich für ihn eher per Zufall der Weg in die Mode. Eine Freundin vermittelte ihm einen Job in der Werbeabteilung des renommierten Mailänder Kaufhauses „La Rinascente“. Von dort wechselte er 1964 in das Team des Designers Nino Cerruti und entwarf erstmals Mode – ohne diesen Beruf jemals erlernt zu haben. 1975 schließlich gründete er mit seinem Partner Sergio Galeotti das eigene Label.

Anzug für die Dame, weibliche Elemente für den Herrn

Armani übernahm den Anzugstil in die Damenmode. In die Herrenmode brachte er dagegen weibliche Elemente wie weich fließende Stoffe und lässigen Schnitt ein. Für den Film „American Gigolo“ kleidete er auf diese Weise Richard Gere, in dem Streifen „Die Unbestechlichen“ trug unter anderem Sean Connery seine Anzüge. Seine Roben sind von den roten Teppichen der Welt nicht mehr wegzudenken. Inzwischen kleidet er auch Staatsfrauen wie Italiens Premierministerin Giorgia Meloni.

Neben Anzügen wurde Armani ebenso für seine T-Shirts bekannt. Diese dürfen von Männern auch zum Blazer getragen werden. Die Farbpalette reduzierte er auf unauffälliges Grau, Beige und Dunkelblau. Damit setzte er sich in Kontrast zu anderen italienischen Modeschöpfern wie Gianni Versace, der das Neobarocke liebte und mit seiner auffallenden Mode in den 1980er- und 1990er-Jahren Armanis Gegenpol bildete.

Von niemandem abhängig

Finanzielle Unabhängigkeit war dem Unternehmer Armani ein Anliegen. Von einem Börsengang seines Konzerns wollte er nichts wissen. Einen Nachfolger für die Führung seines Wirtschaftsimperiums ernannte auch in seinen letzten Jahren er nicht. „Ich habe mich immer bemüht, mir genug Liquidität in den Kassen zu sichern. Somit kann ich ruhig schlafen. Eine gute Kassenliquidität bedeutet Unabhängigkeit und Solidität. So kann man auf unerwartete Situationen reagieren und wichtige Gelegenheiten beim Schopf packen. Man sollte vor allem von niemandem abhängig sein“, betonte Armani.

Seine Karriere habe ihm viel gegeben, aber auch viel genommen. „Dieser Job hat mich von Anfang an dazu gebracht, mich selbst als Mensch zu vergessen. Es war mir nie erlaubt, Fehler zu machen. Und jedes Mal gab es den Zweifel: Wirst du Erfolg haben? Wird die Kreation gefallen?“, sagte er kürzlich im Interview mit dem Magazin Vanity Fair.

Die jüngsten Entwicklungen der Modebranche beobachtete Armani mit Interesse, aber auch mit Sorge. „Fast Fashion“ mit billigen und schnell wechselnden Kollektionen, die in der Modewelt zuletzt die Oberhand gewonnen hat, sah er mit Skepsis. „Ich stelle fest, dass junge Designer in Richtungen gedrängt werden, die keinen Bestand haben. Aber ein Designer muss Mode kreieren, die einzigartig ist und sich nicht jede Woche ändert“, sagte Armani.

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