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Seine Ex-Geliebte packt aus

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Das Buch "Falco lebt" von Beatrice Castaldi

Das Buch "Falco lebt" von Beatrice Castaldi

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Zwei Jahre lang war Beatrice Castaldi mit Falco zusammen. Zwei Jahre, in denen es einige Höhen und Tiefen gab. Die ehemalige Freundin von Hansi Hölzel hat nun, nach einer schweren Lebenskrise, beschlossen, ein Buch über den österreichischen Sänger zu verfassen. Sie schreibt in "Falco lebt" sehr offen über ihr Liebesleben, seine diversen Exzesse sowie sein wahres Ich.

NEWS.AT: Wie sind Sie auf die Idee gekommen nach all diesen Jahren ein Buch über Falco und ihre Beziehung zu schreiben?
Beatrice Castaldi: Ich wurde mit der Nase darauf hingestupst. Wie Sie wissen, war ich in einer totalen Krise mit meinem Mann. Vorigen August hat sich die Situation so zugespitzt, dass ich gesagt habe, ich muss weg, denn sonst erschlägt er mich oder ich ihn. Und meine Freundin hat gesagt "Komm zu mir nach Wien". Ich war dann bei ihr, einer Autorin, sie hat mich in ihrer Wohnung aufgenommen und ich habe sie Tag und Nacht mit Falco-Songs beschallt. Da hat sie vorgeschlagen, dass ich selbst ein Buch schreiben soll.

NEWS.AT: Was fesselt Sie so an Falco? Warum lässt es Sie nicht los? Sie führen ja noch immer Zwiegespräche mit ihm.
Castaldi: In meiner Lebenskrise habe ich mich mit seinen Songs beschäftigt. Ich war am Boden und habe mich plötzlich gefühlt wie er sich gefühlt hat. Auf einmal war ich präsent, ich konnte nachvollziehen wie es für ihn war. Diese Verbundenheit, diese Trauer, diese Freude, diese Erinnerungen, das kam alles hoch. Als ich das Buch niedergeschrieben habe musste ich mich auch mit mir selbst beschäftigen. Mit den Dingen, die mir zugestoßen sind. Oder auch mit dem, was ich ihm nicht geben konnte zu der Zeit. Das hat mich belastet. Ich konnte ihm nicht mehr sagen, was ich ihm immer sagen wollte. Aber beschäftigt hat es mich immer wieder. Hans Hölzel ist einfach präsent. Wenn man ihn einmal berührt, lässt er einen nie mehr los.

NEWS.AT: Was hätten Sie ihm gerne gesagt?
Castaldi: Den Respekt für seine Kunst, seine Genialität, habe ich nie beachtet. Heute schäme ich mich dafür. Aber damals war er manchmal schwach und den Künstler habe ich nie geschätzt. Seine Krisen konnte ich nicht nachvollziehen. Erst, als ich selbst am Boden war.

NEWS.AT: Wie war er denn im Inneren, was war er für ein Mensch - abseits von der Kunstfigur Falco?
Castaldi: Extrem charmant, extrem liebenswürdig, warm, liebevoll, großmütig, ein Freigeist. Er hat mich sein lassen wie ich will. Das schätze ich wahnsinnig an ihm, aber das habe ich damals nicht so empfunden, da habe ich gedacht es wäre normal. Dieses Natürliche war das Faszinierende an ihm. Dieses Ego hat er nur nach außen getragen, weil er gedacht hat, die Leute erwarten das vor ihm. Also eine gewisse Arroganz und Präpotenz hält die Leute auf Distanz, das war ein Selbstschutz.

Ich wollte auch nicht mehr leben

NEWS.AT: Seid ihr in einer gewissen Weise als Paar voneinander abhängig gewesen?
Castaldi: Ja selbstverständlich. Wir haben Tag und Nacht aneinander geklebt. Er hat in mir den Halt gesucht, ich in ihm. Geben konnten wir ihn uns beide nicht. Er hatte eigene Sorgen, war schwer im Zweifel. Heute sehe ich, dass sich unsere Charaktere so ähnlich sind. Ich bin auch immer auf der Suche, Zweifel immer an mir selbst. Ich fühle mich ihm heute extrem nahe, weil ich selbst weiß, wie es ist, wenn man am Ende seiner Kräfte ist, nicht mehr weiter kann und will. Ich lag am Boden, hatte alles verloren und wollte auch nicht mehr leben.

NEWS.AT: Vermissen Sie ihn?
Castaldi: Irgendwie fühle ich ihn bei mir. Ein Mann wie er, das war mir nie bewusst, dass der Mann einen ein Leben lang immer wieder begleitet. Immer wieder, selbst in Monaco, sprechen mich die Leute auf Falco an. (Frau Castaldi wohnt seit Jahren in Monaco, Anm. d. Red.)

NEWS.AT: Bereuen Sie, dass sie dann doch gegangen sind und endgültig den Schlussstrich unter die Beziehung mit Falco gezogen haben?
Castaldi: Ich war einfach zu jung. Heute würde ich ihn anders verstehen, die Basis wäre anders. Er hat mich genommen wie ich bin, und genau das an mir geschätzt - dass er auch sein konnte, wie er ist. Er konnte Kind sein mit mir. Sein wie man ist, ohne Vorbehalte. Die Leichtigkeit, das hat er, glaube ich, an mir geschätzt. Dass ich so ignorant war, das beschäftigt mich bis heute. Ich habe gedacht irgendwann sieht man sich wieder. Unsere Mütter waren ja permanent in Kontakt.

NEWS.AT: Sie haben sich nie wieder gesehen?
Castaldi: Gesehen haben wir einander nie wieder persönlich. Zwei Jahre und ein paar Monate hat er nach der Trennung noch gelebt. Aber er wusste immer, was ich so treibe, und ich habe über meine Mutter immer gehört, was er so treibt.

NEWS.AT: Haben Sie all ihre Männer danach immer mit Falco verglichen?
Castaldi: Ja schon, aber immer unbewusst. Komischerweise vergleichen sich die Männer mit Falco.

NEWS.AT: Sind Sie mit ihrem Mann noch zusammen, er war ja der Auslöser für Ihre Krise, hat sie geschlagen?
Castaldi: Ja. Mein Mann und ich haben viele, viele Gespräche geführt in der Zeit, in der ich in Wien war. Wir waren permanent in Kontakt. Ich war ein Monat in Wien, bevor ich das erste Mal wieder zurück nach Monaco bin. Wir mussten uns auseinandersetzen mit den Dingen, die vorgefallen sind. Ich musste zu mir selbst finden, dazu hat das Buch beigetragen. Und auch, wie ich meinem Mann beistehen kann. Er braucht eine starke Schulter, genauso wie ich auch eine brauche. Ich versuche ihm heute eine Frau zu sein. Gewalt gibt es momentan zum Glück nicht mehr in der Ehe.

NEWS.AT: Sie haben ja öfter Gewalt von Männern erlebt. Können Sie ihnen noch vertrauen?
Castaldi: Naja, die eine Ohrfeige von Falco war keine Gewalt in dem Sinn. Aber das, was sie jetzt anspielen, das verdränge ich lieber aus meinem Leben. (Beatrice wurde vor Jahren gewaltsam zu Sex gezwungen und hat darüber im Buch geschrieben, Anm. d.Red.) Und die Gewalt meines Mannes war sehr präsent, auch wenn sie nicht täglich war. Aber sie war wiederkehrend, alle paar Monate, auch wenn er versprochen hat, dass er es nie wieder machen wird. Ich habe oft mit ihm Gespräche geführt, die nichts geholfen haben. Aber jetzt kann er es aussprechen und das hat ihm sehr geholfen. Meine Eltern wollte ich das nie spüren lassen, da sie schon durch den Tod meines ersten Mannes mitgelitten haben.

Sein "Ding" war schon sehr groß

NEWS.AT: Sie haben geschrieben, dass Falco ein "großes Ding" hat und auch sehr offen über ihr Sexleben. Was würde Falco dazu sagen, dass Sie das jetzt in die Öffentlichkeit hinaustragen?
Castaldi: Ich glaube er würde sich Eines grinsen. Vielleicht war ich auch noch so jung und klein, dass mir dieses "Ding" so groß erschien. Nein, es war schon sehr groß.

NEWS.AT: War er gut im Bett?
Castaldi: Ja, er war ein sehr liebevoller Partner, auch manchmal ein nehmender Mann. Aber sehr auf die Frau eingehend.

NEWS.AT: Er ist durch dieses Buch ja wieder zurückgekehrt in ihr Leben. Hilft er Ihnen weiter im Leben? Sie führen ja Zwiegespräche mit ihm.
Castaldi: Er ist ganz stark zurück in meinem Leben. Ich fühle mich mehr mit ihm verbunden als jemals zuvor. Momentan träume ich viel von Hansi, weil das Buch herauskommt. Ich kann ihn besser verstehen als früher.

NEWS.AT: Was hat ihn denn kaputt gemacht? Waren es der Ruhm und der Druck auf ihn?
Castaldi: Ich kann es nur von ihm selbst sagen. Wenn man jung ist, meint man "was kostet die Welt", alles ist "easy going", alles fliegt einem zu. Und den Druck von außen verstehe ich nicht. Er konnte dann ja nicht mehr anknüpfen an seine Erfolge. Das hat man dann gefragt "was kommt denn noch?". Das hat immer wieder an ihm genagt.

NEWS.AT: Gehen Ihnen so Gedanken durch den Kopf wie: "Hätte ich ihn irgendwie retten können, wenn ich bei ihm geblieben wäre?"
Castaldi: Ja absolut, permanent. Aber jede Handlung verändert den Lauf des Lebens. Wenn die letzte Trennung ein paar Monate später gekommen wäre, wäre das ganze Leben anders verlaufen. Wir hatten ja damals geplant, gemeinsam in die Dominikanische Republik zu gehen. Wir sollten am 25. Dezember gemeinsam fliegen, aber soweit kam es nicht, weil ich mich zuvor vertschüsst habe.

NEWS.AT: Wieso haben sie endgültig den Schlussstrich gezogen?
Castaldi: Ich weiß es nicht, gegangen bin ich immer wieder dazwischen, hab mich schmollend zu Mama und Papa zurückgezogen. Aber nie während seiner Krisen, sondern danach. In den schweren Zeiten war ich zwar da, aber danach war ich so ausgebrannt, dass eine Kleinigkeit gereicht hat, dass ich gegangen bin. Er ist immer wieder gekommen und wollte mich zurück. Dann hat er es irgendwann nicht mehr gemacht. Ist auch verständlich, keiner lässt sich von einem Kind immer auf der Nase herumtanzen.

NEWS.AT: Sie haben während der Alkohol- und Drogenexzesse immer zu ihm gehalten.
Castaldi: Drogenexzesse gab es bei uns nicht. Ich habe ihn einmal Kokain nehmen gesehen. Beim zweiten Mal als er es nehmen wollte, am Opernball, kam es dann doch nicht dazu. Exzesse gab es eher mit Alkohol. Oder ich habe es einfach nicht so mitbekommen, denn die gab es bestimmt, sonst hätte man die Werte nicht in seinem Blut gefunden. Vielleicht hat er es mich einfach nicht spüren lassen, oder ich war zu jung und zu naiv.

Todessehnsucht war vorhanden

NEWS.AT: Letztendlich ist er bei einem Autounfall gestorben. Sie haben ja in ihrem Buch geschrieben, dass er oft betrunken und sehr wild gefahren ist. Haben sie manchmal Angst gehabt - vor ihm und seinen Aktionen?
Castaldi: Vor ihm eigentlich weniger, weil ich gefühlt habe es ist nicht der Moment. Aber um ihn schon. Was mich wahnsinnig getroffen hat war der Satz, den seine Mutter nach seinem Tod zu meiner gesagt hat: "Du Herta, irgendwie bin ich erleichtert, weil ich habe immer um ihn gezittert. Ich hatte immer Angst um ihn." Sie hat immer gespürt: irgendwann wird es so weit sein. Er hatte auch mal einen Vollcrash auf der Wienzeile gehabt, weil er bei seinem Kassettendeck herumgefummelt hat und eine rote Ampel übersehen hat. Da hätte er auch tot sein können. Und diese Worte seiner Mutter werde ich nie vergessen. Sie hat immer in der Angst leben müssen, ob sie einen Anruf bekommt, dass ihm etwas passiert ist.

NEWS.AT: Hat er vorher schon einmal über seinen Tod gesprochen? Oder hat er sich eher gedacht, er wird als alter Mann sterben?
Castaldi: Diese Todessehnsucht war schon irgendwo vorhanden, aber nur in den Momenten, in denen er an sich selbst gezweifelt hat und zum Alkohol gegriffen hat. In den Momenten, in denen er Hansi war und mit der Welt im Reinen war, da gab es kein Thema "Tod", da wurde er 120 Jahre alt.

Falco lebt

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Beatrice Castaldi: Falco lebt. Edition a, ISBN-10: 3990010379, 192 Seiten.

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