News Logo
ABO

Die besten Neueröffnungen 2025

Subressort
Aktualisiert
Lesezeit
12 min
Artikelbild

Die Zum-Bretschneider-Chefs Jürgen Sattler und Klaus Silberbauer

©Patricia Peterka

Von A wie Addiert bis Z wie Zum Bretschneider – Zehn neue Restaurants, zehn unterschiedliche Handschriften: Trotz schwieriger Rahmenbedingungen hat die heimische Gastronomie 2025 mit persönlichen, oft bewusst niederschwelligen Konzepten überrascht. Diese Neueröffnungen haben kulinarisch besonders überzeugt.

Das Jahr ist fast vorbei, mit großen Würfen ist in der Gastronomie heuer nicht mehr zu rechnen. Und man kann sagen: Es war kein leichtes Jahr für das kochende Gewerbe. Aufgrund der beträchtlichen Energiekosten sowie der hohen Lohnabschlüsse im Vorjahr sah sich die Gastronomie in der Rolle eines wesentlichen Inflationstreibers. Was beim Publikum halt nur bedingt gut ankommt – und die Leute eindeutig weniger konsumieren oder überhaupt zu Hause bleiben.

Dieser Stimmung entsprechen auch die dennoch zahlreichen Restaurant-Neueröffnungen in diesem Jahr: Weniger dem klassischen Luxus oder einer bisherigen Erwartungshaltung verpflichtet als vielmehr dem speziellen Erlebnis, der sehr persönlichen, individuellen Interpretation von Gastronomie.

Unter den Neueröffnungen fanden sich heuer besonders viele junge, unkomplizierte, niederschwellige Konzepte, rein kulinarisch beeindruckten uns diese zehn aber am meisten. Nachdem die Lokale völlig unterschiedliche Konzepte verfolgen und nur schwer miteinander vergleichbar sind, erfolgt die Reihung nicht qualitativ, sondern alphabetisch:

Addiert

Blurred image background
Addiert

Blick ins Addiert in Wien-Josefstadt

 © TMRW Tours / Addiert

Jaeho Jung ist ein ehrgeiziger junger Koch aus Südkorea, startete vor ein paar Jahren eine Ausbildungs-Tour durch die besten Restaurants Europas, darunter auch Steirereck und Taubenkobel. In Wien lernte er seine Frau Jungyun Kim, deren Familie in der Praterstraße einen Lebensmittel-Laden führt, sie veranstalteten Pop ups und Kitchen-Takeovers im ganzen Land, im Frühling dann schließlich das eigene Restaurant.

Wobei „Restaurant“ vielleicht der falsche Begriff ist, das „Addiert“ ist eher ein Zeremonienraum: eine offene Küche, einem Altar gleich, nur acht Sitzplätze in einer Reihe, reduziertes, puristisches Design und noch puristischere Küche. Nämlich ein Menü aus zehn Gerichten, die zwischen französischer Haute Cuisine und koreanischer Ttradition oszilliert. Mit Humor oder Schmäh sollte man nicht rechnen, es geht hier eher streng zeremoniell zu. Aber das hat auch was.

Artig

Blurred image background
Artig

Im Artig wird Nikkei-Küche – das Beste aus Japan und Peru – serviert.

 © Artig Kitchen & Bar

Die so genannte „Nuevo Latino“-Küche galt vor zehn Jahren als die spannendste, neueste Küche der Welt, eine Fusion lateinamerikanischer Rezepturen und Produkte mit europäischer oder asiatischer Küchentechnik sorgte für ein weites Feld an verblüffenden Aroma-Explosionen, wie man sie so noch nicht kannte.

In Österreich ging dieser Trend vergleichsweise spurlos vorüber, nur die Brüder Ruhm (hier mit der speziellen peruanisch-japanischen Nikkei-Küche) und das „Mercado“ am Stubenring setzten da groß drauf, Mercado machte aber bald wieder zu. Genau um in diesem Restaurant zu kochen, kam Javier Vera Alarcón allerdings von Lima nach Wien, verdingte sich danach als Botschafts- und Privatkoch. So lernte ihn der Barkeeper des „Bruder“ kennen, man beschloss, was Eigenes aufzuziehen und übernahm im September das ehemalige Halmi.

Die Karte ist klein, aber im wahrsten Sinne des Wortes oho, viel roher Fisch mit arg guten Saucen, viel peruanischer Mais, viel Maniok, stundenlang in Ramen marinierter Schweinebauch, dazu Natural Wines zum Fixpreis von 6,50 pro Glas und lässige Cocktails. Nachteil: Man bekommt nur Zwei-Stunden-Slots.

Crudo di Monte Ofelio

Blurred image background
Crudo di Monte Ofelio

Das Beef tatar wird mit reichlich Trüffel serviert.

 © Monte Ofelio

Einerseits war 2025 für Luca und Dario Formisano, die Betreiber des 2016 eröffneten Monte Ofelio, ein gutes Jahr. Denn da machten die Brüder im Praterstraße-Club ihre Pizzeria Ribelle auf, ihre Caffè-Bar an der Schottenbastei ist als einer der italienischsten Orte des Landes unumstritten und im Stammhaus beim Augarten geht die italienische Community Wiens ein und aus, lasst sich die Aperitivi und die Antipast schmecken, macht Italo-Party. Andererseits war 2025 ein schlechtes Jahr, denn das gestrenge Marktamt machte dem fröhlichen Treiben in der Augartenstraße ein vorläufiges Ende. 

Nur gut, dass die Formisanos gerade erst das „If Dogs run free“ in der Gumpendorfer Straße übernommen hatten und es jetzt nicht nur zu einem Ausweichquartier machten, sondern zum kulinarischsten Projekt aller ihrer bisherigen Lokale: Denn auch wenn die offene Küche des „Crudo di Monte Ofelio“ schnell installiert wurde und winzig ist, sie schickt kleine Köstlichkeiten raus, für die man bisher nach Venedig oder Bologna fahren musste.

Schwarzbraune Knusper-Focaccia etwa, die ihnen ein befreundeter Bäcker in Neapel aus schwarzem Reismehl bäckt, zum Auftunken des Olivenöls vom Vesuv. Mortadella aus Bologna mit Slow Food-Zertifikat, 36 Monate gereiften Parmaschinken, in den originalen Marmor-Särgen gepressten Lardo di Collonata, eines köstlicher als das andere gleiten sie von der Schneidemaschine auf kleine Tellerchen oder knursprige Brötchen; frische Artischocke nach römischer Art, Beef tatar mit reichlich schwarzem Trüffel, andere Brötchen mit hausgemachter Stockfischcreme oder Sarde in Saor … Gibt es auch sehr gute Weine und sehr gute Aperitivi dazu? Ja, gibt es.

El Chipirón

Blurred image background
El Chipirón

Im El Chipirón wird der Tapas-Kultur gefrönt

 © Beigestellt

Alle lieben spanische Tapas, und zwar völlig zurecht – kleine Köstlichkeiten, von denen man sechs bis sieben probieren kann, ohne daran zu zerplatzen, ohne daran zu verarmen. Leider bekommt man in Österreichs spanischen Lokalen da immer das mehr oder weniger Gleiche vorgesetzt, von der Vielfalt Barcelonas oder San Sebastians keine Spur.

Das beschlossen Max Braun und die Madrilener Köchin Raquel Garcia im Februar zu ändern: kreative, ungeheuer köstliche Kleinigkeiten in kalt oder warm, die namensgebenden Mini-Tintenfischerln knusprig frittiert (und zwar wirklich knusprig) oder mit Zwiebeln geschmort, eine Tortilla so flaumig, wie man sie selbst in Madrid selten bekommt, herrliche kleine Bratwürste, von denen selbst spanische Gourmets noch nie etwas gehört haben. Und dazu interessante Weine aus der jungen spanischen Weinszene, teils uralte Weingärten, vergessene Rebsorten, ein geschmackliches Erlebnis.

Kirchenwirt Rust

Blurred image background
Kirchenwirt Rust

Die Taubenkogel-Betreiber Barbara Eselböck und Alain Weissgerber haben den Kirchenwirt Rust im April übernommen.

 © Taubenkobel/Ingo Pertramer

Alle, die vor zwanzig Jahren noch fernsahen, kannten ihn: Den Rusterhof alias „Gasthaus Stickler“, Ausgangspunkt der Erfolgsgeschichte des „Winzerkönigs“, einer burgenländischen Version von „Falcon Crest“ mit Harald Krassnitzer in der Hauptrolle. Für viele Fans, die nach Rust pilgerten, war die Enttäuschung jedoch groß, dass das Gasthaus innen ganz anders aussah als im Fernsehen, bald darauf konnte man hier auch gar nicht mehr essen, sondern nur mehr wohnen.

Im April übernahmen nun Barbara Eselböck und Alain Weissgerber – Besitzer und Betreiber des Taubenkobel – das Lokal, nannten es in Kirchenwirt um und lassen Küchenchef Karl Heinz Ruttmann Sachen kochen, die einem das Herz aufgehen lassen. Blunzendalken mit Rahmgurkensalat, Cordon bleu mit Bergkäse und Beinschinken oder gepökelte Rindszunge aus dem Kupfertopf, Tafelspitz-Sulz, Käferbohnensalat oder deftige Allüren wie gebackenes Kalbsbries oder ebenso zubereitete Kalbskutteln. Alle Zutaten aus der Umgebung, an großartigen Weinen fehlt es auch nicht. Amen.

Lara

Blurred image background
Lara

Im Lara wird moderne Kreativküche serviert, die komplett ohne Fleisch und tierische Produkte auskommt.

2025 ist das Jahr, in dem erstmals  – und gegen massive Widerstände – die Lehre zum vegetarisch-veganen Koch angeboten wurde. Und dass es dich dabei nicht um ein wokes Hirngespinst handelt, wird im Restaurant Lara deutlich gemacht. Larissa Andres und Jonathan Wittenbrink betreiben schon seit 2022 am Salzgries ihr kleines, exklusives veganes Gourmet-Restaurant Jola, verliebten sich beim Vorbeigehen in die Location am nahen Passauerplatz und beschlossen schließlich, hier ein niederschwelligeres Ganztages-Bistro zu machen, selbstverständlich wieder vegan.

In dem zeitlos eleganten Restaurant bekommt man moderne Kreativküche serviert, der man sehr wohl anmerkt, wie saisonal und regional sie gehalten ist, dass kein Fleisch und keine anderen tierischen Produkte vorkommen, fällt dagegen kaum auf. Warum auch, bei Karottenvielfalt mit Estragon und Dukkah, den sensationellen Räucherkroketten oder Austernpilzen mit wildem Brokkoli und Sellerie fehlen sie nicht …

Nikkai

Blurred image background
Nikkai

Nikkai-Inhaberin Elisabeth Wu

 © Beigestellt

Fusionsküche, die Zweite: Die erfolgreiche Gastronomin Elisabeth Wu hat mit dem Mix diverser kulinarischer Einflüsse durchaus ihre Erfahrungen, wenngleich es sich in ihrem „Iko“ dabei um ausschließlich asiatische Elemente handelte. Das sollte sich in ihrem im Februar eröffneten „Nikkai“ nun ändern und nicht nur das: Für das Nikkai wurde auch eine spektakuläre Location gefunden, nämlich die alte Wiener Börse, in der Wu ein überaus großzügig gestaltetes, modernes Salon-Restaurant eröffnete.

In dem Wus italienisch-taiwanesischer Küchenchef eine Kontinente-überspannende Mischküche zelebriert, die wirklich Spaß macht. Sei es Carpaccio mit Pilzen, Shiso und Yuzu-Dressing, seien es Softshell-Crabs in Panko-Hülle mit Wasabi-Mayo, grüne Thai-Miesmuscheln mit Linguine und Schwarzkohl oder die indonesisch inspirierten Rendang-Shortribs mit „Thai-Risotto“ und grünem Koriander, herrlich.

Restaurant Wöber

Blurred image background
Restaurant Wöber

Chef Christian Wöber serviert in seinem Restaurant Hausmannskost auf Gourmet-Niveau – etwa ein Macaron von der Gänseleber.

 © Christian Woeber

Das Comeback des Jahres fand heuer in Tulln statt: Christian Wöber war 14 Jahre lang Küchenchef und Co-Betreiber des eleganten Restaurants „Das Wolf“ im benachbarten Langenlebarn. Durch nicht anders als tragisch zu bezeichnende Umstände endete dieses Engagement 2024, Wöber gab aber nicht auf und startete Anfang des Jahres sein neues Restaurant-Projekt im Tullner Ortszentrum: Ein modernes, helles Restaurant, das sowohl moderner Kunst viel Raum gibt, als auch Wöbers ganz persönlicher Interpretation der österreichischen Küche.

Wöber erhebt Herrlichkeiten der Österreichischen Hausmannskost auf Gourmet-Niveau, Bröselkarfiol zum Beispiel oder gebackenem Ochsenschlepp mit denkwürdig gutem Bärlauch-Erdäpfelsalat. So hüpft man in dem fünf- oder siebengängig zu bekommendem Menü von Glücksmoment zu Glücksmoment, Service und Wein-Auswahl stellen sich dem nicht in den Weg.

Xpedit

Blurred image background
Xpedit

Das Menü im Xpedit ist für die Tischmitte gestaltet – für jeden zum Teilen und Probieren.

 © Xpedit

Alle liebten das Expedit. Lagerhaus-Atmosphäre kombiniert mit ligurischen Spezialitäten, einfachen Weinen und jeder Menge politischer, künstlerischer und journalistischer Prominenz – dort wollte man vor 20 Jahren sein. Die Expedit-Macher verkauften jedoch, kümmerten sich um andere Projekte, als nachfolgendes „Xpedit“ war das Lokal eh gut, die Horde aber zog weiter.

Nach diversen Neustart-Versuchen sprang der Xpedit-Motor im Herbst dann aber tatsächlich wieder an, und wie: Die Küche wurde geöffnet, in ihr agiert nun der junge Ismael Faye, der zuvor schon in Dieter Koschinas Vila Joya kochte, mit zwei Michelin-Sternen eines der besten Restaurants in Portugal, dort war es ihm aber nicht mehr zeitgemäß genug. Hier feilt er nun an Aroma-Kombinationen, interpretiert mediterrane Klassiker neu, sowohl Vorspeisen als auch Hauptspeisen sind zum Teilen gedacht, denn gutes Essen soll hier ein gemeinsames, fröhliches Erlebnis sein. Xpedit, next generation, wie großartig.

Zum Bretschneider

Blurred image background
Zum Bretschneider

Beim Bretschneider gibt es Gasthaus-Klassiker vom Allerfeinsten.

 © Patricia Peterka

Und schließlich ein Lokal, das perfekt in diese Zeit passt, in der man sich nach Geborgenheit, nach der Sicherheit von einst, nach „wahren Werten“ und leistbaren Preisen sehnt: Das frühere „Gasthaus Stafler“ zählt zu den am besten erhaltenen Wiener Gasthäusern der Stadt, nachdem sich Familie Stafler Gesundheits-bedingt zurückziehen musste, schien das Juwel fast schon verloren.

Doch zum Glück war der frühere Banker Jürgen Sattler mit seinem ambitionierten Restaurantprojekt „Sattlerei“ kurz davor gescheitert, hatte die Lust an der Gastronomie aber trotzdem nicht verloren. Und übernahm gemeinsam mit Sommelier Klaus Silberbauer das alte Meidlinger Gasthaus.

Gekocht werden ausschließlich Gasthaus-Klassiker, allerdings aus besten Zutaten, dazu gibt’s feinste Weine. Das Schnitzel wird’s aus der Schweinsfledermaus paniert, zur gerösteten Schweinsleber gibt’s Majoransafterl und spätestens bei den Powidltascherln mit Butterbröseln oder den Mohnnudeln mit Hollerröster haben die Gäste Tränen in den Augen.

Über die Autoren

Logo
Monatsabo ab 20,63€
Ähnliche Artikel
2048ALMAITVEUNZZNSWI314112341311241241412414124141241TIER