Max Lercher: Wer ist der SPÖ-Rebell?

Der große Kritiker der roten Führung gilt als möglicher Nachfolger von Rendi-Wagner

Max Lercher brachte sich zuletzt als großer Kritiker der SPÖ-Bundespartei in Stellung. Die Falschmeldung über seine Gage löste heftige, nach außen getragene, Debatten in der Partei aus, die diese im Moment vor eine harte Zerreißprobe stellt. Doch wer ist Max Lercher eigentlich?

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Porträt - Max Lercher: Wer ist der SPÖ-Rebell?
  • Name: Max Lercher
  • Geboren: Am 24. September 1986 in Murau
  • Ausbildung: Studium der Politikwissenschaften an der Uni Wien (Bakkalaureat)
  • Werdegang: 2005 Beitritt zur SJ, 2008-2013 Landesvorsitzender SJ
  • 2010 Einzug als jüngster Abgeordneter in den steirischen Landtag (bis 2018)
  • 2017-2018 Bundesgeschäftsführer der SPÖ
  • seit 2019 Geschäftsführer der Leykam Media AG
  • Derzeitige Position: Geschäftsführer der Leykam Media AG und künftiger Nationalratsabgeordneter der SPÖ

Max Lercher wurde 1986 im steirischen Murau geboren und wuchs im Ort St. Peter am Kammersberg auf, wo er auch die Volksschule und Hauptschule besuchte, bevor er ans BORG Murau wechselte, wo er 2005 seine Matura absolvierte. Von 2006 bis 2012 studierte er Politikwissenschaft an der Uni Wien und schloss mit dem Bakkalaureat ab.

Noch vor seinem Umzug zum Studium nach Wien, trat er im Jahr 2005 der Sozialistischen Jugend (SJ) in der Steiermark bei. Von 2008 bis 2013 saß er der Landes-Jugend-Organisation der SPÖ auch vor.

Jüngster Landtagsabgeordneter

Im Jahr 2010 wurde Max Lercher unter dem damaligen steirischen SPÖ-Chef Franz Voves Landtagsabgeordneter (der jüngste in der Geschichte des steirischen Landtags) und Europasprecher der SPÖ-Fraktion und saß in den Ausschüssen für EU, Umwelt und Wirtschaft. Am 1. Februar 2014 folgte er Landesgeschäftsführer Anton Vukan nach, er war seit 2012 von Voves beauftragter Koordinator der Parteireform in der Steiermark, die eine Öffnung auch für Nichtmitglieder brachte und die Bezirksapparate zu Regionen zusammenfasste.

Hemdsärmelig im Unwettergebiet

Aufgefallen in Wien, besser gesagt dem damaligen SPÖ-Chef Christian Kern ist Lercher im Jahr 2017, als er diesen nach heftigen Unwettern im steirischen Oberwölz hemdsärmelig und mit Gummistiefeln durch das Katastrophengebiet führte. Für Politiker oft nicht so einfach, für Lercher jedoch war dies gewohntes Terrain, da er seinen Zivildienst bei der Feuerwehr leistete. Die Unbekümmertheit beeindruckte Kern, er hole den Busfahrer-Sohn zu sich nach Wien.

Aufstieg zum Bundesgeschäftsführer unter Kern

Im Dezember 2017 wurde er dann auch unter Kern als Nachfolger von Christoph Matznetter zum Bundesgeschäftsführer der SPÖ gewählt. Jedoch wurde er nicht einmal ein Jahr später, im September 2018 mit dem Parteivorsitzwechsel von Kern zu Pamela Rendi-Wagner von Thomas Drozda abgelöst (der inzwischen wiederum von Christian Deutsch abgelöst wurde).

Die Leykam Medien AG

Anfang 2019 übernahm Lercher dann die Geschäftsführung der SPÖ-nahen Leykam Medien AG in Graz. Die Holding konzentriert sich vor allem auf drei Geschäftsfelder: Organisationsentwicklung und Campaigning, Datenmanagement und Eventbereich. Sie ist laut "Wirtschafts-Compass" zu fast 80 Prozent in Besitz der Spectro gemeinnützige Gesellschaft für wissenschaftliche Forschung GmbH. Diese wiederum gehört zu 100 Prozent der SPÖ Steiermark. Gewinne der Leykam werden über die Spectro gemeinnützigen Zwecken zugeführt oder für wissenschaftliche Projekte eingesetzt. Die Bestellung Lerchers vom Aufsichtsrat zum Geschäftsführer in der Holding war die Folge einer Personalrochade: Denn für Lercher musste der Geschäftsführer bis dato, Wolfgang Messner, seinen Sessel räumen - und in den Aufsichtsrat wechseln.

Die Falschmeldung der Gage, die zur Zerreißprobe wird

Mit ebendieser Leykam hat die SPÖ einen Beratervertrag über 20.000 Euro abgeschlossen, was jedoch in der Vorstandssitzung der SPÖ vom 18. Oktober 2019 wohl missverständlich kommuniziert wurde. „Man konnte tatsächlich den Eindruck gewinnen, dass Max Lercher 20.000 Euro im Monat von der Partei bekommt. Trotz Nachfrage“, gab etwa Nationalratsabgeordneter und Vorstandsmitglied Mario Lindner bekannt, nachdem Max Lercher selbst eine Intrige in dieser falschen Darstellung gegen seine Person ortete. Lercher selbst betonte, von den 20.000 Euro monatlich „keinen Cent“ zu bekommen, sondern 6.000 Euro brutto als Geschäftsführer der Leykam zu verdienen. Viele in der SPÖ stellten sich hinter Lercher, die SP-Zentrale weist alle Vorwürfe der gezielten Falschmeldung, strikt zurück. Die Causa sorgt derzeit für heftige nach außen getragene interne Debatten in der Partei.

Großer Kritiker

Lercher selbst brachte sich seit der Nationalratswahl 2019, bei der die SPÖ das historisch schlechteste Ergebnis hinnehmen musste, als großer Kritiker in Stellung und regte zuletzt auch eine Neugründung der Partei an und sprach von einem großen Glaubwürdigkeitsproblem. Immer wieder wird er, der übrigens bei der Wahl mit 7.300 Vorzugsstimmen mehr als die SPÖ-Parteichefin erhielt, als möglicher Nachfolgekandidat Rendi-Wagners gehandelt.

Reformkoordinator in der Steiermark

Max Lercher gilt als fleißiger Arbeiter mit linker Einstellung und als versiert im Umgang mit den Menschen auch außerhalb der Partei. So wurde er etwa unter Franz Voves im Jahr 2013 zum Reformkoordinator der damaligen „Reformpartnerschaft“ von SPÖ und ÖVP in der Steiermark ernannt. Dass nicht nur die Steiermark sondern auch die eigenen Parteistrukturen Reformen dringend notwendig hatten, erkannte Lercher ebenfalls schon früh. So beklagte er etwa im März 2011, dass "durch den Ochsenweg durch die Parteistrukturen" oft die besten Leute vorzeitig ausscheiden würden. Weiters befand er, dass sich die SPÖ noch "in Strukturen der 1980er- und 1990er-Jahre" bewege und es neben der Stammorganisation eine neue "Zielgruppensäule brauche, in der die Bevölkerung Möglichkeit zur Mitsprache in der Partei habe. Das bedeute, so Lercher damals, langfristig aber auch, die Bevölkerung in die Erstellung von Wahllisten miteinzubinden.

» „Wir müssen uns verändern“ «

Eine Forderung, die auch heute, Jahre später, noch aktuell ist: „Wir müssen uns verändern“, so Lercher nach der Wahl. „Wir müssen uns öffnen für die Vielen, die so lange schon nicht mehr gehört werden und die wir nicht mehr erreichen. Wir müssen endlich echte Mitbestimmung zulassen und unsere Mitglieder über ihre Partei mitbestimmen lassen. Wir leben im 21. Jahrhundert und das müssen wir als Partei endlich akzeptieren", erklärte er.

Hitzkopf

Doch so fleißig Lercher ist und so gut er mit Menschen kann, er kann auch einen „ordentlichen obersteirischen Rappel kriegen“, wie die APA den gebürtigen Murauer und Hobby-Fischer, der bald wieder im österreichischen Nationalrat sitzen wird, einst beschrieb. Während so eines „Rappels“ mutiere Lercher „kurzzeitig zum Feuerkopf“ und auch gegen Übereifrige in den eigenen Reihen ging er rigoros vor: So wurden zwei Mitglieder der SJ nach einem "Reiche Schlachten"-Posting auf Facebook einst ihrer Funktionen enthoben.

Der "Aus-der-Reihe-Tänzer"

Aus der roten Reihe tanzte Lercher in SJ-Tradition aber auch selbst schon immer gerne, wie etwa 2012, als er am Parteitag einen Antrag zur Abschaffung des kleinen Glücksspiels stellte, ein Thema das bis dahin nur von den Grünen oder den Kommunisten bespielt wurde. Oder als die SPÖ-ÖVP-„Reformpartner“ in der Steiermark für die Einführung des umstrittenen Bettelverbotes stimmten, stimmte er als einziger Abgeordneter der Regierungskoalition mit den Grünen und der KPÖ dagegen. Oder eben 2019, wenn Lercher Rendi-Wagner eben offen kritisiert, dass die Richtung der Sozialdemokratie offensichtlich „nicht stimme“ und einen Systemwechsel einfordert.