Wer ist Thomas Drozda?

Der großbürgerliche ehemalige Kulturmanager, der von Christian Kern zurück in die Politik geholt wurde, hat als getreuer Gefolgsmann Pamela Rendi-Wagner durch die Fallen des politischen Alltags begleitet, bis er nach der Nationalratswahl 2019 seinen Job als SPÖ-Bundesteschäftsführer an den Nagel hängte. Doch wer steckt hinter der Person Thomas Drozda?

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Porträt - Wer ist Thomas Drozda?
  • Name: Thomas Drozda
  • Geboren: 24. Juli 1965 in Kematen an der Krems
  • Ausbildung: Studium der Betriebs- und Volkswirtschaft

Schon in frühen Jahren hat sich der stets gelassen wirkende Drozda politische Erfahrung geholt. Nach seinem Studium der Betriebs- und Volkswirtschaft an der Johannes-Kepler-Universität in Linz leitete er mit gerade einmal 26 Jahren den "Trotzdem-Verlag" der Sozialistischen Jugend in Wien. Er jobbte bei der Österreichischen Nationalbank, bevor er von 1993 bis 1998 als wirtschafts- und kulturpolitischer Berater der SPÖ-Bundeskanzler Franz Vranitzky und Viktor Klima diente.

Seine Rückkehr in die Politik überraschte

1998 wechselte der verheiratete Oberösterreicher dann für ein Jahrzehnt als kaufmännischer Geschäftsführer ins Burgtheater. Danach wurde er mit der Führung der Vereinigten Bühnen betraut. Auch wenn sich Drozda während dieser Jahre im kulturellen Bereich verdingte, blieb er doch stets der SPÖ verbunden. So vertrat er zwischen 2007 und 2014 die Sozialdemokraten im ORF-Stiftungsrat.

Jahr Funktion
1991 Geschäftsführer beim Wiener "Trotzdem-Verlag"
1993-1998 Wirtschafts- und kulturpolitischer Berater von Bundeskanzler Vranitzky und Klima
1998-2008 Kaufmännischer Geschäftsführer im Burgtheater
2007-2014 Mitglied des Stiftungsrats des Österreichischen Rundfunks
2008-2016 Generaldirektor der Vereinigten Bühnen Wien
2016-2017 Kanzleramts- und Kulturminister in der Bundesregierung Kern
seit 2017 Abgeordneter zum Nationalrat
2018-2019 Bundestschäftsführer der SPÖ

Dass Christian Kern bei seiner Machtübernahme in der SPÖ gerade ihn zurück in die Politik holte, hat dann aber doch überrascht. Denn Drozda selbst wollte sich zu diesem Zeitpunkt noch einmal um die Leitung der Vereinigten Bühnen bemühen. Doch offenbar war die Leitung des Kanzleramtsministeriums und damit verbunden die Koordinierung der rot-schwarzen Regierungsarbeit dann doch reizvoll genug für einen Tapetenwechsel - umso mehr als Drozda auch die Kulturagenden bekam und da auch die ein oder andere aufsehenerregende Personalie setzte.

Der Ruhepol im roten Regierungsteil

So mühselig der Alltag in der Großen Koalition auch war, verlor Drozda doch nie die Nerven und war eine Art Ruhepol im roten Regierungsteil. Dass das ein oder andere etwas unkoordiniert wirkte, lastete man nicht erst heute eher dem Kanzler als dem Kanzleramtsminister an. In dieser Zeit wurde auch das Verhältnis von Drozda und Rendi-Wagner fast schon familiär eng, denn ihr Ehemann, der Diplomat Michael Rendi, war Kabinettschef Drozdas.

Die enge Beziehung blieb bestehen, auch als die beiden türkis-blau bedingt ihre Regierungsämter räumen mussten. Viele überraschte, dass Rendi-Wagner und Drozda der Politik nicht den Rücken kehrten, Optionen hätte es für beide wohl ausreichend gegeben. Damit war aber auch klar, dass sie in der SPÖ noch nach Höherem strebten. Diese häufig gehörte Prognose bewahrheitet sich mit Drozdas Bestellung zum Bundesgeschäftsführer im September 2018. Nachdem die Nationalratswahl 2019 der SPÖ große Verluste einbrachte, zog sich Drozda schließlich als Bundesgeschäftsführer zurück.

Damit sorgte Drozda für Aufsehen

Für Aufregung sorgte Ende Oktober 2018 die Tatsache, dass der ehemalige Kulturminister ein Bild, das ihm von der Österreichischen Galerie Belvedere für sein Büro im Kanzleramt geliehen worden war, nach seinem Ausscheiden aus der Regierung in sein Büro in der SPÖ-Parteizentrale mitgenommen hatte. Damit hatte Drozda gegen die Vereinbarung verstoßen. In seiner Funktion als Generaldirektor der Vereinigten Bühnen Wien stand Drozda gleich mehrmals unter Kritik. Mitarbeiter waren "wegen prekärer Beschäftigungsverhältnisse" vor Gericht gezogen. Darüber hinaus wurden an leitende Angestellte Prämien ausgezahlt, die als unangemessen hoch kritisiert wurden.

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