Karl-Heinz Grasser: Vom "Schwiegersohn der Nation" zum Dauergast im Gericht

Im Jahr 2020 wurde Ex-Finanzminister Karl-Heinz Grasser in erster Instanz nicht rechtskräftig zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt. In seinem Steuerprozess wurde er 2022 freigesprochen. Dass es überhaupt einmal so weit kommen würde und er Dauergast im Gericht sein würde, damit hatte der "Schwiegersohn der Nation" am Anfang seiner steilen Karriere wohl kaum gerechnet. Wie alles begann ...

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Porträt - Karl-Heinz Grasser: Vom "Schwiegersohn der Nation" zum Dauergast im Gericht
  • Name: Karl-Heinz Grasser
  • Geboren am: 2. Jänner 1969 in Klagenfurt
  • Ausbildung: Studium der Betriebswirtschaftslehre an der Universität Klagenfurt (Magister-Abschluss)
  • Funktion: Von 2000 bis 2007 österreichischer Finanzminister
  • Partei: bis 2003 FPÖ, dann parteilos
  • Familienstand: Verheiratet mit Fiona Pacifico Griffini
  • Kinder: Tochter Tara

Der Klagenfurter Sohn einer Autohändler-Familie maturierte mit Auszeichnung und studierte anschließend an der Universität Klagenfurt Angewandte Betriebswirtschaft. Mit nur 25 Jahren zog er in die Kärntner Landesregierung ein, sein Förderer war der mittlerweile verstorbene Kärntner Landeshauptmann Jörg Haider. Mit 31 machte ihn Bundeskanzler Schüssel zum Finanzminister, einige Jahre später kehrte Grasser der Politik den Rücken - um in der Privatwirtschaft seinen Erfolgslauf fortzusetzen.

Flecken auf der "blütenweißen Weste"

Doch da gab es schon Flecken auf seiner "blütenweißen Weste" - die zu zahlreiche Ermittlungen der Justiz in Richtung Korruption führten, begleitet von intensiver medialer Berichterstattung. Grasser tingelte von Interview zu Interview um mit seiner eloquenten und rhetorisch perfekten Art seine Unschuld zu beteuern - siehe "blütenweiße Weste". Unterstützt vom wortgewaltigen Rechtsanwalt Manfred Ainedter konnte er einige juristische Erfolge feiern, übrig blieben - nach zahlreichen Einsprüchen - die Causen Buwog und Terminal Tower Linz.

Bei schmutzigen Attacken ließ Grasser Anwalt vor

Als am 12. Dezember 2017 die junge Richterin Marion Hohenecker die Hauptverhandlung im Wiener Straflandesgericht eröffnete, sah sie sich sofort einem Hagel an Anwürfen ausgesetzt - wegen Grasser-kritischen Tweets ihres Ehemannes. Grasser hielt sich dabei zurück, die heftigen Attacken ließ er seine Anwälte reiten. Inzwischen verteilt der Ex-Minister auch gerne Lob für die Prozessführung durch "Frau Rat".

Zurückversetzt in goldene Zeiten

In den Pausen im "Raucher-Hof" des Landesgerichts "schnorrt" sich Grasser schon mal eine Zigarillo vom mitangeklagten Trauzeugen Walter Meischberger, ab und zu gibt es statt Red Bull ein alkoholfreies Bier. Man fühlt sich kurz zurückversetzt an die Goldenen Zeiten am Wörthersee - hervorragend gelaunte "Burschen" in ihren besten Lebensjahren, schlank und rank, braungebrannt mit wallendem Haar.

Hunderte von Gerichtstermine

Im Gerichtssaal ist Grasser der akribischer Arbeiter, ständig mit Leuchtstiften am Durcharbeiten der Akten. Und er ist ein "Steher" - genauestens achtet er darauf, dass er erst auf der Anklagebank Platz nimmt, wenn die Fotografen des Saales verwiesen wurden. Zu den mehr als 160 Gerichtsterminen bisher reiste der Ex-Minister aus Kitzbühl (Tirol) an, übernachten soll er im Hotel "Sacher" seines Ex-Kabinettchefs und Freundes Matthias Winkler.

Kein Arbeitgeber, kein Auto, kein Haus

Er habe keinen Arbeitgeber, kein Auto und kein Haus, beschrieb Grasser auf Nachfrage von Richterin Hohenecker zu Prozessbeginn seine finanzielle Situation. Zu seinen Vermögenswerten wollte er keine Auskunft geben. Die beiden Oberstaatsanwälte bekommen regelmäßig ein "ich entschlage mich der Aussage" zu hören. Denn diese würden hart an der Grenze des Legalen operieren und Lügen verbreiten, meint Grasser. Fragen von "Frau Rat" beantwort er hingegen "sehr gerne".

Adabeis in Kitzbühel

Privat hat Grasser (51) sein Glück mit der Swarovski-Millionenerbin Fiona Pacifico Griffini gefunden, gemeinsam haben sie eine Tochter. In den Gerichtssaal hat ihn seine Gattin noch nicht begleitet, aber im Promi-Skiort Kitzbühl, wo sie einen ehemaligen Bergbauernhof bewohnen, sind sie Teil der Seitenblicke-Gesellschaft.

Schuldspruch

Im BUWOG-Prozess ist Karl-Heinz Grasser am 04. Dezember 2020 schuldig gesprochen worden. Er wurde zu acht Jahren Freiheitsstrafe verurteilt. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass Grasser durch Untreue rund um Millionenzahlungen beim Verkauf der BUWOG der Republik Schaden verursacht hatte. Schuldsprüche gab es auch für weitere Mitangeklagte. Die Urteile sind nicht rechtskräftig. Am 28. Jänner 2022 liegt schließlich das schriftliche Urteil vor. Auf knapp 1.300 Seiten begründet Richterin Marion Hohenecker ihr Urteil.

Freispruch in Steuerprozess

In seinem Steuerprozess wurde Grasser am 4. Juli 2022 freigesprochen wie auch sein mitangeklagter Steuerberater. In dem Prozess ging es um den Vorwurf der Steuerhinterziehung bei den Provisionen für Grassers Engagement bei Meinl International Power. Grasser soll laut Anklage von einem Erlös von 4,38 Mio. Euro an Meinl-Provisionen 2,16 Mio. Euro an Abgaben hinterzogen haben. Grasser und sein Berater bestritten stets den Vorwurf und bekamen recht. Ein Vorsatz der Steuerhinterziehung sei nicht ersichtlich gewesen, so der Richter. Das Verfahren lief unter Ausschluss der Öffentlichkeit im Wiener Straflandesgericht.