Benkos geheimer Goldbunker

Signa-Gründer René Benko hat sein Vermögen frühzeitig in diskrete Stiftungen verschoben. Spätestens nach der Pleite der Familie Benko Privatstiftung stellt sich die Frage: Wo steht der geheime Tresor des Immobilienspekulanten? Eine Spurensuche im Fürstentum Liechtenstein.

von Causa René Benko - Benkos geheimer Goldbunker © Bild: Roc Canals/Getty Images

Der Zusammenbruch des verschachtelten Signa-Konglomerats schreitet scheinbar unaufhörlich voran. Da lohnt sich ein kurzer Überblick, um ebendiesen nicht zu verlieren:

Die Signa Holding? Musste Ende November 2023 als sogenannte Dachgesellschaft des Benko-Reichs Insolvenz anmelden.

Die Signa Prime Selection und die Signa Development Selection? Zeigten als wesentliche Kerngesellschaften der Immobiliensparte Ende Dezember beim Handelsgericht Wien ihre Zahlungsunfähigkeit an.

René Benko? Meldete in der ersten Märzhälfte beim Landesgericht Innsbruck seine Pleite als privater Unternehmer. Der Schöpfer der Signa, der 2019 von der Gruppe noch rund 26 Millionen Euro für seine "Beratung" kassierte, will nunmehr lediglich über monatliche Nettoeinnahmen von 3.700 Euro verfügen. Er sei finanziell nun von seiner Mutter abhängig.

Die Familie Benko Privatstiftung mit Sitz in Innsbruck? Wählte unmittelbar vor Ostern den Gang zum Konkursgericht. Die Stiftung, im Jahr 2001 von René Benko und seiner Mutter ins Leben gerufen, drücken Schulden von zumindest 854 Millionen Euro.

Bleibt in Österreich die Laura Privatstiftung. Diese Stiftung, die ihren Sitz ebenfalls in Innsbruck hat, verfügte – wie berichtet – zuletzt ebenfalls über keine nennenswerte Liquidität mehr. Und ihr dürften noch Forderungen von arabischen Investoren in Höhe von bis zu einer Milliarde Euro drohen.

© News Geheime Regelung. Das vertrauliche Statut offenbart die Begünstigten der Liechtensteiner Stiftung

Die Spur des Geldes

Über viele Jahre durfte sich Möchtegern-Milliardär René Benko über die Aufnahme in den elitären Kreis der Austro-Milliardäre erfreuen: er firmierte in diesem "Forbes"-Ranking mit einem geschätzten Privatvermögen von mehr als vier Milliarden Dollar zuletzt als Nummer drei hinter dem Mateschitz-Erben und hinter dem Novomatic-Gründer Johann Graf. Und nun soll der einstige Immobilien-Messias plötzlich bankrott sein? Ist das realistisch? Oder verfügt Stifter Benko im Ausland noch über einen geheimen Geldtresor, der ihm und seiner Familie ein sorgenfreies Leben ermöglicht?

Diskretion ist Trumpf

News und die "Krone" haben in den vergangenen Monaten gemeinsam die Spur des Gelds weiterverfolgt. Exklusive Recherchen geben nun erstmals Einblicke in Benkos Büchse der Pandora, in die diskrete INGBE-Stiftung. Dieses Vehikel wurde laut geheimen Unterlagen im August 2014 gegründet. Bei einer diskreten Treuhandanstalt im verschwiegenen Fürstentum. Im Stiftungsvorstand saßen – Stand 2018 – zwei Liechtensteiner Rechtsanwälte und ein Liechtensteiner Private-Banking-Experte, im wichtigen Beirat Benkos langjähriger Vertrauter und Südtirol-Statthalter Heinz Peter Hager sowie Eduardo Leemann, der ehemalige Chef der in einen Geldwäscheskandal verwickelten Falcon Bank.

Hauptstifterin: Benkos Mutter. Nebenstifter: René Benko. Begünstigte: Benkos minderjährige Kinder und seine Mutter.

© Trend/ René Prohaska Immo-Jongleur. René Benko hat über Jahre Gelder nach Liechtenstein geschleust

Die Steinmetz-Tangente

Die Gründung dieser Stiftung fiel in eine Zeit, als der aufstrebende Immobilienspekulant Geschäfte mit Beny Steinmetz bzw. dessen Beny Steinmetz Group tätigte. Der israelische Diamantenhändler ist in Österreich kein Unbekannter: Er pflegte enge Kontakt zum umstrittenen Politikberater Tal Silberstein, der für die SPÖ den Nationalrats-Wahlkampf 2017 beeinflussen sollte. Und zu Ex-SPÖ-Kanzler Alfred Gusenbauer, der seit dem Ausscheiden aus dem Kanzleramt im Jahr 2008 für Benkos Signa tätig ist. Altkanzler Gusenbauer saß über Jahre im Aufsichtsrat eines kanadischen Bergbauunternehmens der Steinmetz-Gruppe. 2017 waren Steinmetz und Silberstein wegen Korruptionsvorwürfen vorübergehend in Haft genommen worden.

Beny Steinmetz war einer von Benkos umstrittenen Geldgebern. Offenbar nahm der Tiroler Signa-Erfinder auch in puncto Stiftungen damals Anleihe bei seinem israelischen Geschäftspartner. Denn Steinmetz hatte sein internationales Imperium ebenfalls auf Liechtensteiner Stiftungen aufgebaut. Auch er war für seine Unternehmensgruppe lediglich als "Berater" tätig.

Die Gold-Bestände

Die INGBE-Stiftung der Benkos in Vaduz ist laut Informationen von News und "Krone" jedenfalls finanziell deutlich besser ausgestattet als die österreichischen Privatstiftungen. Das zeigt sich allein schon bei einem Blick auf die bemerkenswerten Goldbestände: Demnach verfügte die INGBE Stand Ende 2021 bei mehreren Banken über Depots, in denen Gold im Wert von mehr als 81 Millionen Euro lagerte. Stand Sommer 2022 dürften in den Safes noch immer edle Metalle von knapp 45 Millionen Euro gebunkert gewesen sein. Die Safes befanden sich bei der LGT Bank, der VP Bank uns bei der Liechtensteinischen Landesbank (LLB).

© News
© News Auffälliger Deal. Kurz vor dem Signa-Crash wurde im Sommer 2023 noch ein diskretes Tauschgeschäft durchgezogen

Beachtliche "Notgroschen"

Dazu kommen beachtliche "Notgroschen", welche die INGBE ebenfalls in Banksafes verwahrte: eine Million Schweizer Franken bei der LGT. Eine Million Franken und eine Million US-Dollar bei der VP Bank. Eine Million Franken und eine Million Dollar bei der LLB. Auf den Bankkonten lagen – Stand Ende Juni 2022 – gut 23 Millionen Euro. Die wesentlichen Unternehmensbeteiligungen der INGBE – 578.905 Anteile an der Signa Prime sowie 7,576 Millionen Aktien an der Signa Sports United – waren Stand Ende Dezember 2021 noch mit insgesamt rund 66 Millionen Euro bewertet.

Man braucht keine ausgewiesen prophetischen Fähigkeiten, um die Prognose zu wagen, dass sich Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) in absehbarer Zeit wohl auch mit möglichen Vermögensverschiebungen von der Signa-Gruppe in die Sphäre der Benko-Stiftungen beschäftigen wird. News und "Krone" können Licht ins Dunkel eines höchst dubiosen Geschäftsfalles bringen, der zu einer Zeit passierte, als die finanzmarode Signa-Gruppe bereits massiv von Zahlungsunfähigkeit bedroht war.

Die Vermögensverschiebungen

Wir schreiben den 18. August 2023: An diesem Tag verkauft die INGBE-Stiftung der Benkos ihre 578.905 Signa-Prime-Aktien an die Signa Holding GmbH. Macht einen Kaufpreis von knapp mehr als 80 Euro pro Aktie. Das bedeutet: Die Aktien, die in der INGBE-Stiftung Ende Dezember 2021 mit 36,471 Millionen bewertet, wanderten für einen Verkaufserlös von 46.323.978,10 Euro in die Signa Holding. Zu einem Zeitpunkt, als sich die Signa Holding als oberste offizielle Konzerngesellschaft bereits in massiven finanziellen Turbulenzen befand. Kurz: Die INGBE-Stiftung der Benkos verdiente an dieser Transaktion prächtig.

© News
© News
© News Benkos Hotelresort. Oberhalb des Gardasees liegt das vormalige Signa-Projekt "Villa Eden" – seit Sommer 2023 in den Händen der Liechtensteiner Benko-Stiftung

Das Tauschgeschäft

Ebenfalls an diesem Tag kauft die INGBE Stiftung der Signa Holding deren Anteile an der Villa Eden am Gardasee ab, die einer Luxemburg-Tochter gehört. Der Kaufpreis: 46.323.978,10 Euro. Im Kaufvertrag wird festgehalten, dass der Kaufpreis mit offenen Forderungen aufrechnen kann. Heißt: Benko holt sich die schönen Luxusvillen am Gardasee in den Besitz seiner Stiftung – und gibt am selben Tag die INGBE-Anteile an der Signa Prime an die Signa Holding ab. Zu einem auffällig hohen Preis, von dem die Liechtensteiner Benko-Stiftung profitieren sollte. Ob diese Last-Minute-Deals einer seriösen Marktbewertung standhalten, werden wohl Experten und Behörden zu klären haben.

In beide Transaktionen war übrigens einer der engsten Benko-Vertrauten involviert: Signa-Holding-Geschäftsführer Christoph Stadlhuber. Auf unangenehme Fragen kann sich wohl auch Manuel Pirolt einstellen. Der Signa-Finanzchef und Benko-Helfer hat einen Vertrag mit unterzeichnet.

Die Causa Benko - News berichtete:

Dieser Beitrag erschien ursprünglich in der News-Printausgabe Nr. 14/2024.