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Malte Häusler: „Sammlerstücke sind mehr als Rendite“

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Malte Häusler

©Timeless Investments

Rolex, Whisky, Musik-Memorabilia: Collectibles verbinden Emotion und Investment. Timeless-Co-Gründer Malte Häusler erklärt im Interview, warum Sammlerstücke nicht nur Rendite versprechen, sondern auch Status, Zugehörigkeit und persönliche Werte ausdrücken.

Wie unterscheiden sich Sammlerstücke als Investment von klassischen Anlageformen wie Aktien oder Immobilien?

Weil Dinge eine Geschichte erzählen. Anders als ein Aktientitel auf dem Bildschirm können Sammlerstücke Erinnerungen wecken, ein Lebensgefühl transportieren oder eine Haltung verkörpern. Eine Rolex, ein Sneaker, ein handgeschriebener Songtext – all das sind Objekte, die uns emotional etwas sagen, bevor wir überhaupt über ihren Wert sprechen.

Geldanlage in Collectibles ist für viele heute mehr als Rendite: Sie ist Ausdruck dessen, was uns wichtig ist. In Zeiten, in denen alles digitalisiert, abstrahiert und schneller wird, suchen viele Menschen nach etwas Echtem, Greifbarem – etwas, das Bestand hat und Bedeutung. Und genau dort entstehen Überschneidungen zwischen Emotion und Investment. .Dass das auch finanziell relevant ist, zeigt ein Blick auf die Daten: Laut dem Knight Frank Luxury Investment Index (KFLII) haben sich die Preise für Sammlerstücke über die vergangenen zehn Jahre um rund 136 Prozent erhöht – deutlich mehr als etwa der MSCI World, der im gleichen Zeitraum auf etwa 93 Prozent kam. Die Rendite folgt hier also oft der Bedeutung.

Welche Sammlerkategorien beobachten Sie derzeit mit dem größten Wachstumspotenzial und warum?

Besonders dynamisch entwickeln sich aktuell drei Bereiche: Luxusuhren, hochwertige Whiskys und Musikmemorabilia. Uhren sind der Klassiker unter den Collectibles – sie stehen für Handwerk, Präzision, Zeitgeschichte. Whiskys hingegen kombinieren Handwerk und Verknappung. Und Musikmemorabilia? Sie berühren etwas sehr Persönliches. Ein signierter Helm, ein Bühnenoutfit – das ist kulturelles Kapital in Reinform.

Es gibt Sammlerstücke, die Menschen nicht nur besitzen, sondern beinahe verehren

Malte Häusler

Ein Beispiel für ein hoch emotional aufgeladenes Musikmemorabilia ist etwa die original signierte Michael-Jackson-Jacke aus dem Fundus von Heritage Auctions. Im Bereich Luxusuhren ist die Rolex Day Date Red Quarter von Lieblingskapital ein ikonisches Stück mit hohem Sammlerwert. Und bei den Whiskys sticht der Macallan ‚The Reach‘ hervor, eine der seltensten Abfüllungen überhaupt – aktuell auf der Plattform verfügbar über Marco Magistrini Spinelli.

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Michael Jacksons signierte rote Lederjacke, die er auf der „Bad“-Tour getragen hat.

 © Timeless Investments

Es gibt Sammlerstücke, die Menschen nicht nur besitzen, sondern beinahe verehren. Weil sie damit etwas Persönliches verknüpfen: Ein Jugendidol, eine Haltung, ein prägendes Erlebnis. Genau das macht sie nicht nur emotional wertvoll – sondern auch ökonomisch relevant.

Inwiefern beeinflussen Trends aus Popkultur, Mode oder Social Media die Preisentwicklung von Collectibles?

Popkultur liefert die Erzählung – Social Media die Bühne. Wenn ein Sneaker plötzlich in einem viralen TikTok auftaucht oder ein Künstler auf Instagram ein altes Uhrmodell trägt, explodiert die Nachfrage oft in wenigen Stunden. Besonders bei jüngeren Zielgruppen entstehen Begehrlichkeiten nicht mehr durch Fachartikel oder Kataloge – sondern durch digitale Resonanz.

Ein gutes Beispiel ist der Nike SB Dunk High Flom & Futura inklusive Skate Deck– ein begehrtes Objekt an der Schnittstelle von Streetwear, Kunst und Subkultur. Diese Dynamik führt dazu, dass Collectibles heute nicht nur Kulturobjekte, sondern auch soziale Codes sind. Sie transportieren Zugehörigkeit, Geschmack – und Status.

Beobachten Sie je nach Generation bestimmte Sammel-Trends? Sind Millennials z. B. eher empfänglich für Pokémon-Sammelkarten, Polly Pocket, Barbie und Co.?

Definitiv. Sammeln ist immer auch ein Stück kulturelle Erinnerung. Millennials entdecken gerade viele Objekte aus ihrer Kindheit wieder – Pokémon-Karten, Lego, oder Gameboys. Das hat mit Nostalgie zu tun, aber auch mit Identität: Diese Dinge verkörpern ein Lebensgefühl, eine Zeit, in der vieles einfacher schien. Gleichzeitig erleben wir in dieser jüngeren Generation ein neues Bewusstsein für alternative Anlagen. Für viele ist ein nostalgisch aufgeladenes Objekt greifbarer – und vertrauenswürdiger – als z.B. ein Index-Fonds.

Wie funktioniert das Geschäftsmodell von Timeless und was unterscheidet es von anderen Plattformen?

Wir identifizieren seltene Sammlerstücke bei unseren zahlreichen Partnern, prüfen deren Echtheit, ihre Qualität und Marktpotenzial und machen sie dann über digitale Tokens zum Investieren zugänglich. Unsere Nutzer:innen können sich ab 50 Euro an diesen Objekten beteiligen und an deren zukünftiger Wertentwicklung teilhaben. Die Assets werden von uns als Plattform gelagert, versichert und gepflegt.

Es geht uns nicht darum, möglichst viele Objekte auf den Markt zu bringen, sondern die richtigen. Deswegen legen wir großen Wert darauf, selber zu kuratieren. Jedes Stück erzählt eine Geschichte – und wir glauben, dass man genau das merkt. Wir tokenisieren keine übliche Handelsware, sondern wirklich besondere Sammlerstücke .

Welche Zielgruppen sprechen Sie mit Timeless gezielt an und was motiviert diese zur Beteiligung?

Unsere Community ist divers – aber viele verbindet ein Wunsch nach einem anderen Zugang zu Geldanlage. Es sind Menschen, die digital denken, kulturell interessiert sind und nicht unbedingt ein großes Finanzwissen mitbringen müssen, bei der Geldanlage jedoch verstanden haben, dass diversifiziert werden sollte. Für sie zählt dabei: Was hat Bedeutung? Was fühlt sich sinnvoll an?

Motivierend ist oft die Kombination aus wirtschaftlichem Potenzial und emotionaler Nähe. Die Idee, in etwas investieren zu können, das einen berührt – das macht für viele den Unterschied.

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Der „Star Wars: Stormtrooper Helmet“ wurde von der legendären Besetzung von „A New Hope“ (1977) signiert.

Gibt es ein konkretes Sammlerstück bei Timeless, das exemplarisch für eine emotionale Bindung der Investierenden steht?

Ein gutes Beispiel ist der originale Stormtrooper-Helm aus den Propstore Auctions – ein Sammlerstück, das insbesondere bei Filmfans starke Assoziationen auslöst. Der Wert liegt hier nicht im Material, sondern in dem, was der Helm symbolisiert: Leistung, Leidenschaft, eine Ära. Diese narrative Ebene, gepaart mit den Originalunterschriften der Filmhelden, macht ein solches Objekt einzigartig.

Welche Collectibles werden auf Ihrer Plattform derzeit besonders nachgefragt?

Grundsätzlich beobachten wir, dass es bei der Nachfrage nicht nur um Marken oder Preis geht – sondern auch um kulturelle Bedeutung. Welche Geschichte erzählt das Stück? Welchen Moment bringt es zurück? Die emotionale Resonanz, gepaart mit einem Raritätsempfinden, ist oft ausschlaggebend neben den reinen Fakten. Ein Beispiel dafür sind klassische Designobjekte wie eine Leica-Kamera aus dem Besitz von Dr. Michael Suck, kuratiert von Falk Rothhaar.

Status hat oft einen schlechten Ruf – aber eigentlich geht es um Zugehörigkeit

Malte Häusler

Was sagen unsere Investitionen in Luxusuhren, Sneaker oder Popkultur-Memorabilia letztlich über unser Verhältnis zu Status, Identität und Zukunft aus?

Status hat oft einen schlechten Ruf – aber eigentlich geht es um Zugehörigkeit. Ob jemand eine besondere Uhr trägt, ein seltenes Kunstwerk besitzt oder eine signierte Vinylplatte sammelt, zeigt nicht nur materiellen Wert, sondern auch Identität. Es sagt: „Das ist meine Welt. Das bin ich.“

Wir erleben eine neue Form von Status: Nicht mehr nur über Preis, sondern über Kontext. Wer ein kuratiertes Collectible besitzt, zeigt nicht nur Geschmack, sondern Werte – kulturell, stilistisch, manchmal auch politisch. Und darin steckt auch eine Art von Zukunftsoptimismus.

Welche Rolle spielen Emotionen, Nostalgie und persönliche Werte bei Investmententscheidungen in Collectibles?

Eine sehr große. Emotionen schaffen Bindung – und Nostalgie gibt Halt. Wer ein Objekt auswählt, mit dem er sich identifiziert, bleibt oft auch in Phasen der Unsicherheit investiert. Das ist mehr als ein Zahlenwert – das ist ein Stück Persönlichkeit. Wir hören oft von Nutzer:innen, dass sie sich bewusst für Objekte entscheiden, die sie emotional berühren – aus ihrer Kindheit, ihrer Jugend oder ihrer kulturellen Welt. Diese Verbindung macht Collectibles zu einer anderen Form der Geldanlage.

Welchen Anteil sollten Collectibles Ihrer Ansicht nach in einem gut diversifizierten Portfolio heute haben?

Wir empfehlen 5 bis maximal 20 Prozent – je nach Risikoprofil und persönlichem Interesse. Collectibles eignen sich als Beimischung, weil sie oft antizyklisch zu klassischen Märkten reagieren und damit sehr wenig korrelieren – und weil sie ein anderes emotionales Feedback erzeugen.

Aber wie bei jeder Anlageform gilt: Information und Kuratierung sind entscheidend. Wer gezielt auswählt, kann nicht nur diversifizieren, sondern auch investieren mit Bedeutung.

Steckbrief

Malte Häusler

Der Finanzexperte blickt auf eine breite Management- und Beratungserfahrung zurück. Seit 2021 ist er Mitgründer und CFO des FinTechs Timeless, zuvor war er Mitgründer und CFO von Gapless. Davor verantwortete er als Commercial Director bei PharmaHera Service GmbH die Unternehmenssteuerung.

Seine Karriere begann Häusler in der Unternehmensberatung – unter anderem bei Horváth & Partners, IDS Scheer und 4C GROUP AG. Frühere Stationen waren zLabels GmbH sowie Baumgartner & Co.. Erste praktische Erfahrung sammelte er bei Arthur D. Little.

Häusler studierte Betriebswirtschaftslehre an der FH Braunschweig/Wolfenbüttel und schloss 2004 als Diplom-Kaufmann (FH) ab.

Über die Autoren

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