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Nachhaltigkeit in der öffentlichen Beschaffung: Zwischen Anspruch und Realität

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Johannes Linhart, Martin Schiefer, Anton Ostermayer und Hans Harrer

©Alena Takacs / SoulSpaceStudios

Bei öffentlichen Ausschreibungen wird Nachhaltigkeit zwar häufig gefordert, in der Praxis bleibt sie jedoch oft zweitrangig. Eine Diskussion des Senat der Wirtschaft Österreich in der Linzer Tabakfabrik zeigte: Der Preis dominiert weiterhin über ökologische Verantwortung – mit Folgen für Wirtschaft und Gesellschaft.

Nachhaltigkeit gilt als eines der zentralen Zukunftsthemen – doch wie konsequent wird sie tatsächlich umgesetzt, wenn es um öffentliche Aufträge geht? Diese Frage stand im Mittelpunkt der jüngsten Senat-Lounge des Senat der Wirtschaft Österreich in der Linzer Tabakfabrik.

Unter der Moderation von Johannes Linhart diskutierten Vergaberechtsexperte Martin Schiefer, Reform-Fenster-Geschäftsführer Anton Ostermayer sowie Hans Harrer, Vorstandsvorsitzender des Senat der Wirtschaft, über das Spannungsfeld zwischen politischen Nachhaltigkeitszielen und der Realität öffentlicher Beschaffung.

In der Praxis meist der niedrigste Preis

Das Fazit fiel eindeutig aus: Trotz klarer Zielsetzungen und zahlreicher Bekenntnisse bleibt Nachhaltigkeit in vielen Vergabeverfahren ein Randthema. Statt Qualität, Regionalität oder ökologischer Verantwortung zählt in der Praxis meist der niedrigste Preis. Diese Fokussierung führe laut den Diskutanten nicht nur zu Wettbewerbsverzerrungen, sondern bremse auch Innovationen und nachhaltige Entwicklung.

„Vor allem muß die Wirtschaft funktionieren – und zwar mit der Nachhaltigkeit, ohne Wenn und Aber“, betonte Senator Anton Ostermayer, dessen Unternehmen mit dem ersten Bio-Fenster aus Steyr als Beispiel für nachhaltige Produktentwicklung gilt.

Neuausrichtung des Beschaffungssystems

Auch die zunehmende Bürokratie im Vergabewesen wurde kritisch hinterfragt. Sie erschwere insbesondere kleineren, innovativen Betrieben den Zugang zu öffentlichen Aufträgen und verhindere oftmals jene Flexibilität, die nachhaltige Lösungen erfordern.

Die Expert:innen forderten daher eine Neuausrichtung des Beschaffungssystems: Nachhaltigkeit müsse messbar und wirtschaftlich abbildbar werden, anstatt in formalistischen Kriterien oder reiner Preisorientierung zu versanden.

Hans Harrer fasste die Diskussion mit einem Appell zusammen:
„Ich vertraue auf generationenweitsichtige Entscheidungen statt lähmender Überregulierung. Der Senat muss ohne Partikularinteressen in den Dialog mit dem freien Unternehmertum treten – denn nur durch das Tun entstehen Lösungen.“

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