Globale Unsicherheit, geopolitische Spannungen, technologische Umbrüche: Beim Salzburg Summit 2025 diskutierten Entscheidungsträger:innen aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft über Europas Rolle und Handlungsfähigkeit in einer "Rough New World".
Unter dem Motto „Rough New World – Navigating Through Insecurities“ lud die Industriellenvereinigung (IV) am 18. und 19. Juli 2025 zum sechsten Salzburg Summit. Über 650 Entscheidungsträger:innen aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik kamen in Salzburg zusammen, um zentrale Zukunftsfragen Europas zu diskutieren – von sicherheitspolitischer Resilienz über technologische Innovationskraft bis hin zu globaler Positionierung.
IV-Präsident Georg Knill eröffnete die Konferenz mit einem Appell zur Eigenständigkeit Europas: In einer Welt, in der Unsicherheit zur neuen Konstante geworden sei, brauche es „einen klaren Kompass“ – getragen von wirtschaftlicher Stärke, Innovationsfähigkeit und strategischer Verantwortung.
Globale Machtverschiebungen und geopolitische Unsicherheiten
Ein zentraler Punkt war die veränderte geopolitische Lage. Der ehemalige CIA-Direktor David Petraeus sprach von einem „Ende der Stabilität nach dem Kalten Krieg“. Johannes Hahn, ehemaliger EU-Budgetkommissar, betonte die Bedeutung langfristiger Finanzierungsrahmen für strategische Sicherheit. Im Eröffnungspanel diskutierten Vertreter:innen aus Frankreich, Serbien, Österreich und der Medienbranche Wege zur Stärkung europäischer Autonomie – moderiert von David Bach, Präsident des IMD.
Verteidigung, Wirtschaft und Energie als Basis strategischer Souveränität
In weiteren Panels wurde die wirtschaftliche Grundlage europäischer Sicherheit beleuchtet. Nicola Beer (Europäische Investitionsbank), Michael Strugl (Verbund AG) und Valerie Brunner (Raiffeisen Bank International) verwiesen auf die Notwendigkeit langfristiger Investitionen, neuer Handelsabkommen und einer robusteren industriellen Basis.
Christian Lindner, ehemaliger deutscher Finanzminister, übte Kritik an der bisherigen Ausrichtung europäischer Wirtschaftspolitik. Schuldenfinanzierte Programme seien ohne tiefgreifende Strukturreformen nicht tragfähig, so Lindner im Gespräch mit Corinna Milborn.
Innovationschancen in Life Sciences und KI
Besonderes Augenmerk galt den Life Sciences als strategischer Zukunftsbranche. Edward T. McMullen (ehem. US-Botschafter) und Wolfram Schmidt (Biogen) hoben das Innovationspotenzial Europas hervor – bei enger transatlantischer Zusammenarbeit. Auch in der Diskussion um Künstliche Intelligenz wurde klar: Europas Forschungsinfrastruktur gilt als stark, doch es fehlt an unternehmerischem Drive und Investitionskraft, wie u.a. Georg Kopetz (TTTech) und Alwine Mohnen (TU München) betonten.
Gesellschaftliche Umbrüche und politische Neuausrichtung
Im Rahmen von „Deep Dives“ analysierten Expert:innen aktuelle gesellschaftliche und politische Entwicklungen. Diskutiert wurde etwa die politische Rolle der USA unter Donald Trump oder der Umgang mit regulatorischer Bürokratie. Parallel dazu widmete sich ein Medienpanel den Herausforderungen durch technologische Disruption und sich wandelnde Geschäftsmodelle.
Digitalisierung und Europas geopolitische Verantwortung
Der zweite Tag des Salzburg Summit 2025 startete mit einem Technology Breakfast, präsentiert von A1, unter dem Titel „Global Dynamics, European Responses“. Thomas Arnoldner, stv. Vorstandsvorsitzender A1 Group und Martin Kocher, ehem. Wirtschaftsminister diskutierten über die geopolitischen Herausforderungen im digitalen Raum und wie Europa technologisch und wirtschaftspolitisch darauf reagieren muss. Im Fokus standen strategische Souveränität, der Aufbau digitaler Infrastrukturen und die Frage, wie europäische Innovationskraft gegenüber globalen Playern besser zur Geltung kommen kann.
Impressionen vom A1 Business Breakfast finden Sie hier:
Im anschließenden Executive-Interview gab Joschka Fischer, ehem. deutscher Vizekanzler und Außenminister im Gespräch mit Rainer Nowak, Geschäftsführer Die Presse, einen pointierten Ausblick auf Europas geopolitische Verantwortung in einer zunehmend instabilen Welt. Im abschließenden Panel wurde schließlich die Rolle Künstlicher Intelligenz für Europas Wettbewerbsfähigkeit beleuchtet.
Im Gespräch mit Thomas Zimpfer, Managing Director B&C Group machten Georg Kopetz, CEO TTTech, Lars Reger, CTO NXP, Andreas Urschitz, CMO Infineon und Alwine Mohnen, Professorin an der Technischen Universität München – Leiterin der Fakultät für Management deutlich, dass Europa zwar exzellente Grundlagen in Industrie und Forschung besitzt, aber mehr unternehmerische Dynamik und Investitionsbereitschaft braucht, um global mitzuhalten. Den Abschluss des Vormittags bildete eine Keynote-Speech von Nicușor Dan, dem Präsidenten Rumäniens, der die Bedeutung der bilateralen Wirtschaftsbeziehungen hervorhob und die Notwendigkeit einer stärkeren europäischen Zusammenarbeit betonte.
Fazit: Handlungsfähigkeit durch Bündelung von Stärken
Der Salzburg Summit 2025 zeigte, dass wirtschaftliche Stärke, sicherheitspolitische Resilienz und technologische Innovationsfähigkeit zentrale Hebel für Europas Handlungsfähigkeit darstellen. Die Impulse der Konferenz betonten die Notwendigkeit, bestehende Stärken gezielt zu nutzen, Partnerschaften strategisch auszubauen und Reformen entschlossen umzusetzen.