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René Benko: Die Privatstiftung als Bunker

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ABD0047_20251014 - INNSBRUCK - ÖSTERREICH: Der Angeklagte Rene Benko zu Beginn des Prozesses gegen den Signa-Gründer wegen des Vorwurfs der betrügerischen Krida, am Dienstag, 14. Oktober 2025, im Landergericht Innsbruck.

René Benko beim Prozess in Innsbruck

©APA/APA/EXPA/JOHANN GRODER

Nicht zuletzt seit der Insolvenz der Signa Holding und den darauffolgenden Verfahren im Zusammenhang mit René Benkos persönlicher Insolvenz steht die Rolle der Privatstiftung im Mittelpunkt einer brisanten rechtlichen Diskussion.

Während am Landesgericht Innsbruck die strafrechtliche Aufarbeitung gegen den Signa-Gründer Fahrt aufgenommen hat, rüsten sich Gläubiger und eine ganze Armada von Anwälten zum Sturm auf das Stiftungsvermögen. Auch Benkos Tiroler Insolvenzverwalter versucht, den „Bunker“ zu knacken – bislang jedoch ohne Erfolg: Auf dem Klagsweg hat er sich daran schon mehr als einmal die Zähne ausgebissen.

Zweckentfremdung

Der Aufbau des Stiftungsreichs ging Hand in Hand mit dem Aufstieg des Signa-Konglomerats. Im Zentrum standen die beiden österreichischen Stiftungen – die Familie Benko Privatstiftung und die Laura Privatstiftung. Vor allem Erstere fungierte weniger als klassische Stiftung denn als zwischengeschaltete Beteiligungsgesellschaft. Über sie wurden sogar externe Investoren an der Signa Holding beteiligt – ein Konstrukt, das den Blick auf die tatsächlichen Eigentumsverhältnisse geschickt verschleierte. Selbst Co-Investoren wie Hans Peter Haselsteiner tappten bis zum endgültigen Kollaps weitgehend im Dunkeln darüber, wie viel Macht innerhalb des Signa-Geflechts tatsächlich bei Benko gebündelt war.

Und auch wenn die formalen gesetzlichen Vorgaben wohl eingehalten wurden, dürfte es kaum im Sinne des Gesetzgebers gewesen sein, dass die Privatstiftung zu einer bloßen Durchlaufgesellschaft degradiert wird.

Richtiger Zeitpunkt

Doch es geht nicht nur um die mögliche Verschleierung der tatsächlichen Beteiligungsverhältnisse. Weitaus brisanter sind jene Maßnahmen, mit denen offenbar versucht wurde, Vermögen vor dem Zugriff potenzieller Gläubiger im Fall einer Insolvenz zu sichern. In mehreren Stufen lässt sich dabei ein regelrechter Schutzkorridor errichten – die Causa Benko zeigt eindrucksvoll, wie das funktionieren könnte. Entscheidend ist dabei vor allem der Zeitpunkt: Eine Privatstiftung entfaltet ihre volle Schutzwirkung nur, wenn sie rechtzeitig errichtet wird. Wer sie erst kurz vor dem drohenden Kollaps gründet, hat den größten Vorteil bereits verspielt.

Die wohl entscheidendste Schutzstufe besteht in der gezielten Besetzung der Schlüsselrollen innerhalb der Stiftung – etwa des Stiftungsvorstands – mit Personen, zu denen ein langjähriges Vertrauensverhältnis besteht. Offiziell agieren sie zwar unabhängig, doch in der Praxis suchen sie regelmäßig die Rückversicherung beim Stifter, also dem Gründer der Stiftung. Auch die Begünstigten der Stiftung werden zumeist aus dem engsten Familienverbund besetzt und gelten als entsprechend vertrauenswürdig. Bei René Benko sind das unter anderem die eigene Mutter und die Kinder.

Diskreter Austausch

Mit Formulierungen wie „Den Vater der minderjährigen Begünstigten kopiere ich zur Information ein“ tauschen sich dann wiederum gerne liechtensteinische Stiftungsvorstände offiziell aus – und setzen den Stifter, in diesem Fall René Benko, in Kopie. Ein Satz, der mehr über die tatsächlichen Machtverhältnisse im Stiftungsgeflecht verrät als jedes Organigramm.

Um ein Stiftungsgeflecht noch undurchsichtiger zu machen, bietet sich insbesondere in Österreich die Beimischung einer Liechtenstein-Komponente an – etwa über eine Stiftung oder eine sogenannte „Anstalt“. Damit kommt eine zusätzliche Jurisdiktion ins Spiel, die im Ernstfall – bei Ermittlungen oder rechtlichen Auseinandersetzungen – wertvolle Zeit und strategische Vorteile verschaffen kann.

Auch René Benko griff auf ein solches grenzüberschreitendes Konstrukt zurück – offenbar inspiriert von seinem damaligen Signa-Partner und Diamantenhändler Beny Steinmetz.

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Benko

Stiftungsgelder: Zig Millionen flossen aus dem diskreten Liechtenstein nach Österreich.

 © News

Gold-Depot

Wie News-Recherchen im April 2024 enthüllt haben, wurden in den diskreten liechtensteinischen Stiftungen millionenschwere Golddepots aufgebaut – in der Spitze mit einem Wert von über 80 Millionen Euro an physischem Gold. Gelagert wird es bei dortigen Privatbanken. Die Stiftungen selbst sind eng miteinander verflochten – teils über Begünstigtenstellungen, teils über klassische Transaktionen zwischen den einzelnen Vehikeln.

Zur Untermauerung ein Beispiel: Die liechtensteinische ARUAL-Stiftung – benannt nach Benkos Tochter, deren Name schlicht von hinten nach vorne geschrieben wurde – stieß im Herbst 2022, als die Luft für das Signa-Konstrukt bereits merklich dünner wurde, Gold- und Wertpapierbestände in Millionenhöhe ab. Kurz darauf transferierte sie rund 18 Millionen Euro unter dem Zahlungsgrund „Vergütung“ von einer liechtensteinischen Privatbank nach Österreich. Das Geld landete schließlich auf einem Konto der Laura Privatstiftung – und scheint bislang dem Zugriff der Gläubiger entzogen zu sein.

Dieser Beitrag ist ursprünglich in der News-Printausgabe Nr. 42/2025 erschienen.

Causa René Benko

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