Foto v.l.n.r.: Wolfgang Salcher, Andreas Kraler, Robert Dornhelm, Maximilian Eisenköck, Karina Schunker und Tarek Leitner.
©Hella/Martin LusserIn der vergangenen Woche lud die Hella Gruppe zum Architektur Club in die Bärenvilla in Wien. Unter dem Titel „Denkmalschutz zwischen Tradition und Transformation“ diskutierten Fachleute über aktuelle Herausforderungen im Umgang mit historischer Bausubstanz.
Auf dem Podium sprachen DI Wolfgang H. Salcher (Landeskonservator Wien, Bundesdenkmalamt), Architekt Maximilian Eisenköck, Karina Schunker (Geschäftsführerin EHL Wohnen) und Filmregisseur Robert Dornhelm, Hausherr der Bärenvilla. Moderiert wurde die Diskussion von ORF-Journalist Tarek Leitner.
Zwischen Erhalt und Nutzung
Hella-Geschäftsführer Andreas Kraler eröffnete den Abend mit dem Hinweis, dass Denkmalschutz nicht nur kulturelle Verantwortung, sondern auch wirtschaftliche und ökologische Relevanz habe. Nur wenn historische Gebäude genutzt würden, könnten sie dauerhaft erhalten bleiben. Flexible Lösungen – etwa bei der Beschattung – seien entscheidend, um Funktionalität und Originalsubstanz in Einklang zu bringen.
Architekt Maximilian Eisenköck unterstrich die Bedeutung denkmalgeschützter Bauten für das kulturelle Selbstverständnis Österreichs. „Wir sind eine Kulturnation“, sagte er. „Menschen kommen nach Wien auch wegen der gut erhaltenen Bauwerke – und genau diese gilt es zu schützen.“
Hausherr Robert Dornhelm schilderte die Restaurierung der Bärenvilla als Beispiel für gelungene Anpassung: „Im Dachboden gab es ursprünglich keine Fenster. Aus baupolizeilichen und thermischen Gründen mussten wir welche einbauen – ohne den Denkmalschutz zu verletzen.“
Wolfgang Salcher vom Bundesdenkmalamt ergänzte, dass technische Innovationen dabei helfen könnten, historische Substanz zu bewahren: „Neben der klassischen Außenbeschattung gibt es inzwischen mehrschalige Fassaden, bei denen der Sonnenschutz integriert wird.“
Zwischen Wirtschaftlichkeit und Liebhaberei
Ein weiteres Thema war die Finanzierbarkeit von Sanierungen. Karina Schunker von EHL Wohnen erläuterte, dass viele Interessenten aus Angst vor bürokratischem Aufwand und finanziellen Risiken vor denkmalgeschützten Immobilien zurückschreckten. Mietzinsanpassungen seien nur unter strengen gesetzlichen Bedingungen möglich, was Projekte oft an die Grenze der Rentabilität bringe. „Das wirtschaftliche Risiko ist hoch, vor allem bei steigenden Zinsen und strengen Auflagen“, so Schunker.
Klimawandel als neue Herausforderung
Neben historischen und wirtschaftlichen Fragen wurde auch der Einfluss des Klimawandels auf den Denkmalschutz diskutiert. Steigende Temperaturen und neue energetische Anforderungen verlangten innovative Gebäudetechnik. „Im Bereich Klimaresilienz hat sich in den letzten zehn Jahren viel getan“, fasste Moderator Tarek Leitner zusammen. „Gemeinsam mit Eigentümern müssen wir Lösungen für Begrünung, Geothermie und Sonnenschutz entwickeln, um historische Gebäude zukunftsfähig zu halten.“
Dialog, Austausch und Einblicke
Das Bundesdenkmalamt sieht sich dabei zunehmend als Partner im Dialog mit Eigentümern und Investoren. Salcher betonte die Bedeutung von Kommunikation und Bewusstseinsbildung: „Wenn die Wertschätzung da ist, kann dem Haus nichts mehr passieren.“ Auch Regisseur Dornhelm beschrieb seine Verbindung zur Villa als emotional: Er habe bei Filmprojekten mehrfach mit dem Architekten Friedrich von Schmidt zu tun gehabt, der auch das Wiener Rathaus entworfen hatte – ein Zufall, der schließlich zum Kauf der Villa führte.
Nach der Diskussion lud Hella die Gäste zum Cocktailempfang. Architektin Katrin Steinbacher, die für Dornhelm die Restaurierung leitete, führte durch das Haus, den Weinkeller und den Garten. Der Abend endete bei einer Weinverkostung des Wiener Weinguts Wieninger im historischen Turmstübchen – einst Treffpunkt von Künstlern wie Hansen, Ferstel und Makart.







