Mit dem Vortex-Projekt entwickelt Frankreich ein wiederverwendbares Raumflugzeug für militärische und zivile Missionen – ein strategischer Schritt für Europas autonome Raumfahrt.
Der neue Flugkörper: Raumgleiter mit Ambitionen
Das Projekt Vortex – ein wiederverwendbares Raumflugzeug mit Shuttle-Charakter – markiert den Einstieg Frankreichs in eine neue Ära orbitaler Unabhängigkeit. Das unbemannte System soll künftig sowohl militärisch als auch zivil eingesetzt werden. Mit Vortex verfolgt Frankreich das Ziel, sich vom technologischen Rückstand gegenüber SpaceX oder China zu befreien und Europa eine eigene, wiederverwendbare Plattform im All zu sichern.
Entwickelt wird Vortex von Dassault Aviation im Auftrag des französischen Verteidigungsministeriums. Unterstützt wird das Projekt durch die französische Raumfahrtagentur CNES und die ESA. Der Gleiter soll in mehreren Phasen entwickelt werden – beginnend mit einem experimentellen Suborbital-Demonstrator, später gefolgt von einer orbitalen Cargo-Version und langfristig sogar einer bemannten Variante.
Technik trifft Strategie: Was Vortex leisten soll
Vortex steht für „Véhicule Orbital Réutilisable de Transport et d’Exploration“ – ein orbitales Raumflugzeug, das mit Trägerraketen in den Orbit startet und anschließend wie ein Flugzeug zur Erde zurückkehrt. Die Konstruktion ist auf vollständige Wiederverwendbarkeit ausgelegt, mit Hitzeschild, Gleitflugfähigkeit und integriertem Triebwerk.
Ziel ist ein vielseitiger Einsatzbereich: Vortex soll Fracht transportieren, Satelliten aussetzen, inspizieren oder bergen, wissenschaftliche Experimente ermöglichen und – im militärischen Kontext – Aufklärung betreiben oder kritische Satelliten schützen. Durch seine Wendigkeit im Orbit soll es einsetzbar sein, wo klassische Satelliten an ihre Grenzen stoßen.
Vortex – ein wiederverwendbares Raumflugzeug mit Shuttle-Charakter
Ein Raumgleiter für Europas Souveränität
Frankreichs Regierung sieht im Weltraum ein strategisches Feld der Zukunft. Mit Vortex will das Land nicht nur seine Verteidigungskapazitäten im All stärken, sondern auch seine technologische Souveränität behaupten. Das Projekt knüpft an frühere europäische Shuttle-Pläne wie Hermès an, die nie realisiert wurden – diesmal mit einer pragmatischeren, modularen Entwicklungsstrategie.
Das Vortex-Programm steht beispielhaft für Europas Streben nach Autonomie in der Raumfahrt – insbesondere angesichts der dominanten Rolle von SpaceX oder Chinas Orbitalprogrammen. Frankreichs Verteidigungsstrategie sieht im All ein potenzielles Konfliktfeld – mit Vortex soll die Handlungsfähigkeit gesichert werden.


© TheDassaultAviation/Youtube Screenshot
Zeitplan: Der Flug zum Orbit beginnt am Boden
Das Entwicklungsprogramm gliedert sich in vier Phasen. Der erste Flug eines suborbitalen Testmodells ist für 2028 angesetzt. Es folgen größere Versionen für den Orbit, darunter eine Cargo-Variante und perspektivisch ein bemanntes Raumflugzeug. Der Demonstrator wird derzeit konstruiert, erste Tests und Simulationen laufen. Die ESA prüft, sich finanziell an der Weiterentwicklung zu beteiligen
Europas Antwort auf SpaceX und China?
Vortex ist mehr als ein nationales Projekt: Es ist eine europäische Machtdemonstration im All. Während die USA mit dem Space Shuttle und SpaceX die Standards gesetzt haben und China mit eigenen Gleitern nachzieht, fehlte Europa bislang ein vergleichbares System. Vortex soll diese Lücke schließen – als multifunktionale Plattform, die Forschung, Verteidigung und Orbitlogistik gleichermaßen bedienen kann.
Für Frankreich ist klar: Wer im All nicht präsent ist, verliert auch auf der Erde geopolitische Relevanz. Mit Vortex positioniert sich das Land als Technologieführer innerhalb Europas – und sendet ein deutliches Signal: Europas Raumfahrt will nicht länger zusehen, sondern mitgestalten.


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