Lungenkarzinome sind die weltweit häufigste Krebs-Todesursache. Unter ihnen ist das kleinzellige Lungenkarzinom (SCLC) besonders aggressiv. Ein internationales Team unter Führung von Wiener Wissenschaftern hat jetzt einen möglichen Ansatzpunkt für zukünftige Therapien identifiziert. Eine bestimmte Zellwachstumsfaktor-Familie dürfte für die frühe Bildung von Metastasen bestimmend sein.
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Internationale Studie zu früher Metastasierung bei SCLC
"Die frühe Metastasierung stellt eine Herausforderung im Kampf gegen das kleinzellige Lungenkarzinom (SCLC) dar. Die molekularen Mechanismen, die der Bildung von Tochtergeschwülsten dieser verheerenden Erkrankung zugrunde liegen, sind weiterhin unklar", schrieben jetzt Büsra Ernhofer von der Universitätsklinik für Thoraxchirurgie der MedUni Wien/AKH und ihre Co-Autoren, darunter auch Wissenschafter des Nationalen Kornyi-Instituts für Pneumologie in Budapest, von der Universität des US-Bundesstaates Utah und der Universität Lund in Schweden. Ihre Studie ist online im "British Journal of Cancer" (doi: 10.1038/s41416-025-03276-y) erschienen.
Weltweit kommt es derzeit jährlich zu rund 2,2 Millionen Lungenkrebs-Neuerkrankungen. Rund 1,8 Millionen Menschen sterben jährlich an der Erkrankung. Während beim nicht-kleinzelligen Lungenkarzinom (NSCLC; 85 Prozent der Erkrankungen) in den vergangenen 15 Jahren bedeutende Fortschritte in der medikamentösen Behandlung erzielt worden sind, hinkt man beim kleinzelligen Lungenkarzinom hinterher.
Besonderheiten und Gefährlichkeit des kleinzelligen Lungenkarzinoms
Etwa 15 Prozent der Lungenkrebsfälle sind auf das SCLC zurückzuführen. Rauchen gilt als spezieller Risikofaktor für das kleinzellige Bronchuskarzinom. Besonders gefährlich ist die Krankheit, weil es oft schon frühzeitig zur Bildung von Tochtergeschwülsten in anderen Organen, zum Beispiel in der Leber, in Knochen, Gehirn und/oder Nebennieren, kommt. Damit ist die Krankheit oft schon bei der Diagnose als unheilbar einzustufen und schreitet schnell fort. Zumeist ist eine Kombinations-Chemotherapie die einzige Behandlungsmöglichkeit. Erst in den vergangenen Jahren gelang es erstmals, auf molekularer Basis einige verschiedene Arten des kleinzelligen Lungenkarzinoms zu unterscheiden.
Das Wissenschafterteam ging von 13 Zelllinien von kleinzelligen Lungenkarzinomen aus. Sie wurden nach ihrer Fähigkeit zum Wachstum bzw. zum Aussprossen untersucht. Dabei wurden auch Tests an Larven von Zebrafischen verwendet, um die Aggressivität von injizierten SCLC-Zellen zu untersuchen. Darüber hinaus wurden die von den Krebszellen gebildeten Eiweißstoffe charakterisiert, um über diese Proteomuntersuchungen Faktoren und Signalwege zu identifizieren, welche die Entwicklung der aggressiven Erkrankung antreiben.
Fibroblasten-Wachstumsfaktoren als Schlüsselmechanismus
Ein Merkmal, das die Wissenschafter dabei identifizierten: "Die Stimulierung mit Fibroblasten-Wachstumsfaktor 2 (FGF2) führte zu einem zusätzlich invasiven Aussprossen (der Zellen; Anm.)." Auf der anderen Seite hätte eine Blockade des Zellsignalwegs über die Rezeptoren des Fibroblasten-Wachstumsfaktors 2 eine "signifikante Reduktion" des aggressiven Wachstumsverhaltens sowohl im Labor als auch in den Zebrafisch-Larven geführt. Fibroblasten-Wachstumsfaktoren bzw. deren Rezeptoren als Achse der Übermittlung von Signalen seien zumindest in einem Subtyp des kleinzelligen Lungenkarzinoms (YAP-1) "ein Schlüsselfaktor" für die Bildung von Metastasen.
"Diese Daten könnten die Entwicklung potenzieller zukünftiger Therapien erleichtern", die auf die Signalübertragung durch den Zellwachstumsfaktor (FGF2) bzw. dessen Rezeptoren abzielten, ein möglicher Ansatzpunkt, "um das Fortschreiten und die Metastasierung von SCLC zu verhindern", so die Wissenschafter.
Lungenkrebs in Österreich: Prävention und Früherkennung
In Österreich wird jährlich bei rund 5.000 Menschen die Diagnose Lungenkrebs gestellt. Pro Jahr gibt es etwa 4.000 Todesfälle. Mittel- und langfristig wäre Nichtrauchen die wichtigste Präventionsmaßnahme. Durch ein Niedrig-Dosis-Computertomografie-Programm zur Frühdiagnose bei Risikopersonen ließe sich die Sterblichkeit laut internationalen wissenschaftlichen Daten um mindestens 20 Prozent verringern.
BERLIN - DEUTSCHLAND: FOTO: APA/APA/dpa





