Was verbindet eine 175-jährige Bank mit einem innovativen Holzbauunternehmen? Im Interview erklären die Vorstände ihre nachhaltige Strategie für Oberösterreichs Zukunft.
Anlässlich ihres 175-jährigen Jubiläums blicken die Sparkasse OÖ und das Holzbauunternehmen WIEHAG auf ihre traditionsreiche Geschichte zurück. Im Interview beleuchten Erich Wiesner, CEO und Eigentümer der WIEHAG, und Manuel Molnar, CSO und Vorstandsdirektor der Sparkasse OÖ, gemeinsame Werte und Visionen und sprechen über die Zusammenarbeit beim Thema Nachhaltigkeit.
Beide Unternehmen können auf eine lange und traditionsreiche Firmengeschichte zurückblicken. Welche Werte und Visionen, die ihre Entwicklung maßgeblich geprägt haben, sind auch heute noch ebenso bedeutsam wie zu Beginn ihrer Existenz?
MOLNAR: Beide Unternehmen teilen viele Gemeinsamkeiten, wie eine lange Tradition sowie eine starke Verwurzelung in der Region, was sich in unserer Verantwortung für Arbeitsplätze und die regionale Entwicklung zeigt. Zuverlässigkeit ist ein zentraler Wert für uns; beim Bau von Gebäuden, die große Investitionen darstellen, ist Vertrauen unerlässlich. Unsere Kunden, Lieferanten und Mitarbeiter können sich auf uns als verlässliche Partnerin verlassen.
WIESNER: Als Familienunternehmen, das in der fünften Generation geführt wird, tragen wir seit jeher Verantwortung, besonders für unsere Mitarbeiter in der Region. Unser Ziel war von Anfang an, einen Mehrwert zu schaffen und soziale, kulturelle sowie sportliche Verantwortung zu übernehmen. Diese Werte sind heute aktueller denn je. Wir unterstützen regionale Projekte mit unserer Expertise und stehen unseren Kunden in allen Situationen zur Seite, was zur wirtschaftlichen Stabilität der Region beiträgt.
Nachhaltigkeit ist seit einigen Jahren ein zentrales Thema für Unternehmen. Was bedeutet dieser Begriff für die Sparkasse OÖ und die WIEHAG?
MOLNAR: Nachhaltigkeit umfasst nicht nur globale Themen wie CO2-Reduktion, sondern auch soziale und Governance-Aspekte. Wir sehen uns besonders in der sozialen Verantwortung gefordert und fördern jährlich regionale Projekte mit über 2 Millionen Euro. Zudem setzen wir uns für die Finanzbildung und die finanzielle Gesundheit der breiten Bevölkerung sowie unserer Kunden ein. Auch für unsere Mitarbeiter engagieren wir uns, etwa durch Initiativen wie Jobräder, mit dem Ziel, positiven Einfluss auszuüben.
WIESNER: Die Baubranche steht vor enormen Herausforderungen hinsichtlich Nachhaltigkeit und CO2-Neutralität, da sie für 37 % der weltweiten CO2-Emissionen verantwortlich ist. Um die Betriebs- und Gebäudestrukturen zukunftsfähig zu gestalten, setzen wir auf Holz, das CO2 aus der Atmosphäre bindet und einen positiven Beitrag zur Klimabilanz leistet. Immer mehr Investoren zeigen Interesse an nachhaltigen Bauprojekten und wir betrachten Nachhaltigkeit als einen wichtigen Wachstumstreiber.
Welche Maßnahmen setzen die beiden Unternehmen in diesem Bereich, die über gesetzliche Bestimmungen hinausgehen?
MOLNAR: Unser nachhaltiges Handeln ist in unserer Unternehmens-DNA verankert. Wir gestalten unsere Filialen nach den neuesten ökologischen Standards und verfolgen eine klare Mobilitätspolitik. In der sozialen Nachhaltigkeit engagieren wir uns stark in kulturellen und sozialen Bereichen und setzen uns für Finanzbildung, insbesondere für Jugendliche und Frauen, ein. Unsere Initiativen werden kontinuierlich auf ihre Wirksamkeit geprüft.
WIESNER: In Bezug auf Nachhaltigkeit haben wir bereits wesentliche Veränderungen in unseren Produktionsprozessen vorgenommen. Als produzierendes Unternehmen ist die Energieversorgung entscheidend für die Herstellung unserer Produkte. Wir haben unsere gesamte Wärmeversorgung auf Biomasse umgestellt und decken 60 % unseres Strombedarfs ebenfalls mit Biomasse. Der verbleibende Strom wird aus einer hochmodernen Holzvergasungsanlage sowie einer großen Photovoltaikanlage auf unserem neuen Gelände bezogen. Zusätzlich haben wir begonnen, unsere Fahrzeuge schrittweise auf E-Mobilität umzustellen, einschließlich Lkw und Gabelstapler. Insgesamt haben wir bereits die meisten Maßnahmen zur Nachhaltigkeit erfolgreich umgesetzt.
Herr Molnar, in welchen Bereichen der Nachhaltigkeit arbeiten die Sparkasse OÖ und die WIEHAG zusammen?
MOLNAR: Wir sehen uns als Partner mit einer vertrauensvollen Geschäftsbeziehung. Gemeinsam mit visionären Unternehmen im internationalen Holzbau möchten wir innovative Projekte vorantreiben und können durch unsere Expertise entscheidend zum Erfolg beitragen.
Herr Wiesner, ist das Modell eines Familienunternehmens ein Auslaufmodell? Welche besonderen Werte können in einem Familienunternehmen vermittelt werden? Wie kann man die nächste Generation für den Familienbetrieb begeistern?
WIESNER: Ein Familienunternehmen ist alles andere als ein Auslaufmodell. Die Herausforderung besteht darin, dass unsere Kinder bereit sind, die Nachfolge anzutreten. Wir haben seit Jahren einen Diskussionsprozess angestoßen, der zeigt, dass beide Kinder in die operative Leitung einsteigen werden. Die sechste Generation wird in spätestens zwei Jahren bereitstehen; unser Sohn hat international studiert und ist bereits als Vorstandsassistent tätig. Er bereitet sich aktiv auf die Nachfolge vor und ist fasziniert von den Potenzialen des Unternehmens. Die nächste Generation ist idealistisch und möchte einen sinnstiftenden Beitrag leisten. Dieses Engagement ist entscheidend für unsere Zukunft.
Welche Tipps zur Betriebsnachfolge haben Sie?
WIESNER: Eine starke Werteorientierung ist entscheidend für die nachhaltige Existenz eines Unternehmens. Ebenso ist Resilienz wichtig, wie wir aus der Geschichte unserer Generationen sehen können.