Verdecken Wolken die Sonne, weht ein kühler Wind über das Bio-Landgut Esterhazy in Donnerskirchen. Doch die Stimmung unter den Gästen ist ungebrochen sonnig: Am 27. Mai präsentierte die Esterhazy Betriebe AG ihren siebten Nachhaltigkeitsbericht – ein selbstbewusster Rückblick auf drei Jahre intensiven Wandels.
Dass es sich bei der Anlage einst um Ruinen handelte, vermag man beim Rundgang über das pittoreske Bio-Landgut Esterhazy in Donnerskirchen nicht vermuten. Eingebettet im saftigen Grün der frühsommerlichen Vegetation der pannonischen Tiefebene, erstreckt sich ein revitalisierter Hof, dessen Altbestand heute neuen, zeitgemäßen Funktionen zugeführt wurde – ohne aber seinen einstigen Charme verloren zu haben. Wo einst Vieh stallte, wird heute etwa in stilvollem Ambiente kulinarisch verwöhnt. Die Stallungen wären ohnedies längst obsolet: Das Bio-Angusrind hat hohe Ansprüche – es weidet inmitten burgenländischer Natur. Eine alte Schmiede, ein einstiger Kornspeicher und das Schilfhaus bieten Raum für unterschiedlichste Veranstaltungen. All das eint: das Agieren im Sinne der Nachhaltigkeit. Wie Nachhaltigkeit bei Esterhazy nun im Detail aussieht und warum sie längst gelebter Alltag ist, darüber sprach man am 27. Mai im Rahmen der Präsentation des Nachhaltigkeitsberichtes 2022 bis 2024.
Wir leben Nachhaltigkeit seit jeher aus Selbstverständnis quer durch alle Unternehmensbereiche. Die Kombination von Kultur, Genuss, Natur und Erholung hat hohen Stellenwert für uns wie auch für unsere Region.
Die Vorstände Matthias Grün und Michael Gröschl führten gemeinsam mit Moderatorin Tina Ritschl durch eine Bilanz, die mehr als Zahlen liefert: Sie erzählt von einem Unternehmen im Aufbruch, das Nachhaltigkeit nicht als Feigenblatt, sondern als Fundament versteht. „Wir leben Nachhaltigkeit seit jeher – quer durch alle Unternehmensbereiche“, sagt Grün, der als Vorstandsvorsitzender die Transformation des Hauses maßgeblich mitgestaltet. Tatsächlich ist der Bericht ein Zeugnis konsequenter Neuausrichtung: von der Bio-Landwirtschaft über energieeffiziente Bauprojekte bis hin zu operativen Innovationen im Tourismus und Kulturbetrieb. Der Umsatz wuchs im Berichtszeitraum jährlich um rund zehn Millionen Euro und erreichte zuletzt 86 Millionen – mehr als das Fünffache des Jahres 2001.
Seit der Gründung der Stiftungen im Jahr 1994 flossen über 250 Millionen Euro in den Kulturtourismus und die Region, als Beispiele seien der Steinbruch St. Margarethen, das Hotel Galántha oder der Neue Strand Neusiedler See genannt. Darüber hinaus investieren wir laufend in die historischen Bauwerke.
Praxis: Gelebte Nachhaltigkeit
Doch Zahlen sind nur ein Teil der Geschichte. Die Umwandlung der Esterhazy Betriebe GmbH in eine Aktiengesellschaft 2023, das 30-jährige Stiftungsjubiläum 2024, neue Gastronomiekonzepte wie das Restaurant „Zum Gogosch“ und ein verstärktes Engagement im Naturschutz – all das ist Ausdruck einer Haltung, die Tradition und Innovation versöhnt. Beim „Kulinarium Burgenland“ beispielsweise wird verarbeitet, was auf den eigenen Feldern wächst. Das Weingut Esterházy füllt inzwischen biologisch erzeugte Jahrgänge ab, reift Weine in Beton-Eiern aus vulkanischem Gestein und Leithaberg-Eiche.


Vorstände der Esterhazy Betriebe AG Matthias Grün und Michael Gröschl
© Andreas HafenscherNachhaltigkeit als regionaler Auftrag
Esterhazy setzt sichtbar auf Nachhaltigkeit als Geschäftsmodell – und als regionalen Auftrag. Seit der Stiftungsgründung 1994 flossen über 250 Millionen Euro in Kulturtourismus und Denkmalpflege. Die historischen Stätten – darunter Schloss Esterházy, Burg Forchtenstein und das Operngelände im Steinbruch St. Margarethen – zogen allein 2024 rund 600.000 Besucher an: „Wir investieren laufend in die historischen Bauwerke", betont etwa Michael Gröschl.
Ein Leuchtturmprojekt ist der neue Strand am Neusiedler See: Statt Bodenversiegelung entstand hier ein Ensemble aus Naherholung, Gastronomie und Architektur im Einklang mit der Landschaft. „Die Kombination von Kultur, Genuss, Natur und Erholung hat hohen Stellenwert für uns", fügt Matthias Grün bei – nicht ohne Stolz.


Aufsichtsratsvorsitzender Dr. Stefan Ottrubay, DI Lina Karner (Geschäftsführerin des Vereins Weltkulturerbe Neusiedler See), Weinexperte Mag. Willi Klinger, Winzer Kurt Kaiser und Univ. Prof. Dipl.-Ing. Dr. DDr.h.c. Hubert Hasenauer von der Universität für Bodenkultur Wien stellten sich in einer Podiumsdiskussion der Frage „Nachhaltigkeit - Fortschritt oder Feigenblatt"
© Andreas HafenscherWie ernst es Esterhazy mit dem Thema ist, zeigt die interne Struktur: 2023 wurde ein Nachhaltigkeitsboard etabliert, das die Umsetzung entlang der 17 UN-Nachhaltigkeitsziele steuert. Basis ist eine doppelte Wesentlichkeitsanalyse – sie fragt nicht nur nach finanziellen Risiken, sondern auch nach gesellschaftlichem Impact.
Die Frage, ob Nachhaltigkeit Fortschritt oder Feigenblatt sei, wurde in einer Podiumsdiskussion mit Gästen aus Wissenschaft, Wirtschaft und Zivilgesellschaft offen verhandelt, ehe den Gästen Nachhaltigkeit in Form regionaler Gaumenfreuden serviert wurde. Esterhazy selbst hat dazu jedenfalls eine klare Antwort gegeben: Fortschritt – mit Weitblick, Bodenhaftung und Anspruch.