Was hat ein bissiger Hund mit einem Kino, ein Adelswappen mit einem Theater zu tun? Die Linzer Eisenhandstraße birgt Geschichten zwischen Historie, Legende und Kultur – wir sind auf Spurensuche gegangen.
Von Freisitzen, Säulen und einem umstrittenen Namen
Namenspate war der ehemalige Freisitz „Zur eisernen Hand“, dessen Gebäude bereits Ende des 16. Jahrhunderts erbaut wurde und der noch 1817 in der Landtafel als Edelsitz eingetragen war. Die Bezeichnung „Sitz“ geht wohl darauf zurück, dass das Haus im Eigentum bedeutender, aber wechselnder Persönlichkeiten stand. Häufige Streitigkeiten um die dort befindliche Burgfried- oder Martersäule könnten Ursache dafür sein. Diese steinerne Marktsäule mit einer eisernen Hand war an Stelle einer früher hölzernen Säule errichtet worden, die von dem aus einer evangelischen Adelsfamilie stammenden Freiherrn Helmhard Jörger von Tollet niedergerissen und in Stücke zerschlagen worden war. Wie auch immer: Diese „Marktsäule mit einer eisernen Hand“ wiederum war wohl namensgebend für den „Freisitz bei der Eisernen Hand“. Entsprechend sind auch die früheren Bezeichnungen des Gartens „zunächst der Eisern Handt“ oder „Sütz Zur Eysern Hanndt“ zu deuten.
Legenden und Erklärungen – von Hunden, Handschuhen und Wegweisern
Um die Herkunft der Bezeichnung „Eiserne Hand“ ranken sich jedoch unterschiedliche Deutungsversuche. Eine sagenhafte Erklärung für den Linzer Freisitz stellt eine Verbindung zu einem adeligen Fräulein her, das in dem Haus wohnte und einen so wilden Hund besessen haben soll, dass man diesen nur mit einem eisernen Handschuh füttern konnte. Aber auch diesen soll der Hund zerbissen haben. Zum Wahrzeichen wurde dann eine eiserne Hand an dem Haus angebracht. Eventuell ist diese Deutung aber erst entstanden, als die Adelsfamilie Ungnad von Weißenwolff (ab 1635) im Besitz dieses Hauses war und in ihrem Wappen einen weißen Wolf führte. Eine weitere, ebenfalls sagenhafte Deutung bezieht sich auf ein nicht eingehaltenes Eheversprechen der Tochter des angeblichen Besitzers der Eisernen Hand, weswegen der geprellte Freier seinen Konkurrenten festnehmen ließ und diesen hinrichten lassen wollte. Dabei sollte ihm zuerst die Hand und dann der Kopf abgeschlagen werden. Das Richtschwert durchschlug aber den Eisenhandschuh nicht und dabei stellte sich heraus, dass nicht der Konkurrent, sondern die wortbrüchige Tochter in der Rüstung steckte. Das hat ihren Vater dann dazu bewogen, dass er sie befreite und die eiserne Hand an die Pforte seines Freisitzes nageln ließ. Das ist zwar eine nette Geschichte, aber auch dieser Interpretationsversuch geht wohl in die Irre, da die genannten Namen der Besitzer in keiner Weise mit den historisch verbürgten Tatsachen in Einklang zu bringen sind. Eine ebenfalls häufig anzutreffende Variante der Erklärungsversuche bezieht sich auf einen eisernen Wegweiser in Form einer Hand, der zu verschiedenen Zwecken errichtet werden konnte wie etwa auch die „Eiserne Hand“ in Bad Leonfelden als ehemaliges Aushängezeichen für das Marktrecht oder als Wegweiser für Napoleons Truppen.
Vom Kino zum Theater – und ein Heldendenkmal ohne Denkmalschutz
Das heute noch bestehende Gebäude befindet sich in der Eisenhandstraße 43. In den Nachkriegsjahren eröffneten die Brüder Ernst und Fritz Steiner im Nebentrakt das Eisenhand-Kino, das zwischenzeitlich als Pornokino bekannt war und später, wie die meisten kleinen Kinos, schließen musste. 1998 wurde das Haus als Spielstätte Eisenhand des Landestheaters Linz mit rund 170 Plätzen eröffnet und diente der Aufführung von kleineren Sprechtheaterstücken und Jugendtheater. 2013 wurde das Eisenhand-Theater im Zuge der Umstrukturierung des Landestheaters durch die Eröffnung des Musiktheaters geschlossen und kurz darauf vom privaten Verein „Etty“ übernommen und bis heute als Tribüne Linz – Theater am Südbahnhofmarkt geführt. Das Theater bietet seit dem einen ganzjährigen Repertoirebetrieb mit Schauspiel für Erwachsene und Jugendliche sowohl von Autoren der Vergangenheit als auch der Gegenwart. Das Hauptgebäude wird seit Jahrzehnten erfolgreich als bekanntes Linzer Traditionsgasthaus „Zur Eisernen Hand“ geführt. Die ehemals unter der Dachtraufe angebrachte eiserne Hand befindet sich noch heute am Wirtshausschild. Auch historisch bedeutsam: Am Gebäude findet sich eine Gedenktafel für den Gendarmen Josef Klausner, der während der Linzer Februarkämpfe am 12. Februar 1934 erschossen wurde. „Am 12. Februar 1934 fand hier der Prov(isorische) Gendarm Josef Klausner im Straßenkampf den Heldentod“. Dieses legendäre Gebäude ist geschichtsträchtig bis heute. Unter Denkmalschutz steht es unbegreiflicherweise jedoch nicht…