Drei Viertel der Jüngeren finden es okay, weniger zu arbeiten, nur um mehr Freizeit zu haben. Gerade der Hinweis, dass das wohlstandsgefährdend sei, wird sie nicht umstimmen können.
Faktum der Woche
In der Studie zu „Gemeinsamen Grundwerten“, die Integrationsministerin Claudia Plakolm (ÖVP) jüngst präsentiert hat, ist ein großer Bogen gespannt worden.
Das Meinungsforschungsinstitut OGM hat dafür 1.006 Menschen in Österreich auch gefragt, ob es in Ordnung sei, nur Teilzeit zu arbeiten, um mehr Freizeit zu haben: 61 Prozent taten es, 36 Prozent taten es nicht.
Teilzeit in Österreich
Erklärung: Österreich hat im europäischen Vergleich eine überdurchschnittliche Teilzeitquote (31,5 Prozent). Bei Frauen allein beträgt sie gar 51,1 Prozent. Tendenz steigend. Allerdings: Auch die Erwerbsbeteiligung nimmt zu. Und zwar gerade bei Frauen – allein in den vergangenen 20 Jahren von rund 60 auf über 70 Prozent.
Lifestyle-Teilzeit: Gefahr für Wohlstand und soziale Absicherung?
Die Erhebung fand im Februar statt, also lange vor der Debatte, die Wirtschaftsminister Wolfgang Hattmannsdorfer (ÖVP) auf den Sommer hin eröffnet hat. Er erklärte dabei genau das zum Problem, worum es bei der Fragestellung geht: „Lifestyle-Teilzeit“ beziehungsweise Nicht-Vollzeit-Erwerbstätigkeit von Frauen und Männern ohne Betreuungspflichten.
Dadurch würden Wohlstand und die soziale Absicherung gefährdet werden, warnte er. Niederösterreichs Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) wurde deutlicher: „Im Sinne der Generationengerechtigkeit und des Generationenvertrags wird sich das nicht ausgehen, wenn alle im Sinne der Work-Life-Balance weniger ins System einzahlen, aber dann das volle System nutzen.“
Schwindende Hoffnung
Tatsächlich geht es hier um einen Generationenkonflikt. In der „Grundwerte“-Studie ist ausdrücklich davon die Rede, weil ganze 76 Prozent der befragten 16- bis 34-Jährigen, aber lediglich 44 Prozent der ab 60-Jährigen der Überzeugung sind, dass es okay ist, nur Teilzeit zu arbeiten, um mehr Freizeit zu haben.


Das sollte zu denken geben. Es könnte zur Erkenntnis führen, dass die erwähnten Warnungen kaum dazu angetan sind, Jüngere umzustimmen. Im Gegenteil: Die Hoffnung, durch Fleiß zu Eigentum kommen zu können, schwindet bei ihnen aufgrund der hohen Immobilienpreise. Damit kommt ein Grund abhanden, möglichst viel zu arbeiten und Geld zu verdienen. Davon, es zur Sicherung der sozialen Systeme zu tun, ganz zu schweigen: Nur wenige 20-, 30-Jährige gehen davon aus, selbst auch noch eine Pension zu bekommen, von der sie leben können.
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Dieser Beitrag ist ursprünglich in der News-Printausgabe Nr. 35/2025 erschienen.