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Bei dem jüngsten massiven Angriff auf das Energiesystem vor dem nahenden Winter wurde die Stromversorgung in neun Regionen unterbrochen. Landesweit waren rund 600.000 Haushalte vorübergehend ohne Strom. Auf der linken Seite des Dnipro, der die Hauptstadt teilt, warteten Menschenmengen an Bushaltestellen, da die U-Bahn nicht fuhr. An Ausgabestellen füllten Einwohner Wasserflaschen. "Wir haben die ganze Nacht kein Auge zugetan", sagte die Pensionistin Ljuba, während sie Wasser holte. "Ab 2.30 Uhr war es so laut. Um 3.30 Uhr hatten wir keinen Strom, kein Gas, kein Wasser. Nichts." Der 23-jährige Student Anatolij sagte der Nachrichtenagentur Reuters: "Ich komme nicht zur Arbeit, weil die U-Bahn nicht fährt und die Busse überfüllt sind." Er habe die Nacht wegen der lauten Explosionen in seinem Flur verbracht.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj erklärte, die zivile und die Energie-Infrastruktur seien vor der Heizperiode die Hauptziele der russischen Angriffe. Er forderte von den Verbündeten mehr Unterstützung. "Was wir brauchen, ist nicht Augenwischerei, sondern entschlossenes Handeln - von den USA, Europa und den G7 - bei der Lieferung von Flugabwehrsystemen und der Durchsetzung von Sanktionen", erklärte Selenskyj auf der Plattform X. Ihm zufolge setzte Russland bei dem jüngsten Angriff mehr als 450 Drohnen und 30 Raketen ein. Die ukrainische Luftwaffe teilte mit, sie habe 405 von 465 Drohnen und 15 von 32 Raketen abgeschossen. Russland teilte seinerseits mit, die nächtlichen Angriffe seien eine Reaktion auf ukrainische Angriffe auf russische zivile Einrichtungen gewesen.
Die Ukrainer bereiten sich auf einen harten Winter vor, während sich der Krieg seinem vierten Jahrestag nähert. Russland hat seine Angriffe auf das Energiesystem in den vergangenen Wochen verstärkt. Ministerpräsidentin Julia Swyrydenko sagte, der Angriff gehöre zu den schwersten konzentrierten Schlägen auf die Energie-Infrastruktur. Das private Energieunternehmen DTEK teilte mit, seine Wärmekraftwerke seien erheblich beschädigt worden. Energieministerin Switlana Hryntschuk sagte, es sei auf den Tag genau drei Jahre her, dass Russland seinen ersten groß angelegten Angriff auf das ukrainische Stromnetz gestartet habe. "Heute setzt Russland weiterhin Kälte und Dunkelheit als Instrumente des Terrors ein." Die Ukraine greift ihrerseits regelmäßig Ziele in Russland mit Drohnen an, die jedoch einen weitaus geringeren Umfang haben.
This photograph shows a view of Kyiv during a blackout following Russian drone and missile strikes on the Ukrainian capital on October 10, 2025, amid the Russian invasion of Ukraine. (Photo by Sergei SUPINSKY / AFP)