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Qualitäts-Journalismus-Förderung: eXXpress.at und Jetzt.at – reale Quote und erhoffte Qualität

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Peter Plaikner

©Bild: Matt Observe

Während der Hype um ein kommendes digitales Qualitätsmedium infolge des Ausstiegs der Leitfigur jäh verebbt, erhält eine auf rechten Krawall gebürstete Boulevard-Plattform Subvention gemäß „Bundesgesetz über die Förderung des qualitätsvollen Journalismus“.

Zu Beginn der Hundstage wirkt die politmediale Blase unentschieden, ob sie eher an einer enttäuschten Hoffnung oder einer manifesten Entscheidung ihr Mütchen kühlen soll. Beim einen geht es um das Projekt Jetzt.at, von dem die designierte Chefredakteurin Elisalex Henckel-Donnersmarck noch vor dem journalistischen Start abgesprungen ist.

Das andere betrifft die Plattform eXXpress.at, die unter ihrer Chefredakteurin Eva Schütz erstmals Qualitätsjournalismus-Förderung (41.259,35 Euro) erhält – zugeteilt von der Medienbehörde Komm Austria. Beides sind kleine Geschichten von großen Irrtümern. Zusammen erzählen sie vom irrlichternden statt wegweisenden Zustand bei Medienmache, -beobachtung und -förderung.

Deutsch-österreichisches Komplott

eXXpress.at ist eine Gründung von Schütz, die Vize-Kabinettschefin von Finanzminister Hartwig Löger und Büroleiterin seines Generalsekretärs Thomas Schmid war. Das lässt sich nachlesen im Protokoll von ihrer Befragung im Ibiza-Untersuchungsausschuss. Ein halbes Jahr später, im März 2021, schickte sie das Angebot „für Selberdenker“ online – mit dem einschlägig ausgewiesenen Richard Schmitt als Chefredakteur. Er hatte diese Funktion auch schon bei U-Express, Heute, Krone und – nach seiner fatalen Belobigung durch Heinz-Christian Strache im Ibiza-Video – auch oe24.at. Rund um Schmitts Ausstieg 2024 wurde die Beteiligung des ähnlich ausgerichteten nius.de am eXXpress.at bekannt. 75 Prozent gehören heute der Muttergesellschaft der von Ex-Bild-Chefredakteur Julian Reichelt geleiteten und Milliardär Frank Gotthardt finanzierten Plattform. Schütz blieb aber noch Minderheitsteilhaberin. Gemeinsam ist diesem deutsch-österreichischen Brachial- Boulevard mit stark rechter Schlagseite: Mit landläufigen Vorstellungen von Qualitätsjournalismus hat das alles nichts zu tun.

Entsprechend groß ist die Empörung – vorerst im Falter, für den Barbara Tóth den Braten gerochen hat. Doch die Komm Austria agiert auf Basis eines untauglichen Gesetzes, das dem Titel-Anspruch auf „Förderung des qualitätsvollen Journalismus“ infolge mangelnder Kriterien nicht entspricht. Aus Furcht vor dem Boulevard hat die Politik es so gestaltet, dass sogar Oe24 und Heute subventionswürdig bleiben. Die Medien branche war indes so inkonsequent, eXXpress.at an ihrer Gemeinschaftswährung ÖWA – der Web-Analyse – teilhaben zu lassen. Mit dem jüngsten Ergebnis, dass die digitale Nutzerzahl des Schütz-Produkts zwischen profil und Falter liegt. Existenziell schlägt aber die Quote die Qualität.

Die Hoffnung stirbt zuerst

Genau wegen dieser Wahrheit für Zyniker gab es viel Hoffnung für das Projekt Jetzt.at von LoungeFM-Gründer Florian Novak, der vorerst 5.000 Mitglieder haben wollte, um im Herbst ein nachrichtliches Portal zu starten. Ziel eins wurde u. a. mit 66.723 Euro für Facebook und Instagram erreicht, aber vor allem wegen der Reputation von Galionsfigur Henckel-Donnersmarck, zuvor Chefredakteurin von Datum.

Dass sie vor dem Echt-Start aussteigt, ist ein heftiger Sonnenbrand für das Vorab-Vertrauen. Er kann bis zum Ende der Hundstage nur heilen, wenn ein ähnlich glaubwürdiger Mediatherapeut gefunden wird, wie seine Vorgängerin es bleibt.

Dieser Beitrag ist ursprünglich in der News-Printausgabe Nr. 30+31/25 erschienen.

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