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Publizist, Lehrer und Autor Niki Glattauer ist tot

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Glattauer war Experte im Bildungsbereich

©WWW.PICTUREDESK.COM, KURIER, JEFF MANGIONE, APA

Der 66-Jährige hat sich aufgrund einer Krebserkrankung für assistierten Suizid entschieden.

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Der österreichische Publizist und ehemalige Lehrer Nikolaus Glattauer ist tot. Der erfolgreich als bildungspolitischer Kommentator in Erscheinung getretene Österreicher wählte am Donnerstag im Alter von 66 Jahren aufgrund einer Krebserkrankung den assistierten Suizid, wie sein Bruder, der Autor Daniel Glattauer, der APA bestätigte. Bekannt wurde Niki Glattauer in den vergangenen Jahrzehnten etwa mit Büchern wie „Die Pisa-Lüge. Wie unsere Schule wirklich besser wird“.

„Ich möchte all jenen, die am Schicksal meines Bruders Niki Anteil genommen haben, danken und mitteilen: Wir haben im Kreis der Familie einen schönen letzten Abend miteinander verbracht. Wir haben Karten gespielt, gegessen, getrunken, gelacht und geweint“, so Daniel Glattauer zur APA. „Am Donnerstagvormittag ist er daheim friedlich, entspannt, ohne Ängste und ohne Schmerzen vor unseren Augen eingeschlafen. Seine letzten Worte waren: 'Schön. Wow!'“

Anfänge als Journalist, Quereinsteiger als Lehrer

Glattauer wurde am 1. Jänner 1959 als Sohn des Journalisten Herbert O. Glattauer in Zürich geboren und wuchs in Wien auf. Zunächst arbeitete Glattauer etwa für Die Presse, die Kronen Zeitung oder den Kurier als Journalist und fungierte schließlich beim Wochenmagazin News als stellvertretender Chefredakteur. Im Alter von rund 40 Jahren entschied er sich schließlich, als Quereinsteiger in den Lehrberuf einzusteigen, 2017 wurde er Direktor an der Allgemeinen Sonderschule in Wien-Meidling. Im Zuge der Diskussion um die geplante Schulreform unter der damaligen Bildungsministerin Claudia Schmied (SPÖ) ließ Glattauer mit der Forderung „Festplatte löschen und neu starten“ aufhorchen. Unter anderem trat für einen Ausbau der Ganztagsschule ein.

Sein schriftstellerisches Werk umfasst ein Dutzend Bücher, darunter zwei Romane („Jakobus, Stiefsohn Gottes“, 2002, und „Im Vogelblick“, 2005) sowie drei Kinderbücher (etwa „Schlaf gut, Susi!“, 2010). Sein Kinderbuch „Flucht“ wurde 2017 in einer Bühnenfassung im Rahmen des Theaterfestivals Schäxpir am Landestheater Linz uraufgeführt. In seinen publikumswirksamen Sachbüchern widmete er sich aus persönlichen Perspektiven den Themen Bildung und Schule.

Zahlreiche Bücher gaben Einblick ins Bildungssystem

In seinem Buch „Der engagierte Lehrer und seine Feinde“ formulierte er neben der Beschreibung seines Alltags als Pädagoge „20 und 1“ Forderungen an Gesellschaft und Politik, mit „Mitteilungsheft: Leider hat Lukas…“ (2013) veröffentlichte er eine Art Mitteilungsheft-Roman, der auf die schriftliche Kommunikation zwischen Eltern und Lehrern abzielte. Mit beiden Werken fand er sich rasch auf den Top-Plätzen der heimischen Bestseller-Listen. Für den Kurier schrieb Glattauer bis zum Jahr 2018 die wöchentliche Kolumne „Schule und der Rest des Lebens“, danach folgte bis zum Juli dieses Jahres die Heute-Kolumne „Glattauer gibt Noten“. Auch fand sich Glattauer in zahlreichen Jurys, etwa für den Literaturpreis „Ohrenschmaus“ und den Prix Ars Electronica. Von 2016 bis 2022 war er im Präsidium des Instituts für Jugendliteratur.

Entscheidung für assistierten Suizid nach Krebserkrankung

Kurz vor seinem Tod sprach er in einem gemeinsamen Interview mit Newsflix.at und dem Falter über seine Krebserkrankung und seinen geplanten assistierten Suizid. Dahinter stand auch ein Anliegen: „Ich möchte die Menschen darüber informieren, dass man auch in Österreich selbstbestimmt sterben kann, wenn man unheilbar krank ist.“

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