Österreich hat sich in der Weltrangliste der Pressefreiheit von Platz 32 auf Rang 22 verbessert. Diese Nachricht allein ist allerdings so irreführend wie 2024 der Absturz zwischen Moldau und Mauretanien. Auch die Index-Macher von „Reporter ohne Grenzen“ stehen unter Beobachtung.
Es war mehr die Einordnung als die Platzierung von Österreich, die 2024 Zweifel an der Weltrangliste der Pressefreiheit geschürt hat. Position 32 hätte sich wohl argumentieren lassen – nicht aber ihre Lage zwischen Moldau und Mauretanien. Auch 23 bzw. 22 Ränge Rückstand auf die Schweiz und Deutschland wirkten schwer nachvollziehbar. 2025 ist Österreich 22. Das ist immer noch ein Wink mit dem Zaunpfahl, aber die Besserreihung sämtlicher Staaten davor erscheint nicht mehr unplausibel. Allenfalls Trinidad und Tobago (19) überrascht. Aber das kann an Wissenslücken hierzulande liegen.
Kritik an Index-Machern
Das Vorrücken um zehn Positionen ist kein Alarmende, aber ein Wegweiser. Medienförderungen sollen hauptverantwortlich dafür sein. Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für Journalismus haben sich global verschlechtert. Den Austro-Machern des Rankings verschafft sein Ergebnis jedoch Entwarnung. Denn Österreichs Platz im Vorjahr beschädigte auch den Ruf der hiesigen Dependance von „Reporter ohne Grenzen“ (ROG). Es roch nach Parteilichkeit. Zumal ROG-Präsident Fritz Hausjell, ein Kommunikationswissenschafter, auch als Berater der SPÖ und von Andreas Babler tätig war.
Die Peinlichkeit des Index-Rangs wäre aber schneller in Vergessenheit geraten, hätte es nicht weitere Kritik an der Leitung des Trägervereins gegeben. Investigativjournalist Michael Nikbakhsh, zuvor selbst in der Führung von ROG Österreich, erhob in seinem Podcast „Die Dunkelkammer“ Vorwürfe gegen Hausjell. Corinna Milborn (Puls 4), Cornelia Krebs, Rosa Lyon (beide ORF) und Julia Herrnböck (Dossier) hatten zuvor schon leise den Vorstand verlassen. Hausjell zeigte sich einsichtig und sorgte für eine neue personelle Basis. Martin Wassermair vom Community-Sender DORF TV wurde Generalsekretär, Medienanwältin Maria Windhager und Barbara Tóth vom Falter stießen zum Vorstand. Wer die Experten sind, die für den Index der Pressefreiheit die Austro-Punkte vergeben, bleibt hingegen geheim.
Verdacht der Schlagseite
Diese Diskretion ist einerseits verständlich, um ehrliche Urteile zu erlangen. Doch ohne Transparenz bleibt ein Restverdacht der Einseitigkeit gegenüber einer NGO, für die parteipolitische Unabhängigkeit essenziell sein muss. Denn ohne jemandem zu nahe treten zu wollen, stehen die Köpfe des Vorstands zumindest imagemäßig nicht für das gesamte demokratische Spektrum. Dass niemand mit FPÖ-Nähe dabei ist, wirkt nachvollziehbar. Für diese Partei ist Feindschaft zu kritischem Journalismus geradezu Programm. Sie vertritt das Gegenteil von Medienfreiheit. Doch während „Die Linke“ sich bei „Reporter ohne Grenzen Österreich“ durchaus repräsentiert fühlen kann (was nicht gegen die professionelle persönliche Unabhängigkeit der ROG-Vorstände spricht), wirken „Die Bürgerlichen“ kaum vertreten.
Pressefreiheit ist weder links noch rechts, sondern eine demokratische Grundlage. Um das Vertrauen in kritischen Journalismus zu stärken, sollten jene Organisationen, die mit oder ohne Auftrag über diese Staatsbasis wachen, sensibel auf ihre ausgewogene Zusammensetzung achten. Sonst verlieren sie schneller an Glaubwürdigkeit als die von ihnen beobachteten Institutionen von Politik und Medien.
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Dieser Beitrag ist ursprünglich in der News-Printausgabe Nr. 19/2025 erschienen.