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Medienkrise: Zu wenig Transparenz und nicht mehr Teil der kritischen Infrastruktur

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4 min
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Peter Plaikner

©Bild: Matt Observe

Während Red Bull seine Black-Box-Kommunikation aufweicht, wirken andere Medienhäuser wie verschlossene Austern. Sie zählen auch nicht zur kritischen Infrastruktur, deren Schutz soeben gesetzlich verstärkt wurde. So kann ihre Existenzkrise der Politik nicht klar werden.

Ausgerechnet jenes Medienhaus, das in eigener Sache bisher am unzugänglichsten war, hat seinen Personalabbau öffentlich angekündigt. Ein deutlicheres Signal für Veränderung bis gar Zeitenwende als diese Umkehr der Kommunikationsstrategie von Red Bull ist kaum vorstellbar. Es hat aber noch keine Vorbildwirkung. Um die zum Teil ebenso massiven Stellenstreichungen der meisten Mitbewerber bildet sich ein mediales Schweigekartell.

Nachhut im Vertrauensindex

Dass Ihr Kolumnist solche Intransparenz für einen Vertrauen zerrüttenden Kardinalfehler hält, hat er hier mehrmals geschrieben. Dazu passt eine aktuelle Erhebung zur Glaubwürdigkeit von Institutionen. Die Titelzeilen dazu widmeten sich der Polizei, dem Ranking-Sieger.

Dass im APA/OGM-Vertrauensindex die Medien vor der Kirche und Social Media die Nachhut bilden, wird verschwiegen. Sie liegen mit minus 12 zwar weit über ihrem Tiefstand von minus 34 aus dem Jahr 2019 – also vor Corona, doch das ist sogar im Vergleich zur viel gescholtenen Politik (Parlament plus 8) unbefriedigend. Die Option der vertrauenssichernden Verweigerung von Selbstpreisgabe, ein von Ärzten bis Bundespräsidenten durchaus erprobtes Rezept, sollte für Medien schon aufgrund ihrer Authentizitätswahrung in der digitalen Ära ausscheiden.

Ebenso selbstbeschädigend wie der Mangel an Kommunikation ist die Schwäche bei kollektivem Lobbying der Branche – den journalistisch basierten und redaktionell organisierten Medien. Das zeigte sich im Kleinen beim Rundfunkforum, einer Tagung zu „Der Schutz und die Sicherheit von Journalist:innen“. Dort waren viele hochrangige Juristen, aber kaum Medienmenschen, um engere Bande für die sich immer deutlicher aufdrängende Zweckgemeinschaft zu knüpfen.

Rettet den Journalismus!

Noch gefährlicher ist die Unfähigkeit, seine gesellschaftliche Rolle herauszustreichen, aber im Großen. Als der Nationalrat vor einem Monat eine Novelle beschloss, um zentrale Infrastruktur besser zu schützen, wirkte das wie Routine. Die EU-Kommission gab dafür elf Schlüsselsektoren vor: Energie, Verkehr, Bankwesen, Finanzmarktinfrastruktur, digitale Infrastruktur, Trinkwasser, Abwasser, Lebensmittel, Gesundheitswesen, öffentliche Verwaltung, Raumfahrt.

Dass Medien dabei fehlen, scheint kaum jemand zu stören. Das deutsche Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik hingegen definiert zehn Bereiche als kritische Infrastrukturen. Einer ist Medien und Kultur. Das ist nicht bloß ein Formalakt. Es geht um die Säulen der Demokratie.

Wenn einerseits die Träger von Journalismus in einer solchen Liste fehlen und andererseits die Redaktionen nicht über ihre eigene Ausdünnung berichten, wird der Politik nicht hinreichend klar, wie gefährdet die Nachrichtenmedien sind. Dass am Erscheinungstag dieser Kolumne der Presseclub Concordia und die Journalist:innengewerkschaft in der GPA eine Pressekonferenz mit dem Titel „Rettet den Journalismus!“ veranstalten, ist weder verfrühter Alarmismus noch eine Übertreibung. Das Metier ist mitten in einem Existenzkampf mit ungewissem Ausgang.

Was meinen Sie? Schreiben Sie mir: pp@plaikner.at

Dieser Beitrag ist ursprünglich in der News-Printausgabe Nr. 43/2025 erschienen.

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