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ORF: Polit-Talk als Dauer-Baustelle

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Peter Plaikner

©Gernod Gleiss

Den „ZIB Talk“ so einzuführen, dass er nach nur zwei Ausgaben drei Wochen Pause hat, ist ein Startfehler. Angeblich nachlassendes Politik-Interesse als Ursache für die Quoten-Tiefs von „Das Gespräch mit Susanne Schnabl“ zu orten, ignoriert gestiegene Marktanteile der „ZIB2“

Montagmorgen war die Welt auf dem Küniglberg wieder in Ordnung und der Pfingstfrieden gesichert. Das gilt zumindest für das Kärntner Doppel bei „Das Gespräch mit Susanne Schnabl“, deren Landsmann Alexander Sattmann seit Februar Redaktionsleiter von „Aktuelle Politik-Diskussionen und -Magazine“ ist.

Nach vier Sonntagen mit weniger als 300.000 Zuschauern und unter einem Fünftel Marktanteil kam die erste Juni-Ausgabe auf 324.000 und 21 Prozent. Letzteres war im Vorjahr auch der Schnitt von ORF 2 insgesamt und darf deshalb als Messlatte für dessen Info-Flaggschiffe gelten. Der Mittelwert für die bisher 19 Sendungen mit Schnabl erreicht ebenfalls diese Marke. Die Spätabend-Latte der „ZIB2“ liegt aber heuer wiederum mit bisher einem Viertel Marktanteil deutlich darüber.

Schnabl hat Quoten wie Reiterer

Zuvor gab es wochenlanges Rätseln, warum „Das Gespräch“ trotz internationaler Gäste und national relevanten Entscheidern nicht mehr Zugkraft hatte. Die meistgehörte Erklärung aus dem ORF lautete: Das Interesse an Politik geht zurück. Für die „ZIB2“ am Sonntag galt das aber nicht: Sie hatte mehr Marktanteil als im Vergleichszeitraum 2024. Claudia Reiterer, die zuvor acht Jahre „Im Zentrum“ unter wachsender Kritik moderiert hatte, wirkt zumindest quotentechnisch rehabilitiert. Dienen nur die Sendungen seit der Koalitionsbildung zum Vergleich, hatte sie gleich viel Publikum(santeil).

Indes geht auch im Polit-Talk-Paradies Deutschland mancher Lack ab. Louis Klamroth tritt frühestens im Herbst wieder mit „Hart aber fair“ auf, das er 2023 von Frank Plasberg übernommen hat, der es 22 Jahre moderiert hatte. Statt früher 30 Ausgaben wurde das Format unter dem Neuen auf 20 reduziert. Eine durchaus persönliche Angelegenheit, denn Sandra Maischberger, die schon Dienstag und Mittwoch im Einsatz ist, übernahm nun auch noch Klamroths ausgefallene Montag-Termine. Dass mit Caren Miosga eine weitere Nachfolgerin unter Druck steht, dafür ist ihre Nicht-Sendung am 1. Juni kein Indiz. Die Ablöse von Anne Will war bloß bereits in der Pfingstpause. Ihr Vertrag umfasst eigentlich 30 und heuer wegen der vorgezogenen Bundestagswahl 32 Ausgaben per anno. „Im Zentrum“ lag zuletzt bei 33. Es wurde von 2020 noch 37 Folgen von Jahr zu Jahr um eine Sendung reduziert.

Zwei Triple-Talker in ARD und ZDF

Die Verringerung der Auftrittszahl ist aber kein Trend. Während die einen weniger auf den Bildschirm kommen, werden die Meistbeschäftigten noch öfter beansprucht. Die Erfahrungen mit Maischberger sind so gut, dass es bereits Spekulationen über ihren dauerhaften Einsatz dreimal pro Woche gibt. Als ARD-Herausforderung an Markus Lanz, der im ZDF der Bezeichnung DiMiDo das Abwertende nahm. Ursprünglich galt das Kürzel für Dienstag, Mittwoch, Donnerstag internationalen Managern, die ihre Arbeitswoche später begannen und früher beendeten. Lanz hat die Schmähung per Fleiß geadelt.

Dass unterdessen der „ZIB Talk“ nach nur zwei Dienstag-Ausgaben schon drei Wochen Pause hatte, ist mit der Verdrängung durch den Zeitgeschichtefokus zum Erinnerungsjahr schlecht begründet. Neue Formate brauchen rasche Gewöhnung. Der ORF hat der Sendung einen schlechten Startplatz beschert.

Was meinen Sie? Schreiben Sie mir: pp@plaikner.at

Dieser Beitrag ist ursprünglich in der News-Printausgabe Nr. 23/2025 erschienen.

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