Politikberater und Sicherheitsexperte Marcel Dirsus hat einen Buchtipp für Diktatoren – und erklärt, warum Tyrannei selten lohnt.
Welches Buch würden Sie einem Diktator auf den Nachttisch legen - ihr eigenes ausgenommen?
Das wäre „Coup d'État: A Practical Handbook" von Edward Luttwak. Diktatoren leben in ständiger Angst, und kaum eine Gefahr ist größer als die eigenen Soldaten. Durch dieses Buch können - auch angehende - Diktatoren lernen, warum sich Tyrannei selten lohnt.


© Harvard University Press
Das Buch
Edward Luttwaks „Coup d’État“ erschien erstmals 1968 und sorgte für Aufsehen, da es Schritt für Schritt erklärte, wie Regierungen gestürzt werden können. Das Werk wurde in 16 Sprachen übersetzt und beeinflusste weltweit Gegenmaßnahmen von Regimen. In der überarbeiteten Ausgabe zeigt Luttwak nicht nur detaillierte Anleitungen für einen Putsch, sondern auch eine neue Sichtweise auf politische Macht.
Ein Staatsstreich erfordert nach wie vor die geheime Anwerbung loyaler Offiziere, die Schlüsselstellungen in der Hauptstadt kontrollieren können. Die breite Unterstützung des Militärs ist erst im Nachhinein entscheidend, Massenunterstützung bleibt weitgehend irrelevant – wichtig ist jedoch passive Duldung der Bevölkerung. Gewalt soll möglichst vermieden werden, da blutige Putsche meist scheitern.
Luttwak beschreibt Bedingungen, die Staaten anfällig für einen Putsch machen, sowie die zentralen Phasen von der Rekrutierung der Mitverschwörer bis zu Versprechen nach Stabilität und Fortschritt. Insgesamt liefert das Buch, aktualisiert für das 21. Jahrhundert, grundlegende Einsichten über die Natur politischer Macht.

Steckbrief
Marcel Dirsus
Als Politikberater und Sicherheitsexperte berät Marcel Dirsus Institutionen wie die NATO und OECD – in seinem Buch „Wie Diktatoren stürzen und wie Demokraten siegen können“ (2025) liefert er eine scharfsinnige Analyse autoritärer Regime, ihrer Schwächen und Bruchstellen. Anhand historischer wie aktueller Beispiele zeigt er, warum Tyrannen scheitern – und wie Demokratien daraus klüger hervorgehen können. Vom „Economist“ und „Independent“ als eines der besten Bücher des Jahres 2024 ausgezeichnet.
Dieser Beitrag ist ursprünglich in der News-Printausgabe Nr. 39/2025 erschienen.