News Logo
ABO

Macron warnt vor andauernder Bedrohung durch Hamas

Subressort
Aktualisiert
Lesezeit
6 min
Hamas-Terroristen wollen an der Macht bleiben
©AFP, APA, OMAR AL-QATTAA
Nach der Freilassung der letzten lebenden Geiseln der islamistischen Hamas im Gazastreifen hat der französische Präsident Emmanuel Macron vor einer andauernden Bedrohung durch die Terrororganisation. "Eine Terrorgruppe mit Tausenden Kämpfern, Tunneln und solcher Bewaffnung zerschlägt man nicht über Nacht", sagte Macron nach der Besiegelung der Waffenruhe im ägyptischen Sharm-el-Sheikh.

von

Die Staatschefs der USA, Katars, Ägyptens und der Türkei hatten bei ihrer feierlichen Zeremonie in Ägypten ein Dokument unterzeichnet, das die geltende Waffenruhe auf Basis des 20-Punkte-Plans von US-Präsident Donald Trump festigen soll. Darin heißt es: "Gemeinsam werden wir diese Vereinbarung so umsetzen, dass Frieden, Sicherheit, Stabilität und Chancen für alle Völker der Region, einschließlich der Palästinenser und Israelis, gewährleistet sind." Mit Hilfe welcher konkreten Maßnahmen dies gelingen soll, wird nicht erläutert.

"Wir verpflichten uns hiermit, künftige Streitigkeiten durch diplomatisches Engagement und Verhandlungen beizulegen statt durch Gewalt oder langwierige Konflikte", heißt es in dem Dokument weiter. Trotz der feierlichen Stimmung bei dem "Gipfel für den Frieden" in Ägypten, bei der Israel und die Hamas nicht vertreten waren, bleibt Macron vorsichtig.

Ob das Abkommen zu einem längerfristigen Ende der Kämpfe im Gazastreifen führen wird, ist nicht absehbar. Über die Details muss nun in einer zweiten Phase verhandelt werden. Die Hamas kündigte bereits an, den Kampf gegen Israel fortzusetzen. Sie spricht Israel weiterhin das Existenzrecht ab und will ihre Macht in Gaza wieder festigen. Israels Regierungschef Benjamin Netanyahu und seine rechtsextremen Koalitionspartner wollen wiederum die Hamas restlos zerschlagen. Die Terrororganisation lehnt eine Abgabe ihrer Waffen, wie es im Friedensplan von US-Präsident Trump vorgesehen ist, bisher weiter ab.

"Ich bin noch immer besorgt, weil wir wissen, wie es bei terroristischen Gruppen läuft", antwortete Frankreichs Präsident Macron auf die Frage eines Journalisten, ob er besorgt sei, dass die Hamas das Machtvakuum im Gazastreifen ausfülle. Es werde in den kommenden Wochen und Monaten Terroranschläge und Destabilisierungen geben, sagte Macron weiter.

Tatsächlich versucht die Hamas offenbar, ihre dominierende Stellung im Gazastreifen gegen rivalisierende Gruppierungen zu verteidigen. Seit Beginn einer Waffenruhe am Freitag seien Kämpfer der Hamas gegen Gegner vorgegangen, sagten Mitglieder von Sicherheitskreisen im Gazastreifen. Einer Person aus Kreisen der Sicherheitskräfte zufolge töteten Hamas-Kräfte 32 Mitglieder einer Bande, die einer Familie in Gaza-Stadt nahestehen sollen.

Zudem sei die rechte Hand eines Anführers einer rivalisierenden Gruppe getötet worden. Ein in sozialen Medien am Montag verbreitetes Video zeigte zudem, wie Bewaffnete mindestens sieben Männer auf offener Straße erschossen.

Während des Krieges sah sich die Hamas zunehmend mit internen Herausforderungen durch rivalisierende Gruppen konfrontiert, die oft mit Clans verbunden sind. Der israelische Ministerpräsident Netanyahu hatte erklärt, Clans zu bewaffnen, die sich der Hamas widersetzen.

Die Hamas ist durch den Krieg erheblich geschwächt worden. Seit Beginn der Feuerpause versucht sie offenbar, sich als Ordnungsmacht im Gazastreifen zu positionieren. Ihre Kämpfer zeigten wieder Präsenz in den Straßen, sagten zwei Sicherheitsvertreter.

US-Präsident Donald Trump deutete an, dass die Hamas grünes Licht für eine vorübergehende Polizeifunktion erhalten habe. "Sie wollen die Probleme stoppen, und sie haben das offen gesagt, und wir haben ihnen für eine gewisse Zeit die Genehmigung erteilt", sagte er am Montag auf dem Weg in den Nahen Osten. Dies steht im Widerspruch zu Trumps Plan für die Nachkriegsordnung, der ein entmilitarisiertes Gaza ohne eine Machtbeteiligung der Hamas vorsieht.

Die Hamas lehnt eine Entwaffnung ab, hat aber erklärt, dass sie keine Rolle in einer künftigen Regierung des Gazastreifens anstrebe. Über diese müsse jedoch von den Palästinensern ohne ausländische Kontrolle entschieden werden.

Unterdessen trafen die ersten vier von der Hamas im Gazastreifen an das Rote Kreuz übergebenen Leichen von Geiseln in Israel ein. Die Särge mit den sterblichen Überresten wurden am Montagabend zum nationalen Institut für Gerichtsmedizin nach Tel Aviv gebracht, wie ein AFP-Reporter berichtete. Dort sollen sie identifiziert werden.

Die Übergabe der Leichen ist Teil der von Trump vermittelten Waffenruhe-Vereinbarung zwischen Israel und der Hamas. Insgesamt sollen die Leichen von 27 beim Hamas-Überfall auf Israel am 7. Oktober 2023 verschleppten Geiseln sowie die Leiche eines bereits 2014 getöteten israelischen Soldaten an Israel übergeben werden. Unter den Verstorbenen sind vermutlich drei, die auch die deutsche Staatsbürgerschaft haben.

In der Früh waren bereits die letzten 20 überlebenden Geiseln von der islamistischen Hamas an das Rote Kreuz übergeben und nach Israel gebracht worden. Wenig später ließ Israel knapp 2.000 palästinensische Häftlinge, darunter zahlreiche hochgefährliche Terroristen, frei.

Über die Autoren

Logo
Monatsabo ab 20,63€
Ähnliche Artikel
2048ALMAITVEUNZZNSWI314112341311241241412414124141241TIER