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Zuvor hatte die "Global Sumud Flotilla" erste Konfrontationen mit Israels Marine gemeldet. Diese haben begonnen, ihre Boote "zu entern", erklärten die Aktivisten. Bei einer Weiterfahrt würden "die Schiffe beschlagnahmt", habe es geheißen. Sie seien von israelischen Schiffen und Beibooten umgeben, meldeten die Aktivisten. Später hieß es, dass die israelische Armee "offen aggressiv" vorgegangen sei. Ein Boot sei absichtlich gerammt worden, andere wurden demnach mit Wasserwerfern unter Beschuss genommen. Dabei sei niemand verletzt worden.
Das "Mutterschiff" der Flotte, die Alma, wurde isoliert. Die Besatzungsmitglieder wurden laut den Leitern der Flottille festgenommen. Sie sollen in den israelischen Hafen von Ashdod gebracht werden. An Bord der Flottille befinden sich rund 300 Personen auf über 40 Motor- und Segelbooten. Die Mitglieder der Mission stammen aus 44 Ländern, darunter auch Österreich. Zur Flottille gehören rund 50 Italiener, darunter zwei Parlamentarier und zwei EU-Abgeordnete.
Die Flottille hatte sich bis zum Zeitpunkt des Stopps nach eigenen Angaben auf 70 bis 80 Seemeilen (rund 130 bis 150 Kilometer) dem Gazastreifen genähert. Sie war Ende August von Barcelona aus in See gestochen. Ihre Teilnehmer wollten nach eigener Darstellung Hilfslieferungen für die Bevölkerung des von Israel und Ägypten seit Jahren abgeriegelten Gazastreifens an Land bringen. Außerdem wollten sie damit gegen Israels militärisches Vorgehen in dem Küstenstreifen protestieren.
Das israelische Außenministerium teilte auf X mit, die israelische Kriegsmarine habe die Flottille aufgefordert, ihren Kurs zu ändern. Ihre Hilfslieferungen könnten sie in Häfen außerhalb des Gazastreifens an Land bringen, sie würden in das palästinensische Küstengebiet weitertransportiert. Die Besatzungen seien informiert worden, dass sie sich einer aktiven Kampfzone näherten. "Die Flottille hat abgelehnt, weil sie nicht an Hilfeleistung interessiert ist, sondern an Provokation", hieß es in der Stellungnahme des Außenministeriums weiter.
Der Sprecher der Flotte, Thiago Ávila, begründete die Ablehnung des Angebots, die Hilfslieferungen über Israel ausliefern zu lassen, damit, dass die humanitäre Hilfe nicht der Besatzungsmacht im Gazastreifen überlassen werden dürfe. Die Palästinenser im Gazastreifen hätten das Recht, ihre eigenen Grenzen zu kontrollieren. Die Seeblockade, die Israel vor dem Küstengebiet aufrechterhält, bezeichnete Ávila als völkerrechtswidrig.
"Wir haben der Botschaft in Tel Aviv und den Konsulaten in Jerusalem den Auftrag erteilt, allen Italienern, die in den Hafen von Ashdod gebracht werden, konsularische Hilfe zu leisten. Diese werden dann ausgewiesen - ich denke, es wird einen Flug geben, der sie zusammen mit den anderen in ein paar Tagen nach Europa zurückbringt", betonte der italienische Außenminister Antonio Tajani laut Medienangaben.
Der italienische Verteidigungsminister Guido Crosetto erklärte seinerseits, dass die Flottille nicht Ziel eines "Angriffs, sondern einer Blockade" gewesen sei und äußerte die Hoffnung, "dass alles ruhig und vernünftig abläuft, ohne dass es zu Problemen kommt." Die türkische Regierung verurteilte den israelischen Militäreinsatz scharf. Der Angriff Israels stelle "einen Akt des Terrors dar, der gegen das Völkerrecht verstößt und das Leben unschuldiger Zivilisten in Gefahr bringt", hieß es in einer Mitteilung des Außenministeriums.
In Italien kam es nach dem Stopp der Flottille zu Protesten. Vor dem Hauptbahnhof in Rom kamen am Abend zahlreiche Demonstranten zusammen. Die Zugänge zu dem Bahnhof wurden nach Behördenangaben vorsichtshalber gesperrt. Die U-Bahnstation wurde ebenfalls geschlossen. Die Zeitung "La Repubblica" berichtete, ein Zug von Demonstranten bewege sich in Richtung des Amtssitzes von Ministerpräsidentin Giorgia Meloni. Sie werfen ihrer rechten Regierung vor, sich nicht solidarisch mit den Aktivisten zu zeigen. Einige skandierten, ihr klebe Blut an den Händen.
In der süditalienischen Großstadt Neapel blockierten mehrere Demonstranten die Gleise des Hauptbahnhofs, wie die Nachrichtenagentur Ansa meldete. Der Zugverkehr musste demnach gestoppt werden. Auch in Mailand und Turin kam es den Berichten zufolge zu Protestaktionen. Der stärkste italienische Gewerkschaftsverband CGIL und andere linke Arbeitnehmerorganisationen kündigten für den kommenden Freitag einen landesweiten Streik zur Unterstützung der Flottille an. Die Gewerkschaften kritisieren den Kurs der Regierung als zu israelfreundlich.
Italiens Ministerpräsidentin Meloni hatte die Leiter der Flottille am Mittwoch erneut eindringlich dazu aufgerufen, ihre Mission umgehend zu beenden. "Jeder sollte begreifen, dass es vielleicht das Nützlichste ist, was man tun kann, um das Leiden der Palästinenser zu lindern, Verantwortung zu zeigen und abzuwarten, während die Friedensverhandlungen stattfinden", sagte Meloni am Rande des EU-Gipfels in Kopenhagen. "Wichtig ist die europäische Unterstützung für den Plan für Gaza. Wir warten auf die Antwort der Hamas. Und ich denke, dass man in dieser Phase keine Initiative fortsetzen sollte, die Elemente der Gefahr und Verantwortungslosigkeit enthält", so Meloni.