Sehr viele Menschen finden, dass sich Österreich in die falsche Richtung entwickelt und befürchten, dass sich ihr Lebensstandard verschlechtert. Das setzt der ÖVP genauso zu wie der SPÖ.
Faktum der Woche
Bei der Wirtschaftskammer-Wahl im Frühjahr hat der ÖVP-Wirtschaftsbund trotz Verlusten einen Stimmenanteil von 61,3 Prozent erreicht, während sich die Liste der Freiheitlichen mit gerade einmal 13,6 Prozent begnügen musste. Das sagt jedoch wenig aus über die parteipolitischen Präferenzen der österreichischen Unternehmer: Bei der Nationalratswahl im vergangenen Herbst dürfte die ÖVP in dieser Gruppe nicht stärker als die FPÖ gewesen sein, sondern ähnlich viel Zuspruch erhalten haben wie diese: Laut einer Befragung, die das Sozialforschungsinstitut „Foresight“ damals im Auftrag des ORF durchgeführt hat, wurden beide von je 31 Prozent der Selbstständigen gewählt.


Freiheitliche befinden sich in sehr unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen auf der Überholspur oder sind schon davongezogen. Bei den Arbeitern kamen sie bei der Nationalratswahl auf 50 Prozent, bei Angestellten und öffentlich Bediensteten auf 32. Beides ging vor allem auch auf Kosten der SPÖ. Das zeigt, dass die Verschiebungen schon länger laufen, nicht erst seitdem die Wirtschaftskammer und der ÖVP-Wirtschaftsbund mit Bezügen und dem scheidenden Präsidenten Harald Mahrer für Negativschlagzeilen sorgen.
Sehr viele Menschen haben schon davor gefunden, dass sich das Land in die falsche Richtung entwickelt und befürchten, dass sich ihr Lebensstandard in den kommenden Jahren verschlechtern wird: Ob Arbeiter oder Führungskräfte, bei allen ist das bei Erhebungen* feststellbar. Es hat Einfluss auf das Wahlverhalten, setzt ÖVP, aber auch SPÖ zu und trägt wesentlich zu den Erfolgen der FPÖ von Herbert Kickl bei, der eine breite Unzufriedenheit gezielt anspricht und befeuert.
Erhebung
Bei einer Eurobarometer-Erhebung haben zuletzt nur zehn Prozent der Österreicher erklärt, dass sie eine Verbesserung ihres Lebensstandards in den kommenden Jahren erwarten. 37 Prozent befürchten eine Verschlechterung. Das sind so viele wie in kaum einem anderen EU-Land. Bei Arbeitern handelte es sich hierzulande um 41, bei Führungskräften um 25 Prozent.
Pensionisten zählten bei der Nationalrastwahl 2024 zu den wenigen Gruppen, in denen beide ehemaligen Großparteien vorne blieben. Das war jedoch ein schwacher Trost für sie: Bei den Senioren haben sie ebenfalls stark verloren, kam die ÖVP auf 39 und die SPÖ nur noch auf 25 Prozent. Das war nicht viel mehr als die FPÖ, die hier auf 21 Prozent zulegen konnte.
Dieser Beitrag ist ursprünglich in der News-Printausgabe Nr. 47/2025 erschienen.






