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Warum die ÖVP für Sebastian Kurz erpressbar ist

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Sebastian Kurz

©Imago / Klaus W. Schmidt

Der 39-Jährige lässt über ein Comeback spekulieren: Teile der Volkspartei sehnen sich nach ihm. Sollte er aber eine eigene Liste bilden, wäre das eine Katastrophe für sie.

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Sebastian Kurz beklagt sich nicht, dass über ein politisches Comeback von ihm spekuliert wird. Wie sollte er auch? Im Jänner stand er davor. Nachdem Karl Nehammer seinen Rücktritt als Kanzler und ÖVP-Chef erklärt hatte, hätte ihn unter anderem die ­niederösterreichische Landeshauptfrau Johanna Mikl-­Leitner gerne als Nachfolger gehabt; und er sagte nicht gleich nein.

Position von Kurz gestärkt

Jüngst wiederum hat er Journalisten nach Israel fliegen lassen, um zu zeigen, wie erfolgreich er als Unternehmer sei. Hierzulande wurde fleißig darüber berichtet. Es stand in einem besonderen Kontrast zu den Artikeln über die ÖVP, also die Partei, die er bis 2021 geführt hat und die heute so gar nicht erfolgreich ist. Christian Stocker, ihr Obmann, leistet solide Arbeit, es reicht jedoch nicht. Die Geschichten um August Wöginger (Postenschacher) und Harald Mahrer (Bezüge) tun ihr Übriges.

Das stärkt die Position von Kurz im Hinblick auf die Nationalratswahl 2029: Die ÖVP ist in einem Zustand, in dem sie erpressbar ist für ihn. Ob er will oder nicht: Vor allem auf Funktionärsebene hat sich eine Sehnsucht nach ihm gehalten, ja wächst die Überzeugung, dass er der Einzige sei, der es noch richten könnte. Die Inseratenaffäre mag nicht ausgestanden sein für ihn, bei Wöginger zeigt die Partei jedoch, dass einzig eine rechtskräftige Verurteilung ein Problem darstellen könnte. Und in seinem Fall sind noch nicht einmal die Ermittlungen abgeschlossen, gilt umso mehr die Unschuldsvermutung.

Was gegen ein Comeback spricht

Andererseits: Warum sollte er sich ein Comeback für die ÖVP antun? Einst hat er sie gebraucht, um aufzusteigen, heute würde sie ihn runterziehen. Er könnte eine eigene Liste bilden, an Geld mangelt es ihm nicht. ­Reichweitenstarke Boulevardmedien sind auf seiner Seite.

Er, der Rechtspopulist, wäre ein ernstzunehmender Herausforderer für die FPÖ. Für die Volkspartei hingegen wäre es eine Katastrophe: Sie, die es ohne ihn nicht schafft, rechts der Mitte zu punkten, würde Gefahr laufen, mit ihm und Herbert Kickl als Gegner erst recht unterzugehen.

Dieser Beitrag ist ursprünglich in der News-Printausgabe Nr. 47/2025 erschienen.

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