Mit einer Million Euro führt Herbert Kickl bei den Parteiausgaben für Facebook. Doch die politische Konkurrenz sucht keine Alternativen, sondern folgt auf dem Fuß. AK wie NGOs spielen mit. Auch die staatseigene „Wiener Zeitung“ geht mit schlechtem Beispiel voran
Die Info-Flut zum Songcontest-Sieg hat wochenendgenau allfällige Gedenkmeldungen zum sechsten Jahrestag der Ibiza-Affäre hinweggespült. Eine unspektakuläre Transparenzinitiative, die schon zwei Tage vor dem denkwürdigen 17. Mai 2019 begann, wird hingegen seit jeher zu wenig beachtet: Der Meta-Bericht zu Werbung für Wahlen und politisch oder gesellschaftlich relevanten Themen.
Die Facebook-Seite von Herbert Kickl durchbricht demnach dieser Tage die Millionen-Euro-Schwelle. Das ist einerseits wegen der Geldsumme bemerkenswert und zum anderen angesichts der Zeitspanne. Denn bis Ibiza waren Sebastian Kurz und Heinz-Christian Strache mit jeweils 800.000 Fans Österreichs ungekrönte Facebook-Könige. Der Ex-FPÖ-Chef wurde durch diese Affäre jäh gestoppt, der ehemalige ÖVP-Obmann zwei Jahre später. Wir werden nie erfahren, wie viel sie für Facebook (FB) ausgeben ließen. Eine frühe Tagesstichprobe ergab für die Volkspartei 26.610 Euro – allein am 28. Mai 2019!
Viermal Grüne in den Top 20
Kickl kam erst 2021 ans blaue Ruder und somit als Person ins Zentrum seiner Social-Media-Strategie. Sie brachte ihm 300.000 FB-Follower, eine halbe Million weniger als einst Strache und Kurz hatten. Die Fast-Million zur Bewerbung seiner Postings floss in vier Jahren. Hochrechnungen der Ausgaben für Vorgänger wie türkisen Gegenpart drängen sich geradezu auf. Hoffnungen, dass andere Parteien den grundsätzlichen Bedenken gegen globale digitale Plattformen Verweigerungstaten folgen lassen, sind jedoch falsch: Gleich hinter Kickl liegen Grüne (Bund und Wien), Karl Nehammer, Stadt Wien sowie die SPÖ.
Die Grünen sind mit der steirischen Landespartei und Judith Pühringer nochmals unter den Top 20, die Blauen mit Dominik Nepp und Norbert Hofer, die Roten mit Pamela Rendi-Wagner noch vor Andreas Babler. Auch NEOS Wien schaffen es in dieses Spitzenfeld. Bei allfälliger Kritik zur Fragwürdigkeit solcher Selbstvermarktung können sie erwidern, dass dies auch der Verein gegen Tierfabriken (20., € 210.000), Vier Pfoten (19., € 240.000), die Arbeiterkammer (18., € 250.000), das Europäische Parlament (14., € 260.000) und UNICEF Österreich (8., 335.000) tun. Greenpeace Austria führt diese Liste sogar noch vor Kickl an: 1.151.097 Euro haben die Umweltschützer in den jüngsten sechs Jahren an Facebook gezahlt.
„Wiener Zeitung“ auf Rang 12
Es landet also nicht nur viel zu viel österreichische Parteienförderung bei US-amerikanischen Giganten. Auch zwangsläufige AK-Beitragszahler und edelmütige Spender für Umweltschutz und Tierwohl gehören zu den Hauptfinanciers der Werbung für politisch oder gesellschaftlich relevante Themen auf Facebook und Instagram.
Noch fragwürdiger erscheint die Gebarung der zum Digitalauftritt reduzierten Wiener Zeitung. Sie liegt mit 1.335 Anzeigen um fast 300.000 Euro auf Rang zwölf. Das derzeit vom Rechnungshof geprüfte Kombi-Unternehmen von WZ Online, Verlautbarungsplattform sowie Media-Hub für Journalistenausbildung und Medien-Start-up-Förderung steht im Eigentum der Republik. Eine Vorbildfunktion ist dadurch inkludiert. Die Facebook-Bedienung weist jedoch in die falsche Richtung.
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Dieser Beitrag ist ursprünglich in der News-Printausgabe Nr. 22/2025 erschienen.