Lebt seit 100 Jahren im Hundert-Morgen-Wald
Liebster Ort des vierjährigen Christopher Robin war der Londoner Zoo. 1920 als Sohn des Schriftstellers Alan A. Milne in London geboren, stand er vor dem Bärenkäfig, umklammerte die Gitterstäbe und sprach mit Winnie, wie ein kanadischer Soldat die Schwarzbärin, die er dem Zoo gespendet hatte, in Erinnerung an seine Heimat Winnipeg nannte. Ignorierte Winnie den kleinen Christopher, ging er zu den Schwänen, warf ihnen Brot zu und schrie: „Pooh!“, wenn sie es aus der Luft fingen. Daraus entwickelte sein Vater Milne die zeitlose Figur des Bären Winnie-the-Pooh.
Kindergedichte
Milne war Redakteur des Satire-Magazins „Punch“, bekannt für seine humorvollen Essays, Erzählungen und Theaterstücke. Für seinen Sohn Christopher Robin schrieb er Kindergedichte über die Abenteuer eines Bären, den er Mr Edward Bear und später Winnie-thePooh nannte.
Sein Freund E.V Lucas von Methuen Publishing hatte die Idee, die Gedichte zu illustrieren und die Abenteuer des Bären als Sammlung zu veröffentlichen. Er schlug den Zeichner Ernest H. Shepard vor, der mit Milne bei Punch arbeitete. Milne reagierte zurückhaltend – warum sollten seine Gedichte bebildert werden? Als Shepard jedoch nach einem verregneten Urlaub in Wales mit einem Stoß Zeichnungen zurück kam, war Milne begeistert.
Milne und Shepard entwarfen gemeinsam 1925 das erste Manuskript von „Winnie-the-Pooh“ mit zehn unabhängigen Erlebnissen. Das Buch erschien 1926 gleichzeitig in London und New York und war in wenigen Wochen ein Welterfolg. Im ersten Jahr wurden 200.000 Bücher verkauft, bis heute mehr als 50 Millionen Exemplare in 40 Sprachen.
Pu der Bär (deutsche Übersetzung von Harry Rowohlt) ist der gutmütige, langsame und vergessliche Bär, der im Hundert-Morgen-Wald lebt, am liebsten Honig isst und heitere Lieder singt. Sein bester Freund ist Schweinchen Ferkel. Im Wald leben die kluge Eule Oile, der depressive Esel I-Aah und das aggressive Kaninchen. Die einzig menschliche Figur ist Christopher Robin, bezugnehmend auf Milnes Sohn. 1928 erschien die Fortsetzung: „The House at Pooh Corner“.
Trotz des finanziellen Erfolgs war Milne enttäuscht, dass sich die Bewunderung des Publikums auf die Kindergeschichten reduzierte. Seine Romane, Theaterstücke und Kurzgeschichten wurden weniger enthusiastisch aufgenommen. Eine 1938 uraufgeführte Komödie war ein Flop.
Milne erwarb die Cotchford Farm, ein Landhaus in Ost-Sussex, wohin er sich zurückzog und 1952 starb. Seine Witwe verkaufte die Rechte an die Walt Disney Company, die mehrere Filme produzierte.
Winnie-Skulptur
Pilgerstätte der Fans ist der Londoner Zoo mit einer lebensgroßen Skulptur von Winnie. 1999 besuchten Offiziere des kanadischen Militärs den Zoo und weihten ein Denkmal für Leutnant Harry Colebourn ein, der Winnie dem Tiergarten gespendet hatte. Im April 2006 wurde Winnie mit einem Stern in Hollywood geehrt. In Warschau gibt es eine Pu-derBär-Straße.
Die Cotchford Farm erreichte 1969 noch einmal die Nachrichten, als man die Leiche des Rolling-Stone-Musikers Brian Jones im Pool fand.