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Medien: Wie Musk den Krieg erklärt und die Redefreiheit missbraucht

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Peter Plaikner

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Erst hat Elon Musk Twitter gekauft und X daraus gemacht. Dann hat er die Tweet-Politik entdeckt und sich Donald Trump zugewandt. Seitdem wird immer weniger klar, welcher dieser beiden Grenzgänger für die Welt gefährlicher ist

Zwischen 175 und 250 Millionen Menschen nutzen täglich TPFK AT. Das ist „The Platform Formerly Known As Twitter“. Ihr Käufer Elon Musk hat sie zu X umgetauft. Was Microblogger dort senden, wird aber weiterhin Tweet genannt. Sein knappes Zeichenlimit unterscheidet ihn von unbeschränkten Postings.

Diese Kürze taugt zum politischen Machtinstrument. Sein Spektrum von Gut- bis Bösartigkeit haben Barack Obama und Donald Trump bis zu dessen Account-Sperre ausgelotet. Twitter verbannte ihn wegen Aufrufs zur Gewalt anlässlich des Sturms aufs Kapitol. Musk hob die Sperre gleich nach Kauf der Plattform auf. Doch der Ex-Präsident erwidert die Anbiederung nicht mit Rückkehr, obwohl der X-Eigner längst im seichten rechten Fahrwasser segelt. Er mengt sich in deutsche Politik gegen Olaf Scholz ein, in britische kontra Keir Starmer und in amerikanische wider Kamala Harris. Einst Sympathisant der Demokraten, missinterpretiert der Seitenwechsler sinkende Geburtenraten als „Die Bevölkerung bricht rapide ein“ und fantasiert übers UK: „Ein Bürgerkrieg ist unvermeidlich.“ Das alles für 200 Millionen Follower – und mehr: Wer sich auf X dem Algorithmus ausliefert, entkommt seinem Besitzer nicht.

Nachrichtenwüsten

So wie Trump, der nun bekennt: „Ich liebe Elon.“ Also gibt er ihm ein vermeintliches „Interview“ auf X, dessen Nutzer kaum ausweichen können. Die zuletzt beschworene Alternative Bluesky stagniert bei sechs Millionen Nutzern. Ihr Co-Schöpfer und Twitter-Gründer Jack Dorsey hat sie verlassen. Unterdessen wachsen in den USA die News Deserts – Nachrichtenwüsten ohne eigenes Medium. Mehr als 200 Landkreise sind solch geistiges Brachland, wo die Quote der Trump-Wähler 2016 besonders hoch war.

Der Trend zur Info-Verödung erfasst auch Europa. In den ostdeutschen Hochburgen der AfD ist der Effekt bereits spürbar: je weniger journalistische Nachrichtenmedien, desto mehr Zustimmung für Rechtsaußen. Im September wählen Sachsen, Thüringen und Brandenburg. Ihre Beeinflussung läuft auf Hochtouren: Facebook, Instagram, YouTube und TikTok sind nur die Social-Media-Spitzen eines Eisbergs, der von Messenger-Diensten wie WhatsApp, Telegram und Signal manövriert wird.

„Jetzt herrscht Krieg“

Dagegen wirken dort wie hier X und Musk fast harmlos. In Österreich agieren zwar viele Multiplikatoren auf der Plattform, doch sie hat täglich nur 300.000 Nutzer – eine Dimension wie die „Salzburger Nachrichten“. In den USA hingegen erreicht sie noch jeden zehnten Wahlberechtigten. Es geht aber weniger um Reichweite als Missbrauch. Musk beruft sich auf Redefreiheit. Würde Mark Zuckerberg sie ähnlich nutzen, läsen wir auf FB, Insta und WhatsApp täglich zig Auslassungen von ihrem Besitzer.

Wie stark Musk abgebogen ist, zeigt eine Aktion abseits seiner politischen Mission. Erst ließ er seine CEO Linda Yaccarino verkünden, X verklage Firmen, die nicht dort werben. Dann schrieb er: „Wir haben zwei Jahre lang versucht, nett zu sein, aber es kamen nur leere Worte. Jetzt herrscht Krieg.“ Offenbar gegen TSFK AD – „The System Formerly Known As Democracy“. Die Demokratie, wie wir sie kannten.

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