Heinz Sichrovsky verteidigt Kunst und Kultur: Religion zurück in die Schulen – der 1. Mai (02.05.25)
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Sehr geehrter Herr Sichrovsky,
welchen Religionsunterricht meinen sie? Den katholischen oder den evangelischen? Sollen noch moslemische und jüdische Religionsunterrichte folgen? In der Mittelschule mussten wir Evangelische Schüler das Klassenzimmer verlassen. Der evangelische Religionsunterricht wurde dann an den normalem Unterricht angehängt. Der Religionslehrer war ein Sadist, der auch Ohrfeigen im Namen Gottes austeilte. Mir wurden die 12 Söhne Abrahams eingeprügelt, so dass ich sie heute noch mit 85 Jahren auswendig kann. Ich bin mit 14 Jahren aus der Kirche ausgetreten und meine Kinder eben so. Warum muss man austreten? Man ist ja nie bewusst eingetreten. Über Religionen kann man auch neutral im Unterricht lehren und lernen.
Karl Hawlik
Lieber Heinz Sichrovsky,
noch nie haben mich Ihre Spitzentöne so ratlos gemacht wie die aktuellen.Sie haben mich in Ihrem Newsletter zum Religionsunterrich zitiert und "wortmächtig" genannt, was mich ungemein freut und ehrt.
Danke dafür. Warum ich über Ihre Spitzentöne so rat-und mutlos bin, und mich gar nicht wortmächtig fühle, liegt nicht daran, was Sie schreiben, da stimme ich Ihnen großteils zu. Es ist dieses anhaltende Kriegsgerassel in einer absolut instabilen Weltlage. Ich glaube, niemand kann ehrlicherweise einschätzen, was Putin bereit ist, noch alles zu tun. Und bei Trump kann man sich sicher sein, dass er seine Meinung je nach Befindlichkeit ändert und jederzeit dazu fähig ist, Welt erschütternde Taten zu setzen. Berücksichtigt man diese Erkenntnisse, dann sind die Wortspenden der parlamentarischen Kriegstouristen von SPÖ, ÖVP, Grünen und Neos in ihrer Wichtigkeit und internationaler Wahrnehmung wahrscheinlich etwa so zu bewerten wie das sprichwörtliche Rad, das gerade in China umfällt. "Das Ausreizen unserer militärischen Neutralität" ist vielleicht ein Reizthema in Österreich, aber die Entscheidungen werden längst ganz woanders getroffen. Wie es aussieht, nicht einmal auf europäischer Ebene. Und die Idee, Österreich wieder als internationalen Verhandlungsort zu etablieren, ist wohl auch nur von trügerischer Hoffnung geprägt. Heute trifft man sich zu Verhandlungen in Dubai oder Katar. Oder zwischendurch auf zwei Sesseln im Petersdom. Soll sein, wenn's denn zu Frieden führt. Aber Skepsis ist bei den unberechenbaren Akteuren wohl angesagt.
Jetzt muss ich aber zur Kultur zurückkehren. Gerade habe ich gelesen, Joe Chialo ist als Kultursenator in Berlin zurückgetreten, mit der Begründung, dass er weitere Einsparungen nicht mehr mittragen kann. Das wird auch nicht helfen, er hätte sich wohl früher stark machen müssen.
Mir tut es leid, dass er geht. Zum Abschluss möchte ich noch meine Freude der Woche anbringen. Morgen werde ich mir in der Staatsoper die wegen der großartige Besetzung allseits gelobte Aufführung des "Lohengrin" anschauen. Halten Sie mir die Daumen, dass Klaus Florian Vogt auch singt. Er ist für mich nach wie vor der Lohengrin schlechthin, soviel Subjektivität muss sein.
Ich grüße Sie wie immer herzlich, schönes Wochenende und alles Liebe Riki Pacik